Haibach bei Schärding


Subjektive "Wahrheiten" und philosophisches
eines internationalen Ur - Haibachers

(Autor: Dipl.Ing. Alfred Hager, Haibach-Salzburg)

Der Ortsteil Haibach - im Volksmund auch 'Hoaboch' genannt - kann mit Fug und Recht als der bemerkenswerteste und interessanteste Teil der Gemeinde Freinberg genannt werden.

Diese Einstufung gründet auf folgende Besonderheiten:

  1. Haibach ist mit über 3 km die längste Ortschaft der Gemeinde (wahrscheinlich überhaupt die längste Ortschaft der Welt)
  2. Von der Mitte des 19.Jahrhunderts bis in die Fünfzigerjahre dieses Jahrhunderts spielte das Haibachtal eine überragende wirtschaftliche Rolle: Ohne zu übertreiben konnte man es damals das Ruhrgebiet der Gemeinde Freinberg nennen.
  3. Betrieb reihte sich an Betrieb, im engen Tal wurde jeder Quadratmeter Boden genutzt. Das rauschende Wasser des Haibachflusses floß von einem Wasserrad zum nächsten und trieb mit unermüdlicher Kraft Schmiede- und Kupferhämmer, Mühlräder, Drehbänke und andere hochtechnisierte Geräte.
    In der Nachbarschaft dieser von Wasserkraft abhängigen Werke siedelten auch viele andere Betriebe an: Hufschmied, Wagner, Stoppelfabrik(einmalig in der Welt!)
  4. Haibach ist eine internationale Ortschaft: Schon lange vor Erfindung der EU hat Haibach die Grenzen überwunden und sich in Form des Ortsteiles Bayrisch Haibach im benachbarten Passau bis zum Donauufer ausgebreitet. Diese Internationalität beweist sich auch darin, daß Haibach ein Gasthaus aufzuweisen hat, in dem die deutsch-österreichische Grenze mitten durch die Gaststube führt (-> "Gasthaus zur Mauth").
  5. Vor dem großen Wirtshaussterben in den 60er und 70er-Jahren wurden in Haibach 5 Wirtshäuser erfolgreich betrieben, jetzt sind es leider nur noch 2 1/2.
  6. Einmalig ist auch, daß der Ort genauso heißt wie das größte Gewässer, das durch den Ort durchfließt. Durch diese Namensvergabe wird auch die Bedeutung des Haibaches für den Ort betont.


Zur Geschichte Haibachs.
 

Aufgrund seiner Anbindung zum Donaustrom und wegen seiner geschützten Lage und seines Fisch- und Wildreichtumes wurde Haibach bereits in der Urzeit der Menschheit immer wieder gerne besiedelt. Auch die Neandertaler lebten viele Jahrtausende in diesem wunderschönen Tal und betrieben mehrere Keulenfabriken. Sie konnten zwar die Wasserkraft noch nicht für Maschinen nutzen (diese waren damals ja noch gar nicht erfunden!), aber sie konnten die schweren Keulen ohne große Mühe im Wasser des Haibachs bis zur Donau transportieren und von da zu anderen Neandertalersiedlungen.
Dort tauschten sie die Keulen gegen Neandertalerinnen ein, was man gerne als Beweis für die Intelligenz oder Dummheit der Neandertaler sehen kann, je nachdem, auf welcher Seite man steht.
Die Anwesenheit der Neandertaler konnte bis heute durch entsprechende Funde zwar nicht direkt bewiesen werden, aber es wird intensiv weiter gesucht.

Als die Römer in die Gegend von Freinberg kamen, da war es für sie ganz klar, daß sie ihr Lager "Castra Batava" ganz in der Nähe von Haibach errichteten: Ca. 1 km donauaufwärts von der Haibachmündung.
Allerdings brachten die Römer mit ihrer lockeren Lebensweise ziemliche Unruhe in das geordnete Leben der alten Haibacher. Sie lernten den Wein kennen und schätzen, verdingten sich den hochnäsigen Römern für niedrige Dienste um wenig Geld, um so an den begehrten Vinum heranzukommen.
Natürlich soffen sie sich öfter als ihnen gut tat einen fürchterlichen Rausch an. Sie wurden durch diese Ausschweifungen stark geschwächt und so riß ein winziges Dorf auf dem Dreiflußfelsen die wirtschaftliche Entwicklung an sich: Passau entstand, wuchs und wuchs und überflügelte bald die frühere Industriezone Haibach.
Für die Klugheit der Haibacher zeugt, daß sie gegen das wachsende Passau keinen Krieg führten, das hätte nur beiden geschadet. Über viele Jahrhunderte lebten so Haibach und Passau friedlich nebeneinander her.
1786 kam das Innviertel zu Österreich und eine für alle HaibacherInnen schmerzliche Grenzziehung mußte hingenommen werden: Bayrisch-Haibach wurde von der Mutter abgetrennt, kam zu Passau und die Landesgrenze verlief mitten durch den Ort.
Aber die Haibacher machten wie immer das Beste daraus, sie verlegten sich auf das Schmuggeln (auch "schwiarzen" genannt) und verdienten sich mit z.B. mit Salztransporten über die grüne Grenze manchen wertvollen Gulden dazu. Die Finanzer welche die Grenze bewachten und manchen armen Haibacher einfingen und in den Kotter stecken liesen, waren entsprechend ungeliebte und oft bekämpfte Zeitgenossen. Die alten Leute wissen oft noch schaurige Geschichten von dieser Zeit zu erzählen.
Erwähnenswert ist sicher auch, daß einige Schmuggler sich der Festnahme entziehen konnten, indem sie über den streckenweise die Grenze bildenden Haibach sprangen. Auf der anderen Seite des Baches blieben sie sitzen und zeigten den Finanzern und Gendarmen die lange Nase. Damals gab es noch keine Interpol, jenseits des Baches hatten die Österreichischen Beamten jedes Recht verloren.

Mit der zunehmenden Elektrifizierung ab den 50er-Jahren dieses Jahrhunderts verlor das Haibachtal seine wirtschaftliche Bedeutung. Die Betriebe wurden mehr und mehr auf die Hochebenen von Hanzing und Hareth verlegt, hier war mehr Platz. Nur das Gemeindeamt ließ man bewußt im schönen und schützenden Talkessel von Unterhaibach. Hier konnten Bürgermeister und Gemeinderat ungestört ihre wichtigen Entscheidungen treffen und in der Schaltzentrale der Macht zum Wohle der Bürger arbeiten. Daß sie dieses sehr gut taten, sieht man daran, daß die Gemeinde Freinberg heute wirtschaftlich blendend da steht und sich sogar zwei Feuerwehren leisten kann.

 

Hier einige alte Ansichten von Haibach:

    

Man beachte bitte: Das Aussehen des Gasthauses Mayerhofer hat sich geändert( Anzahl und Lage der Fenster, die kleine  Hütte links davon ist weg). Leider gibt es keine exakten Jahreszahlen zu den Fotos. Aber der bekannte Haibachforscher Alfred H. hat versprochen, neben seinen urgeschichtlichen Ausgrabungen und seiner Gasthausforschung auch die Datierung der Fotos so rasch wie möglich zu erledigen.

Blick auf Ortskern etwa um 1900
Der Mast in der Mitte des Bildes ist kein GSM-Sendermast



Die vielen Rohre neben dem Gasthaus Mayerhofer sind für den Straßenbau (Entwässerungsrohre) der Straße nach Schardenberg (=Eisenbirner Landesstrasse) bestimmt. Dieser Straßenbau fand gleich zu Beginn des Jahrhunderts statt, das Foto wurde also um die Jahrhundertwende aufgenommen.

All diese Bilder zeigen, wie schön es im Haibachtal war, bevor gewissenlose Grundstückspekulanten durch rücksichtslose Aufforstung mit Fichtenwäldern bis dicht an die Häuser heran die Lebensfreude der HaibacherInnen schier zu ersticken begannen. Aber der Widerstand beginnt sich langsam zu formieren, der Club der Motorsägenfreunde wird demnächst gegründet.
 

Im nächsten Bild (Febr. 68) sieht man die enge Freinberger Straße oberhalb des Hager-Hauses. Dieser Abschnitt wird z.Zt. mit hohen Kosten verbreitert, damit die Touristen sich gefahrlos innerhalb der Gemeinde bewegen können.


Im  Jahr 1967 wurde dieses Foto aufgenommen:



Hier ist die Verurwaldung erst in zarten Ansätzen erkennbar. In den vergangenen 30 Jahren hat sich der hier sichtbare Hang mit einem dichten, hohen Fichtenwald überzogen.
Auf der Straße ist ein kleiner Teil des alten Postautobuses zu erkennen. Dieser Bus brauchte von Haibach nach Schärding eine geschlagene Stunde, allerdings waren die Straßen damals auch viel kurvenreicher und generell schlechter als heute.

In den letzten Jahren wurde mit der Errichtung von Schutzhütten (Haibach 7 und Haibach 76) ein wichtiger Schritt gesetzt, um Besucher- und Touristenströme wieder verstärkt nach Haibach zu lenken. Die Bewohner wurden geschult:
Englisch wurde unterrichtet, mehrere Freundlichkeitskurse wurden gehalten. Condom-Automaten wurden an vielen Stellen aufgestellt, Bratwurst mit Sauerkraut sowie Pommes mit Ketchup wurde in allen Gasthäusern obligatorisch für die Speisekarte eingeführt usw.
Diese Aktivitäten sind quasi lebensnotwendig für Haibach, denn im Zuge der Atomstromdiskussionen könnte es leicht geschehen, daß alte Kraftwerkspläne wieder aufleben: Beim Köberl eine hohe Staumauer quer über das Tal zu errichten, den Haibachfluß aufzustauen und "sauberen" Strom zu erzeugen.
Daß die meisten Häuser unter den Fluten versinken würden, das kann und darf uns nicht kalt lassen: Protestiert gegen diese barbarischen Pläne!!