Geschichte von Weikertschlag

 

   

Um 1230 war Weikertschlag bereits ein Markt. Im Orte befanden sich zwei landesfürstliche Höfe, deren einer dem Geschlechte   der   Weikertschlager   (von   1178   bis ins 15. Jahrhundert erweisbar) verliehen war. Als Namensgeber für den Ort dürfte einer dieser Lehensherren, Wichard, in Betracht   kommen.  Weit  älter  ist  der  Name des Flusses Thaya       der      schon       den   Kelten   um   das      Jahr 985 zugeschrieben wird und von "Taja", das heißt „die Schweigende“ – weil sie leise dahinschleicht, hergeleitet wird. Der Markt hatte in den Religionskriegen schwer gelitten und wurde 1755 durch Feuer zerstört. 

Das Marktrecht und andere Privilegien sind im so genannten 40. Rügezettel der Marktrechte zu Weikertschlag (1603) enthalten.

Kaiser Josef I. bestätigte nach 1710 den Banntaibing – das Wappen, Jahrmarkt und andere Freiheiten - von Weikertschlag.

 

 

Die Burg Weikertschlag, einst eine mächtige Grenzfeste, lag auf dem jetzigen Schlossberg. Nach dem Aussterben der Babenberger (1246) betrachtete sich König Ottokar von Böhmen als ihr rechtmäßiger Besitzer und forderte sie noch 1276 von König Rudolf von Habsburg zurück, da sie ihm feindselig entrissen worden sei. Doch die Grenzfeste verblieb den Habsburgern. Im 14. Jahrhundert wurde die Burg durch eine Hinterlist von den Raubrittern Dieter Hillebrand, Heinrich Dürrenteufel von Jaispitz und Heinrich von Neuhaus eingenommen.  Die Herzöge Wilhelm und Albrecht IV. belagerten und zerstörten aber die Burg (1399), die nun nicht mehr aufgebaut, sondern mit Drosendorf vereinigt wurde. 1633 waren davon noch ein Burgstall (Burgstelle) und Vorräte von Steinen vorhanden. Heute ist die Burg Weikertschlag spurlos verschwunden. Die noch heute sichtbare Ruine auf dem Pankratius-Hügel ist die Kapellenruine. Die vormals auf dem Hügel über dem Orte gestandene St. Pankratiuskapelle dürfte wahrscheinlich zu der auf diesem Berge einst bestandenen Raubritterburg gehört haben. Die Kapelle wurde 1781 abgetragen und eine Glocke derselben wurde dem anschließenden Orte Oberndorf überlassen. Das kleine bescheidene Glöckchen, das aus dem Wallfahrtskirchlein St. Pankratius stammte, wurde im Jahre 1723 von dem Meister Christoph in Krems gegossen. Im Thayaflusse aufgefunden, kam das Glöcklein mit Bewilligung des Pfarrherrn nach Oberndorf und dort hing es in einem hölzernen Glockenturm.

 

 

Im Jahre 1912 wurde durch eine bedeutende Geldspende der Frau Josefine Zach aus Wien und durch wohltätige Mithilfe mehrerer Hausbesitzer von Oberndorf der Bau eines offenen Kapellchens „Sankt Josef“ mit einem massiven Turm ermöglicht und das alte historische Glöckchen fand in diesem Turm Aufnahme. Als im Jahre 1917 tausende Kirchen- und Kapellenglocken zur Kriegsverwendung einberufen wurden, da war auch das Oberndorfer Glöckchen nebst zwei Glocken der Pfarrkirche Weikertschlag dabei. Im Jahre 1920 wurde von der Theatervereinigung Oberndorf-Weikertschlag   eine   neue Glocke mit einem Gewicht von     38 Kilogramm bei der Berndorfer Gießerei für den Oberndorfer Glockenturm angeschafft.

 

 

Zu den Sehenswürdigkeiten von Weikertschlag zählt die Pfarrkirche zum heiligen Stephan. Sie ist eine der ältesten der Gegend (1155). 1544 waren Kirche und Pfarrhof      in     schlechtem      Bauzustande. Erstere brannte 1659 ab, ein gleiches Schicksal traf sie 1755. Die Pfarrkirche ist eine gotische, dreischiffige Basilika-Anlage mit   geradem Chorabschluss und einem Westturm, um 1760 stark barockisiert. Besonders prunkvoll ausgeführt sind die großen steilovalen Bilder des Mittelschiffes, welche die zwölf Apostel in Landschaft, im Hintergrunde ihre Marterung darstellen und über dem Triumphbogen das Bild „Kreuzigungsgruppe“ (alle Bilder stark gedunkelt, um 1740). Über dem Hauptaltar thront die heilige Dreifaltigkeit mit Wolken und Cherubsköpfchen, von großen anbetenden Engeln umgeben. Seitlich vom Altar erheben sich große Statuen von vier Heiligen. In einem reich geschnitzten Rahmen sehen wir als Altarbild die Hinrichtung des heiligen Stephan (1739).

Der Kirchturm beherbergt in seinem Glockenhaus vier Glocken, von denen zwei erst im Jahre 1931 durch die Bemühungen des hochwürdigen Herrn Pfarrers Gilbert Müllner von der Glockengießerei Pfundner in Wien geliefert werden konnten. Zu dem sorgsam gepflegten Friedhof, der die Kirche rings umschließt, fesselt der Karner (Beinhaus), dessen Krypta eine Unmenge von Totenschädeln und Gebeinen aufgenommen hat, unsere Aufmerksamkeit.

 

 

 

 

Ein altehrwürdiges Erinnerungszeichen an längst vergangene Zeiten steht auch mitten im Orte auf dem Marktplatz, - die Prangersäule (1735) mit der Figur eines Kriegers, der im Volksmunde als Prangerhansl  bezeichnet wird, mit einer Steinkugel an einer Kette an der Rückseite des Granitpfeilers und mehreren Eisenschließen. Die Prangersäulen dienten einst als Strafmittel (am Pranger stehen) und auch Richtstätten, dürfen aber nicht als Marktsäulen auf das Marktrecht bezogen werden.

 

 

 

 

Zu den historischen Denkmälern zählt noch am südöstlichen Ortsausgang unweit des Pfarrhofes eine alte Marter aus Granit mit einem aus dem Stein gemeißelten, etwas undeutlichen Hufeisen.

 

 

 

 

 

 

 

Weiters befindet sich am südlichen Ortsende nahe der Thaya die Klafferquelle. Das Klafferwasser ist wohlschmeckend und sehr rein. Der „Klaffer“ galt früher als Heilquell für Augenleiden. Über dem Bründl wurde im Jahre 1835 eine kleine Kapelle errichtet.

 

 

 

 

 

 

 

Die Feuerwehr errichtete im Jahre 1920 zum Gedenken an die Opfer des 1. Weltkrieg an der Straße nach Oberndorf ein prächtiges Kriegerdenkmal.

 

 

 

 

Im Jahre 1929 wurde außerhalb des Ortes das langgedehnte, stattliche Zollgebäude errichtet.

 

 

 

 

 

 

Am Marktplatz wurde in den Jahren 1932 – 1933 von dem Architekten und Baumeister Franz Vogler aus Raabs an der Thaya das neue Rathaus erbaut. Die Pläne für die Fassade stammen vom Konservator des Baudenkmalamtes Regierungsrat   Sigirs   und   wurden der Gemeinde kostenlos zur   Verfügung gestellt.   Am   3. September 1933 wurde das neue Rathaus feierlich eröffnet. In diesem Gebäude befindet sich heute das Heimatmuseum von Weikertschlag und eine Filiale der Raiffeisenkasse.

 

 

 

Obige Zusammenfassung stammt aus einem von Schuldirektor i.R. Franz Wirth, Weikertschlag an der Thaya,  im Jahre 1934 verfassten Text  „Der Markt Weikertschlag an der Thaya einst und jetzt".

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