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Hauptburgenname Leiben
ID 2076
Objekt Burg-Schloss
Adresse 3652 Leiben, Schloss 1
KG Leiben
OG/MG/SG Leiben
VB Melk
BMN34 rechts 672155
BMN34 hoch 345548
UTM 33N rechts 521105.23
UTM 33N hoch 5343407.39
Link auf NÖ-Atlas Lage auf Karte im NÖ-Atlas ...
Zufahrt PKW: In Weitenegg von der Wachauer Bundesstraße (B 3) nördl. in das Weitental abzweigen, wo man nach 2,6 km die Zufahrt zum Schloss (Hinweistafel „Schloss Leiben") erreicht, vor dem sich ein großer Parkplatz befindet. RAD: Im Zuge des „Donauradweges" zweigt in Urfahr, knapp westl. von Weitenegg, eine beschilderte Radroute nach Artstetten ab, die nach ca. 3 km durch Leiben führt.
Geschichte Die 1. Nennung erfolgt 1196 mit Ortolf v. „Liuben". Das Geschlecht der Hrn. v. Leiben („Leiden“) ist in der Folge bis 1332 hier nachweisbar. Um 1338 gelangt verm. 1 Hälfte der Burg in ldfl. Besitz. 1360 verschreibt Konrad v. Maissau das halbe „haws dacz Leiden" seiner Frau Elisabeth v. Wallsee. 1379 wird Heinrich v. Haslau von Hzg. Albrecht III. mit der halben Burg belehnt. 1391 erscheint Ulrich v. Dachsberg „zu Leybem", noch im selben Jahr wird Hans Fritzelsdorfer im Stiftungsrevers des Weitener Pfarrers über eine von Fritzelsdorfer und den Pöbringern sowie den Bürgern von Weiten gemeinschaftlich getätigte Frühmessstiftung (als Inhaber der Burg?) nach Leiben zubenannt (DASP, PA Weiten, Pfarrakten 3, Fasz. Stiftungen). 1402 wird die Burg, nach wie vor im Besitz des Hans Fritzelsdorfer, zerstört. Danach gehört sie Hans Gilleiser, 1451 den Hrn. v. Ebersdorf. Nach den Stockhornern und den Neideggern gelangt sie an den aus Kroatien stammenden niederadeligen Aufsteiger Andreas Krabat v. Lappitz (Grabplatte seiner Frau Elisabeth Harasser, gest. 1505, in der Filk. Leiben). Unter den (Krabat v.) Lappitz (v. a. Andreas’ Sohn Dr. Ulrich v. Lappitz) erfolgt ein Ausbau der Hft. Leiben (seit 1531 vereinigt mit Weitenegg und Sitz in Leiben). Nach 1535 sind (durch die Verehelichung von Joachim Volkra [gest. 1559, s. Epitaph und Totenschild in der Fk. Leiben] mit Ulrichs Tochter Anna v. Lappitz) die Volkra Besitzer. Joachims Tochter Christina bringt Leiben und Weitenegg 1567 in die Ehe mit Wolf Dietrich v. Trauttmansdorff ein (ein Denkmal auf die Eheschließung 1567 und ein Epitaphaltar des Ehepaars von 1594 in der von ihnen mit einer Gruftanlage versehenen Filk. Leiben). 1617 gelangt die Hft. an die Geyer v. Osterburg (1627/1630 Hans Christoph Geyer v. Osterburg zu Leiben und Weitenegg), sie bringen die Anlage in die heutige Form. Ihnen folgen 1661 die Sinzendorf, 1738 die Fürnberg und 1796 K. Franz I., dessen Nachkommen bis 1918 die Hft. innehaben. 1945 folgen die Österr. Bundesforste. Seit 1989 ist das Burg-Schloss im Besitz der MG Leiben, deren Tochtergesellschaft, die ÖKOREGIO GmbH, das Objekt als Museums- und Kulturobjekt betreibt.
Text G.R., A.H.Z.
Lage/Baubeschreibung Ca. 2 km vor der Einmündung des Weitenbaches in die Donau liegt am rechten Ufer, einen relativ niederen Felssporn oberhalb der Weitentalstraße nutzend, das Burg-Schloss Leiben. Der zum Tal tlw. senkrecht abfallende Sporn wird vom westl. Hinterland mit dem Dorf stark überhöht. Die Platzwahl folgte verm. nicht wehrtechnischen Erfordernissen, sondern dem Umstand, dass hier das Tal eingesehen werden und die Burg besser in Szene gesetzt werden konnte. Der Bau präsentiert sich heute als jüngst restaurierter, im Gefüge ungewöhnlich stark gegliederter und auch vertikal durch divergierende Dach- und Gebäudehöhen stark gestaffelter Komplex, der durch einen großen Hof im W und einen kleinen Hof im O erschlossen wird. Die Lage der östl. Teile auf dem Felssporn und die polygonale, verwinkelte Grundrissentwicklung legen die Verwendung hma. Teile nahe, die sich durch die starken Überformungen späterer Perioden und den nahezu lückenlosen Flächenputz der Innenräume der Befundung entziehen. Nur in einem Kellergeschoß des auffällig zum Tal vorspringenden O-Traktes, wo eine ca. 10 x 6 m große Raumsituation unmittelbar am Steilabfall erschlossen werden kann, ist hma., lagerhaftes Bruchsteinmauerwerk mit Kellenstrich festzustellen, das in die Zeit der ersten Nennung, E. d. 12. Jhs., datiert werden kann. Die geringe Dimension und Mauerstärke des Baues lassen hier nicht das ehem. „Feste Haus" vermuten, sondern, wie ein vermauertes Rundfenster im O mit kreuzgekrönter Putzfasche zeigt, die ehem. Kapelle, die sich als Chorquadratsaal rekonstruieren lässt. Weitere Sockelzonen südl. anschließender Teile und ein daraus vorspringendes, heute funktionsloses Mauerstück knapp am Steilabsturz lassen ebenfalls eine Datierung ins Hochmittelalter zu. Andernorts noch sichtbares Mauerwerk, vor allem in Basisbereichen talseitiger Teile, deutet auf eine Entstehung nicht vor dem späten 15. Jh. bzw. im frühen 16. Jh. In diese Zeit dürfte ein tlw. als Außenmauer, tlw. als Binnenmauer einbezogener, im Grundriss spürbarer polygonaler Bering zu datieren sein, der noch in späterer Zeit die Entwicklung des Baues bestimmte. Zu diesem Bering können die beiden flankierenden Schalentürme an der NW- und S-Ecke sowie ein in allen Geschoßen feststellbarer, rechteckiger, mauerstarker Turmbau im Zentrum der W-Front, mglw. der ehem. Torturm, gerechnet werden. Ein Schulterbogenportal im Bereich des kleinen Hofes ist durch seine überreiche Form in das frühe 16. Jh. zu datieren. Der heutige Bau resultiert aus massiven, naheliegend mehrphasigen Um- bzw. Neubauten der 1. H. d. 17. Jhs., vor allem nach der Übernahme durch die Geyer v. Osterburg 1617. Die moderne, durchwegs 3-gesch. Verbauung, die vor allem den N-Trakt in erhöhtem Maß für Wohn- und Repräsentationszwecke nutzte, ordnete sich trotz tiefgreifender Veränderungen dem sma./fnz. Baukonzept unter. Die Neubauteile sind durch einheitliche Fenstergliederungen und kräftige, aufgeputzte Ortquaderungen an den Außenfronten und durch gegratete Stichkappen- oder Stuckgewölbe im Inneren geprägt. Die Stockwerke, die zueinander tlw. stark höhenversetzt sind, sind durch ein Stiegenhaus im SO-Trakt sowie durch zahlreiche kleinere Treppenanlagen, darunter 3 hölzerne Spindeltreppen, untereinander verbunden. Zu den herausragenden Räumen des N-Traktes gehören der sog. „Rittersaal" mit der aus der M. d. 17. Jhs. stammenden, bemalten Kassettendecke mit dem Wappen der Geyer v. Osterburg, ein benachbarter Raum mit Kassettendecke und die im W angelegte, ehem. jüngere Kapelle mit stuckiertem Spiegelgewölbe. Außerhalb des ehem. Beringverlaufes wurde im SW ein weit in den Graben vorgeschobener, 5-gesch. Schüttkasten errichtet, der abgewinkelt älteren Baulinien folgt und in seinen Ebenen zahlreiche Kreuzscharten für Hakenbüchsen zeigt. Besonders der Bereich gegen die südwestl. Überhöhung erforderte stärkere Annäherungshindernisse, u. a. den tiefen, mit gemauerter Konterescarpe versehenen Halsgraben, dessen beiderseitige Eingänge durch Toranlagen gesichert waren. Bereits auf das Spätmittelalter geht der auf der gegenüberliegenden Anhöhe situierte, halbrunde Batterieturm zurück, der in seinen Geschoßen zahlreiche Scharten für leichte Feuerwaffen zeigt, heute jedoch in ein Privatgrundstück einbezogen ist. Der seit der Übernahme durch die OG Leiben in Etappen restaurierte Bau ist heute als kultureller Mittelpunkt des Ortes zum Museums- und Veranstaltungsobjekt ausgebaut und bietet die nötige Infrastruktur für vielfältige Veranstaltungen.
Text G.R.
Erhaltungszustand/Begehbarkeit Restauriertes Burg-Schloss mit div. Museumssammlungen. Gegen Eintrittsgebühr zu besichtigen.
Touristische Infrastruktur Jüngst restaurierte, baulich gut erhaltene Burg-Schloss-Anlage, die durch Einbeziehung älterer Teile ein vielgliedriges, markantes äußeres Erscheinungsbild bietet. Im Schloss ist ein Landtechnik-Museum eingerichtet, mit einer Spezialsammlung von Traktoren sowie Sonderausstellungen Öffnungszeiten: April–November: So, Fei 10–17 Uhr. Ab 10 Personen ist die Besichtigung bei Voranmeldung auch zu anderen Zeiten möglich. Das „Europaschloss" Leiben präsentiert darüber hinaus ein abwechslungsreiches Jahresprogramm als EVENTschloss, worüber der Veranstaltungskalender der MG informiert.
Gasthäuser GH „Traube" in Leiben, GH Winkler in Leiben, GH „Weitentalhof" in Weiten-Am Schuss, GH Dürregger in Ebersdorf.
Literatur
  • Georg Binder, Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser (2 Bde.). Wien–Leipzig 1925 II, 11 f.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber, Burgen Waldviertel Wachau. St. Pölten 2001, 212 ff.
  • Falko Daim, Karin und Thomas Kühtreiber (Hg.), Burgen Waldviertel - Wachau - Mährisches Thayatal. Wien 2009, 287 ff.
  • Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels. Geschichte, Kultur, Wanderziele, Gastronomie (hg. v. ARGE Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels). St. Pölten–Wien 1994 II, 60 ff.
  • Georg Clam-Martinic, Österreichisches Burgenlexikon. Linz ²1992, 151
  • Dehio Niederösterreich, nördlich der Donau (hg. v. Bundesdenkmalamt). Wien 1990, 658 f.
  • Franz Eppel, Die Wachau. Österreichische Kunstmonographie II. Salzburg ³1975, 131 f.
  • Gerhard Floßmann, Der Bezirk Melk – Herzstück Niederösterreichs. Band II einer Bezirkskunde. Melk 1994, 315
  • Martina Lorenz, Karl Portele, Burgen Schlösser Österreich. Wien 1997, 53
  • Alois Plesser, Hans Tietze, Die Denkmale des politischen Bezirkes Pöggstall. Österreichische Kunsttopographie IV, Wien 1910, 71 ff.
  • Walter Pongratz, Gerhard Seebach, Burgen und Schlösser Ysper – Pöggstall – Weiten. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/2 (Birken-Reihe), Wien 1972, 59 ff.
  • Georg Matthäus Vischer, Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 62
  • Andreas Hermenegild Zajic, Aeternae Memoriae Sacrum. Waldviertler Grabdenkmäler des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Ein Auswahlkatalog. Ungedruckte Staatsprüfungsarbeit am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Wien 2001, Kat.Nr. 44, 77 f., 101, Reg. 17 und 225
Leiben. Luftbild von NO (2000) - © Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Leiben. Luftbild von NO (2000)
© Gabriele Scharrer-Liška, VIAS
Leiben. Stich von G. M. Vischer (1672) - © Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Leiben. Stich von G. M. Vischer (1672)
© Digitalisierung: Thomas Kühtreiber
Leiben. Das Allianzwappen in der Kassette des Großen Saales (1986) - © Leopold Mayböck
Leiben. Das Allianzwappen in der Kassette des Großen Saales (1986)
© Leopold Mayböck
Leiben. Vereinfachter Bauphasenplan (2006) - © Grundlage: Schlossarchiv; Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht
Leiben. Vereinfachter Bauphasenplan (2006)
© Grundlage: Schlossarchiv; Baualter: Gerhard Reichhalter; Digitalisierung: Patrick Schicht