Haunoldmühle, Obergrünburg (Oberösterreich)

Tag des Denkmals 2013 (III) – Auf Abwegen

Im Anschluss an den vorigen Post nun gleich noch ein Bauwerk, das ich am diesjährigen Tag des Denkmals gesehen habe – auch wenn es zugegebenerweise gar nicht im offiziellen Programm stand. Aber kaum dass ich das Kalchgütl verlassen hatte, sah ich schon nach wenigen hundert Metern den Schornstein und die Giebel einer alten Fabrik aus dem Talboden der Steyr hervorlugen, und da konnte ich natürlich nicht widerstehen, anzuhalten und nachschauen zu gehen, was denn das für ein Gemäuer sei.

Wie sich herausstellte, handelt es sich um die sogenannte Haunoldmühle, die direkt am Bett der Steyr gelegen ist. Hört man nur den Namen, so denkt man spontan vielleicht an das idyllische Klappern eines Mühlrades in einem kühlen Grunde, doch das ist in diesem Fall nur noch ferne Erinnerung. Zwar ist an dieser Stelle tatsächlich seit dem 16. Jahrhundert eine Säge- und Mahlmühle dokumentiert, doch wurde diese im Zuge der Industrialisierung des Steyrtals schon Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem Blech- und Streckwalzwerk umgebaut. Es dauerte dann allerdings nicht allzu lange bis zur nächsten Umwidmung: 1907/1908 wurde aus dem Walzwerk eine Holzstoff- und Pappenfabrik, und aus dieser Zeit dürfte auch die heute noch bestehende Produktionshalle stammen. Vor allem der geometrische Dekor der Giebel zeigt bei aller Schlichtheit deutlich, dass hier jemand am Werk war, der mit der damals modernen Formensprache des Jugendstils vertraut war.

Wie bei vielen Fabriksbauten jener Zeit ist das wichtigste Gestaltungselement an den Fassaden das Wechselspiel von glatt verputzten, weißen Flächen und Sichtziegelmauerwerk. Und sicherlich war der Umstand, dass es sich um einen Ziegelbau handelt, mit ein Grund, warum die Haunoldmühle für das Programm des heurigen Denkmaltages von vornherein gar nicht in Frage kam, war dieser doch wie erwähnt ganz dem Baumaterial Stein gewidmet.

Allerdings sprach wohl noch etwas anderes gegen die Aufnahme ins Programm, und das nicht nur heuer: Die schlichte Tatsache, dass es sich bei der Haunoldmühle offenbar gar nicht um ein Denkmal im rechtlichen Sinne handelt – in der Liste der unbeweglichen und archäologischen Denkmale unter Denkmalschutz für Oberösterreich sucht man sie vergebens. Das mag daran liegen, dass das Werk noch bis 1990 in Betrieb war (und vor allem Bierdeckel produzierte), was zu Veränderungen der ursprünglichen Bausubstanz durch spätere Um- und Zubauten geführt hat. Dennoch handelt es sich, wie ich finde, um ein bemerkens- und erhaltenswertes Stück Industriearchitektur.

Aber immerhin wirkt das Mauerwerk der Halle noch ganz solide, der weiße Putz recht neu – akut vom Verfall bedroht scheint die Anlage demnach nicht zu sein. Hoffen wir also das Beste…

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The Haunoldmühle [Haunold Mill] is an old factory in the Steyr Valley, built in 1907/1908. The simple geometric ornaments on its facade clearly show the influence of art-nouveau architecture. The building’s name is derived from a mill which used to be in that location from the 16th to the 19th century.

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