100 Meisterwerke: 45. „Versuchung des Heiligen Antonius“ von Salvador Dalí

Versuchung des Heiligen Antonius

Salvador Dalí war ein spanischer Maler, Grafiker, Schriftsteller, Bildhauer und Bühnenbildner. Als einer der Hauptvertreter des Surrealismus zählt er zu den bekanntesten Malern des 20. Jahrhunderts. Um das Jahr 1929 hatte Dalí seinen persönlichen Stil und sein Genre gefunden, die Welt des Unbewussten, die in Träumen erscheint. Das Motiv der Versuchung des heiligen Antonius durch Irdische Lüste und den Teufel ist seit dem Mittelalter ein beliebtes Motiv in den verschiedensten Kunstrichtungen.

Das Bild „Versuchung des heiligen Antonius“ wurde um 1945 mit Öl auf Leinwand gemalt. Es hat die Maße 89,7 x 119,5 Zentimeter. Auf dem Gemälde ist ein wüstenartiges Brachland unter einem blauen Himmel mit grauen Wolken zu sehen. Ein Mann liegt in Abwehrhaltung am Boden während sich eine Prozession von Tieren auf ihn zu bewegen. Ein weißes Pferd galoppiert voran, während eine Kette von fünf Elefanten folgt. Die Tiere sind übernatürlich groß und verzerrt, gar riesig und laufen auf überlangen, stelzenartigen Beinen. Auf den Elefanten befinden sich verschiedene Bauten mit Bildern zum Beispiel eine nackte Frau auf einer Art Säule und Teile eines Palastes.

In der unteren linken Bildecke kniet ein nackter, drahtiger Mann in Rückenansicht, der sich mit seiner linken Hand auf einem hinter ihm liegenden Felsbrocken abstützt. Der Mann ist in seinen Vierzigern oder Fünfzigern und sonnengebräunt.  Haare und Bart sind lang und zerzaust.  In der rechten Hand hält er am ausgestreckten Arm ein Kreuz in die Höhe, den auf ihn zu stürmenden Tieren entgegen. Das Kreuz besteht aus zwei Ästen, die mit einer Schnur zusammengehalten werden.  Über seinem Kopf schwebt ein goldener Heiligenschein. Etwas vor ihm liegt ein Menschenschädel, der durch leere Augenhöhlen zu ihm „aufsieht“.

Das erste Tier ist ein weißes, sich grotesk aufbäumendes Pferd . Es zeigt die Zähne und wirkt durch die aufgeblähten Nüstern gleichzeitig bedrohlich und verängstigt. Es steht auf unterschiedlich dicken Hinterbeinen, die sehr lang und knochig sind. An den Vorderhufen sind die Hufeisen falsch herum befestigt und es hängen grünliche Fäden an ihnen herunter.

Direkt dahinter schreitet ein perspektivisch kleinerer Elefant, leicht versetzt in Vorderansicht. Er trägt eine Kelchartiges Podest auf dem Rücken. Auf diesem Podest steht eine nackte Frau mit langen blonden Haaren. Sie lehnt sich lasziv zurück, ihre Hände umschließen jeweils eine Brust.

Der zweite Elefant ist seitlich dargestellt. Er scheint längere Stelzen als der erste Elefant zu haben. Auf seinem Rücken trägt er einen goldenen Obelisken, der mit vier zur Spitze hin kleiner werdenden grauen Halbkugeln besetzt ist.

Dahinter laufen der dritte und vierte Elefant als Paar nebeneinander. Sie wirken durch die noch längeren spinnenartigen Stelzenbeine noch größer als der Vorgänger. Auf ihrem Rücken tragen sie ein Schloß oder einen Tempel, der mit einer Art Geschirr auf dem Elefantenrücken befestigt ist. Der Tempel ist golden mit einem kupfergrünen Kuppeldach. Auf der Kuppel steht eine männliche Statue auf nur einem Bein, das andere ist nach hinten gestreckt. Die Statue hält eine Trompete. Im offenen Eingangstor des Tempels ist ein übergroßer weiblicher Torso zu erkennen. Der Torso füllt das Tor komplett aus. Es ist ein weiblicher Akt nacht Pin-up-Art mit großen Brüsten. Links und rechts davon stehen Säulen und über dem Tor gibt es ein dreieckiges Portal.

Der letzte und damit fünfte Elefant befindet sich nicht auf gleicher Linie mit den anderen Elefanten. Er ist weit nach hinten zurückgefallen. Er ist in Seitenansicht zu sehen und seine spinnenartigen Beine enden auf Horizonthöhe. Auf seinem Rücken steht ein aus rosa Stein gemauerter runder Turm, der bis über die Wolken hinaus ragt. Der Turm hat am oberen Ende ein Fenster und unten eine Tür.

Auf dem kahlen, grauen Boden, der etwa siebzig Prozent des unteren horizontalen Drittels des Bildes ausmacht, liegen noch zwei graue Steine, die auf der rechten unteren Bildseite zu sehen sind.  Im mittleren Teil des Bildes ist eine Hügelkette am Horizont sichtbar. Auf dem Boden, in der Mitte des Bildes, sind zwei weitere Gestalten im Seitenprofil zu erkennen. Die linke Gestalt ist dunkel gemalt, hat scheinbar nur einen Lendenschurz an und neigt sich leicht zur rechten Person. Der linke Arm ist ebenfalls zu dieser Gestalt, die eine Art Priestergewand trägt, ausgestreckt. Der Priester hält mit erhobener Hand ein Kreuz in Richtung des dunklen Menschen, als wolle er ihn abwehren.

Etwas weiter hinten, zwischen den Vorderfüßen des zweiten Elefanten sind zwei weitere schemenhafte Gestalten zu erkennen. Eine größere Person, die an der rechten Hand ein kleines Kind hält und Richtung Horizont geht. Zwischen den Beinen des vierten Elefanten schwebt eine rein weiße, an einen geflügelten Engel erinnernde Figur. Sie wirkt als sei sie ein Geist aus Rauch. Sie ist ebenfalls seitlich zu erkennen und bewegt sich zur linken Seite des Bildes, dem Kreuz tragenden Menschen hinterher.

Die Wolken sind gelblich-graue Gewitterwolken. Sie verlaufen am oberen  Bildrand entlang, immer größer werdend bis zur rechten Hälfte des Bildes und machen dann einen halbkreisförmigen Schwung nach links und reichen noch etwa bis zum Ende des rechten vertikalen Drittels des Bildes. Dort treffen sie auf den fünften Elefanten und schweben durch seine stelzenartigen Beine. Genau dort ist auch ein runder, gelblicher Umriss zu erkennen. In diesem halbkreisförmigen Schwung der Wolken befindet sich eine kaum erkennbare Person in einem dunklen Gewand.

Über diesem Menschen und fast komplett hinter den Wolken verborgen, ist das graue Dach eines Palastes beziehungsweise einer Himmelsstadt zu erkennen. Das Dach ist weiß-gräulich und kann in drei Teile gegliedert werden. Es sieht aus wie aus der Antike. Auf der linken Seite ist auf einem Dach ein weiteres Geschoss, dass rechteckig aufgebaut ist. Darauf befindet sich eine kaum erkennbare Säule. Das Mittelstück hat zwei Aufbauten. Eine Säule mit einer runden Kugel als Spitze. Rechts daneben ist eine quadratische Ecke, die auf die beobachtende Person zeigt. Etwas davon entfernt, auf der rechten Seite, ist eine runde Kuppel auf einem Dach zu erkennen. Beides ist in Wolken gehüllt und hat einen graubraunen Farbton. Das gesamte Dach ist in den Wolken. Es ist nicht zu erkennen, wie es getragen wird. Es ist lediglich teilweise eine Häuserfront mit Fenstern zu erahnen.

 

Bildquelle: art-galerie-shop.de

Text: John Patzwald

 

 

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