Einer, der will, dass was weitergeht

Wie man drei Jobs gleichzeitig schafft, was in der Kommunalpolitik zählt und was es mit der Blauwetterthermik auf sich hat – Bürgermeister Josef Kohl lässt uns einen Blick hinter die Kulissen seines  abwechslungsreichen Alltags machen.  

Drösing im Bezirk Gänserndorf. Ganz im Osten, direkt an der Grenze zur Slowakei. „In meiner Kindheit war dort die Welt aus“, erinnert sich Bürgermeister Josef Kohl. Die Welt hat sich geändert und gleich jenseits der ehemaligen Grenze liegt heute die slowakische Partnergemeinde, mit der viele Kontakte gepflegt werden. „Ich kenn jetzt dort schon den dritten Bürgermeister“. Josef Kohl selbst ist seit 2005 Bürgermeister. Damals gelang es ihm und seinem Team, die langjährige ÖVP-Mehrheitsgemeinde politisch „umzudrehen“. Wie das geht? „Wir haben ein gutes Programm gehabt, aktiv im Gemeinderat gearbeitet, die richtigen KandidatInnen – und wir haben nicht gestritten.“ Und außerdem „hat es schon viel gegeben, was die Leute gestört hat.“

Bgm. Josef Kohl, 59

„Du musst Problemlöser sein“

Das Wichtigste in der Kommunalpolitik? „Persönlicher Kontakt und viel Zeit. Du musst Problemlöser sein.“ In der ersten Zeit tat sich die ehemalige Mehrheitspartei schwer mit den neuen Verhältnissen. „Da gab es viele Angriffe. Auch persönliche“, erinnert sich Josef Kohl. Mittlerweile fallen fast alle Beschlüsse im Gemeinderat einstimmig. „Selten, dass es wo zwickt“. In jeder Periode wurden neue Siedlungsgebiete erschlossen – für Einfamilienhäuser genauso wie für Genossenschafts-Bauten. „Wir haben gut gewirtschaftet und so den beachtlichen Schuldenberg abgebaut, den wir seinerzeit übernommen haben“. Letztes Jahr war die Gemeinde sogar für einen kurzen Moment schuldenfrei. Aber dann kam die nächste notwendige Investition: In einem neu errichteten Genossenschafts-Wohnhaus kaufte die Gemeinde die Räumlichkeiten für einen Nahversorger. Auch die Einrichtung bezahlte sie. Insgesamt 1,2 Millionen. „Eine kleine Gemeinde wird kein Geschäft bekommen, wenn sie es nicht selbst in die Hand nimmt“, so das Credo des Bürgermeisters. Heute findet sich dort ein Nahversorger, Poststelle, Trafik und Bank an einem Ort. „Die Jungen wollen ein funktionierendes Internet und eine Einkaufsmöglichkeit, damit sie hier bleiben.“

Josef Kohl ist jemand, der anscheinend ständig arbeitet. „Wochenende, Feiertag, Nacht – ich bin das nicht anders gewöhnt.“ Außer wenn er in die Luft geht. Nach einem Fallschirmsprung hat ihn die Fliegerei gepackt. Er hat eine Privatpilotenlizenz für Einmotorige und einen Sonderpilotenschein für Gleitschirmflieger.

„Normalerweise suchst Du dir als Gleitschirmflieger eine Cumulus-Wolke.“ Denn unter der stimmt die Thermik. Und ab geht’s nach oben. Ist die Luft zu trocken, „siehst“ du die Thermik nicht, weil keine Wolken entstehen. Blauwetterthermik nennt das der Experte. Und eine solche hat Josef Kohl mit dem Gleitschirm mal auf der Insel Kreta erlebt, schwärmt er von seinem „bisher schönsten Flugerlebnis“. Eigentlich schon im Landeanflug, erfasste ihn eine solche Thermik und zog ihn bis auf 3000 Meter hoch. „Da hab ich auf beiden Seiten der Insel schon das Meer gesehen.“

Genaue Planung ist alles

Und wie geht das mit der Landung? „Ich hab’s in Lackenhof am Ötscher gelernt. Wenn du‘s dort kannst, schaffst du’s überall.“ Den Landeplatz schaut man sich natürlich schon vorher an, wenn man sich gewissenhaft vorbereitet. Und das tut er mit Sicherheit. Das ist die Parallele zur Politik. In beiden Bereichen gilt: „Genau Planung ist alles. Du musst wissen, wo du startest, wo du hinwillst, wo Tabuzonen sind und wie die Bedingungen sind. Und dann musst du immer auch einen Plan B haben, wenn es nicht so läuft.“

Wenn andere nach einem Tag in der Gemeinde Feierabend oder Wochenende haben, geht Josef Kohl in den Nachtdienst. Er ist Dienststellenleiter der Polizei in Bernhardsthal. Die nordöstlichste Ecke unseres Landes. „Da kannst du fast nichts planen, da passiert fast jeden Tag etwas Unvorhergesehenes.“ Damit er alles unter einen Hut bringt, hat er seine Verpflichtung bei der Polizei auf 90 Prozent reduziert.

Zu alledem ist er auch noch Selbständiger in der Finanzdienstleistung. Seit fast 15 Jahren. Er setzt auf Investmentfonds und Sachwerte. „Handfestes und keine Luftgeschäfte“. In seiner Fachgruppe war er auch schon in der Wirtschaftskammer engagiert und ist immer noch Ansprechpartner des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes im Bezirk.

Und wie würden ihn die Gemeindebürger beschreiben, wenn man sie fragt, wie er denn so ist, der Herr Bürgermeister? „Immer unterwegs, überall dabei. Und manche sagen vielleicht, dass ich ein Macher bin. Einer der will, dass was weitergeht“, so Josef Kohl.  

Josef Kohl ist einer von jenen, die Freude an ihrem Engagement für die Gemeinschaft haben. Wenn Sie Lust haben, sich in ihrer Gemeinde im Rahmen der SPÖ zu engagieren oder jemanden kennen, dem Sie das vorschlagen wollen – eine kurze Mail an engagement@gvvnoe.at reicht. Wir bringen Sie mit den richtigen Leuten zusammen.