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Servus, Srecno, Ciao

Fürnitz als Außenstelle der Adriahäfen

Wirtschaftstreibende aus Kärnten haben in den vergangenen zwei Tagen die Möglichkeit genutzt, sich ein Bild davon zu machen, wie es um das geplante Logistikzentrum Süd in Fürnitz steht. Es soll ja ein wichtiger Anknüpfungspunkt für die Adriahäfen Koper und Triest werden.

Der Freihafen Triest wurde 1719 unter dem österreichischen Kaiser Karl VI. erbaut. Später wurde er von dessen Tochter Maria Theresia erweitert, die ihn zum Hafen des österreichisch-ungarischen Kaiserreichs weiterentwickelte. Der für Österreichs Wirtschaft – gestern wie heute – bedeutsame Hafen Triest konnte im ersten Quartal für heuer positive Resultate erzielen. 14 Mio. Tonnen Waren wurden hier verladen, was einem Plus von fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Hafen Triest
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Der Hafen Triest

Hafen Triest besitzt großen Handlungsspielraum

Der Hafen Triest schloss das erste Quartal 2022 mit 201.134 umgeschlagenen Standardcontainern (kurz TEU) ab. Das entspricht einem Plus von fast drei Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2021. Alleine im April waren es 80.000 Tonnen, was einer Steigerung um 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao 14.5.2022

Nach der Pandemie stellt die Ukraine-Krise zum Beispiel den Hafen von Shanghai vor große Schwierigkeiten. Die Krise sei auch im Hafen Triest spürbar, allerdings im positiven Sinne, sagt der Präsident Hafenbehörde Triest, Zeno D’Agostino: „Wir sind sehr breit aufgestellt – mit den Innenhäfen, der Vernetzung mit den umliegenden Industriezonen und Freihäfen. Die Tatsache, dass wir auch mit unterschiedlichen Wirtschaftssektoren arbeiten, räumt uns – gerade zu Krisenzeiten – einen bedeutenden Handlungsspielraum ein.“

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Fürnitz könnte als Drehkreuz der Baltisch-Adriatischen Achse von Polen nach Norditalien an Bedeutung gewinnen

Fürnitz als Drehkreuz der Baltisch-Adriatischen Achse

Der Triestiner Hafen setzt auch immer mehr auf Bahnverbindungen: 2.500 Züge fuhren im vergangenen Quartal vom Hafen ab, das waren um 14 Prozent mehr als im ersten Quartal 2021. Und hier kommt Kärnten ins Spiel: Langfristig gesehen will Fürnitz Drehkreuz der Baltisch-Adriatischen Achse von Polen nach Norditalien werden, wenn in sechs Jahren der Semmering- und in vier Jahren der Koralmtunnel fertig sind.

52 Unternehmen mit 830 Mitarbeitern sind derzeit im Logistikzentrum Süd in Fürnitz beschäftigt. In Zukunft könnten 2.000 bis 2.500 neue Jobs geschaffen werden. Geschäftsführer des Logistik Centers ist Udo Tarmann: „Es gibt in der Logistik einen Faktor von 3,5. Das heißt, jeder Arbeitsplatz in der Logistik schafft in etwa 3,5 indirekte Arbeitsplätze. Wenn man das zusammenzählt hat man in Summe ein Potenzial von in etwa 8.000 Arbeitsplätzen. Das ist schon für die Region, aber auch für ganz Kärnten ein beträchtliches Potenzial, das hier entstehen kann.“

Schiff im Hafen Koper
Luka Koper
Auch für den Hafen Koper könnten Waren bereits in Kärnten verzollt werden

Waren könnten bereits in Kärnten verzollt werden

Der geplante Korridor soll eine der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen in Europa werden. Als „Trockenhafen“, also einer Art Außenstelle der Adriahäfen in Triest und Koper, könnten Waren bereits hier in Kärnten verzollt, aber auch endgefertigt und weiterverteilt werden.

Viele Kärntner Unternehmer sehen darin Zukunftspotenzial, wie etwa Alexander Glaunach, der von Klagenfurt aus Industrieschalldämpfer für den Kraftwerks- und Anlagenbau in die ganze Welt exportiert: „Wir liefern meistens ab Werk. Den Transport übernimmt dann der Kunde selber. Meistens ist es ja so, dass sie das von Hamburg verschiffen wollen und den langen Weg von Klagenfurt nehmen bis Hamburg über die Straße und dann gar nicht wissen, dass es auch von Koper oder Triest aus weggehen könnte.“

Umweltschonende Lösung ohne Lkws

Eine praktische und umweltschonende Lösung könnte in Zukunft ganz nahe liegen, sagt Glaunach: „Fürnitz wäre für uns super spannend, weil dann eben die Schiene noch interessanter wird. Dass wir dann quasi schon in Klagenfurt unsere Produkte auf die Bahn schicken und von dort weg direkt zum Hafen, also fast ohne Lkw arbeiten könnten.“

Fürnitz
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Umweltschonend: Direkt von der Bahn in den Hafen

Enge Verflechtung zwischen Slowenien und Österreich

Ein wichtiger Partner für die Exportwirtschaft könnte in Zukunft auch der Hafen von Koper-Capodistria werden, der einzige Seehafen Sloweniens. Ein Großteil der Exporte der heimischen Säge- und Holzindustrie werden über diesen Hafen in andere Länder gebracht, sagt Mitja Dujc vom Hafen Koper: „Auch wenn Slowenien selbst über ein reiches Holzvorkommen verfügt, exportieren wir den Großteil davon nach Österreich. Neben dem dort gefällten Holz wird es zugeschnitten und verpackt. Es wird dann zurück nach Slowenien exportiert, von wo aus es nach Nordafrika verschifft wird.“

Generell sind Österreich und Slowenien wirtschaftlich eng miteinander verknüpft. Ein Viertel aller Unternehmensinvestitionen in Slowenien kommen von österreichischen Unternehmen – zum Beispiel im Fahrzeugbau, in der Pharmazie, bei Konsumgütern und Nahrungsmitteln. Das entspricht gut 1.000 Unternehmen, die 20.000 Leuten einen Arbeitsplatz geben. Weiters pendeln gut 25.000 Sloweninnen und Slowenen täglich oder auf Wochenbasis nach Österreich.

Hafen Triest
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hafen Triest

Kelag- und Strabag-Projekte in Slowenien

Die Kelag-Tochter Inter-Energo ist mit Projekten im Bereich der Wasserkraft, erneuerbare Energie und Energiehandel vertreten. Die Strabag setzte einige Straßenbauprojekte um. „Der Karawankenbahntunnel wurde von der Strabag im letzten Winter in Rekordtempo renoviert und wurde umgestellt von zwei auf eingleisigen Betrieb, damit man mit größeren Zügen und schneller durchfahren kann und wir haben einige Maschinenbauer, die hier großes Geschäft machen“, sagt der Wirtschaftsdelegierte Wilhelm Nest.

Erneuerbare Energien und der Gesundheits- und Altenpflegesektor gelten als Zukunftsbranchen, sagt Nest: „Auch der Bereich Automotive, der ja grundsätzlich sehr stark ist. Wir haben hier zum Beispiel ein Investment von Magna, südlich von Maribor. Man wird sehen, wie sich dieser Bereich weiterentwickelt. Diese Knappheit in den Lieferketten macht sich in Slowenien relativ stark bemerkbar.“

Vesna Hodnik-Nicolic von slowenischen Wirtschaftsverband
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Vesna Hodnik-Nicolic vom Slowenischen Wirtschaftsverband Kärnten

Alpen-Adria-Region als Chance für junge Leute

Vesna Hodnik-Nicolic vom Slowenischen Wirtschaftsverband Kärnten sagte, vor allem die jungen Leute müssten verstehen, was die Alpen-Adria-Region ausmacht und was sie zu bieten hat: „Das ist auch im Sinne von Weiterbildung und Beschäftigungsmöglichkeiten zu verstehen. Wenn die Wirtschaft floriert können sich auch die Nachbarregionen weiterentwickeln.“

Die Stadt Klagenfurt plant eine Städtepartnerschaft mit den nordadriatischen Hafenstäden Koper, Rijeka und Triest. Es sollen auch Synergien in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Kultur entstehen.