Holzschlag im Bircherewald sorgt für Unmut

Holzschlag im Bircherewald sorgt für Unmut

Der Holzschlag im Bircherewald im Dezember sorgte in der Anwohnerschaft für Entsetzen und Unverständnis. Die Waldfläche in Niederscherli gehört dem Kanton, der dafür verantwortliche Staatsforstbetrieb spricht von einer «aus waldbaulicher Sicht zwingend notwendigen Bewirtschaftung».

«Als ich das Ausmass sah, kamen mir fast die Tränen», erklärt Max Riesen. Der ehemalige Herausgeber dieser Zeitung wohnt in Niederscherli nahe am Bircherewald. Hier geht er fast täglich mit dem Hund spazieren. Er schüttelt den Kopf über die «Ausholzung des Bircherewaldes» und zeigt auf eine lange Furche im Waldboden. «Die sind hier einfach mit schwersten Maschinen durchgepflügt.» Auch andere Anwohnerinnen und Anwohner seien entsetzt gewesen über die Verwüstungen durch diesen Holzschlag, erzählt Max Riesen. «Das Holz wird offenbar nach Österreich verkauft», weiss er vom Hörensagen. Er steht beim Kinderspielplatz am Waldrand, wo er einen Baumstumpf präsentiert, dessen Stamm und Blätterdach letzten Sommer noch für Schatten sorgte. Auch andere stämmige Bäume sind weg und nur noch wenige Baumwipfel ragen ins Blau des Himmels. Ein Kran stapelt mit seinem grossen Greif­arm gefällte Baumstämme. Vielerorts liegen auf dem sichtlich lichten Waldboden Baumstämme, ebenso eine Menge Kleinholz. «Als ein Bekannter sich daran bedienen wollte, wurde er zurechtgewiesen, dies gefälligst zu unterlassen. Nun liegt das Holz einfach herum und vermodert. Das hat doch mit Waldpflege nichts mehr zu tun», fasst Riesen seine und die Gefühle anderer Scherler in Worte.
Doch weshalb wird im Birchere­wald überhaupt so umfangreich Holz geschlagen? «Die getroffenen Massnahmen sind aus waldbaulicher Sicht zwingend notwendig. Es handelt sich dabei mehrheitlich um eine Durchforstung, bei der das Wachstum der Zukunftsbäume gefördert wird», antwortet Michael Gloor, Leiter des Staatsforstbetriebs des Kantons Bern, auf Anfrage. Der Kanton Bern ist einer von insgesamt 4 Waldbesitzern des Bircherewaldes. Und auf seinem Gebiet fand der vom Staatsforstbetrieb angeordnete Holzschlag statt. Neben der Durchforstung seien auch «hiebreifes Holz geerntet» sowie mit Blick auf die Sicherheit «geschwächte, kranke und damit gefährliche Bäume» gefällt worden. Das Holz werde, so der Leiter des Staatsforstbetriebes weiter, in die regionale Holzindustrie geliefert und weiterverarbeitet.

Michael Gloor weist den Vorwurf zurück, nicht informiert zu haben. Grundsätzlich bestehe für Holzschläge keine Informationspflicht, macht er klar. «In diesem Falle haben wir aber sehr eng mit der Gemeinde Köniz als Eigentümerin der bestehenden Anlagen im Wald zusammengearbeitet. Zudem wurden die direkt am Wald lebenden Anwohner mit einem Informationsschreiben bedient.» Vor Ort sei ausserdem mit entsprechenden Signalisationen auf die Arbeiten aufmerksam gemacht worden.

Zum Vorwurf, dass Kleinholz aufsammelnde Passanten von den Forstarbeitern teils brüsk zurechtgewiesen worden seien, nimmt Gloor wie folgt Stellung: «Die Leute wurden in erster Linie zurechtgewiesen, weil die Arbeiten noch am Laufen waren, und sie sich im Gefahrenbereich der Maschinen aufgehalten hatten.» Leider gehe oft vergessen, dass der Wald einen Besitzer habe und dass das am Boden liegende «Kleinholz» eben diesem gehört. «Der Eigentümer entscheidet, ob und welches Holz er verwerten will; dazu gehört ebenfalls das Kleinholz. Massgebend für die Waldbesucher ist der Art. 699 im ZGB, wonach lediglich das Betreten des Waldes sowie die Aneignung wildwachsender Beeren und Pilze in ortsüblichem Umfange gestattet ist.» Bei dem liegengebliebenen Kleinholz handelt sich gemäss Gloor um Schlagabraum. Dieser besteht aus Ästen, Bruchholz oder kleineren Holzabschnitten. «Dieses Kleinholz ist wichtig für den Wald – es bietet vielen Tierarten Unterschlupf und führt Nährstoffe in den Waldboden zurück.»

Mittlerweile ist es wieder ruhig im Bircherewald, das meiste Holz ist abgeführt. Die Ruhe bleibt vorderhand auch bestehen, jedenfalls aus Sicht des Staatsforstbetriebes. «Der nächste Eingriff im Staatswald erfolgt voraussichtlich in 8 bis 10 Jahren», erklärt Michael Gloor. «Der letzte fand übrigens vor genau 10 Jahren statt.»

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