Nur ein Österreicher in der Startformation

Nur ein Österreicher in der Startformation
Aufsteiger Zuberbach (1. Klasse Süd) kontaktierte im Sommer 14 österreichische Kicker - keiner kam. Am Wochenende standen jetzt zehn Ungarn am Feld.

Nur 213 Einwohner weist Zuberbach, ein Ortsteil von Weiden bei Rechnitz im Bezirk Oberwart, laut Statistik Austria Anfang des Jahres aus. Wenn man Frauen, Kinder, Pensionisten und Fußball-Desinteressierte abzieht, dann bleibt nicht mehr viel übrig, um eine eigene Fußballmannschaft zu stellen – geschweige denn zwei Kader für Kampfmannschaft und Reserve.

Zwar stiegen die mittlerweile 90 Jahre bestehenden Zuberbacher im Vorjahr von der letzten Klasse in die 1. Klasse Süd auf und schrieben beim Auftaktmatch mit einem 2:2 gegen Welgersdorf erfolgreich an, heimische Beteiligung war dabei jedoch Mangelware.

Einzig Torhüter Michael Pal besitzt die österreichische Staatsbürgerschaft. Alle zehn Feldspieler sind ungarischer Abstammung.

„Zuberbach ist anders“

Darauf angesprochen erklärt Kassier Josef Kristaloczi die Lage. „Zwei Österreicher haben bei uns wegen Urlauben gefehlt. Zuberbach ist aber einfach anders. Wir sind einer der kleinsten Vereine im Burgenland. Nach dem Aufstieg haben wir im Sommer 14 Österreicher kontaktiert – manche haben abgesagt, die anderen hatten unverschämte Gehaltsforderungen.“

Es habe nur zwei Möglichkeiten gegeben: Mit Legionären spielen oder zusperren – wobei ein Teil der Ungarn bereits seit Jahren im Verein kickt. Seit diesem Jahr stellt der Verein zumindest eine U7-Nachwuchsmannschaft.

"Wir sind wie die Gallier"

Was die Zuschauer dazu sagen? „Wir haben 100 VIP-Mitglieder und viele Stammzuschauer, denen ist egal wo ein Spieler herkommt, Hauptsache er kämpft für den Verein. Wir sind wie die Gallier, die gegen die Großen kämpfen und sich dann in ihr kleines Dorf zurückziehen.“ Für die Finanzierung sorgt der Verein übrigens selbst durch eine sechs Tage in der Woche geöffnete Kantine und mehrere kleine Feste.

Im Burgenland sei Zuberbach laut BFV-Präsident Günter Benkö eine Ausnahme: „In den letzten Jahren wurde bei den Vereinen viel umgedacht. Die Coronapandemie hat zum Umdenken bewogen und die Tendenz geht klar in Richtung Nachwuchsarbeit.“

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