Die Schlammschlacht um Reingers

Die Schlammschlacht um Reingers
Das ganze Jahr wird geschraubt und trainiert. Jetzt zeigen 68 Teams, was in ihren Oldtimer-Traktoren steckt.

Du denkst dir die ganze Zeit: Den muss ich auch noch erwischen. Da kriegst einen richtigen Rausch davon." Ludwig Röschl ist der Teamchef des CNS-Raiffeisen-Racing-Teams. Gemeinsam mit drei Freunden tritt er schon zum fünften Mal beim 24-Stunden-Oldtimer-Traktorrennen von Reingers an.

Reingers, das ist ein kleiner Ort im Waldviertel, nahe an der Grenze zu Tschechien. Viel los ist dort das ganze Jahr über nicht. Nur an einem Wochenende zieht es die Menschen aus der Ferne an. Am letzten Ferienwochenende nämlich, wenn Reingers alljährlich zum Traktor-Hotspot wird. Bis zu 15.000 Menschen pilgern dann in den 691-Seelen-Ort. Auch an diesem Wochenende stehen Tausende Menschen entlang der Strecke. Der Zutritt zum Mannschaftslager innerhalb des Rennkurses ist nur den Fahrern und auserwählten Angehörigen erlaubt.

Aufgemotzt

Die Schlammschlacht um Reingers

Auch Ludwig Röschl, Jürgen Wagner, Franz Fraißl und Gerhard Zimmermann haben dort ihre Zelte aufgeschlagen. Das Spanferkel grillt vor dem Versorgungszelt vor sich hin, während die Männer über ihren getunten Traktor reden: ein 40er-Steyrer, Baujahr 1968. Statt der ursprünglichen  40  Kilometer  pro Stunde schafft das Gerät mittlerweile 120. "Der Motor ist aufgemotzt, die Vorderachse gefedert, die Lenkung hydraulisch. Der Tank fasst 120 Liter Diesel", erklärt Team-Mechaniker Jürgen Wagner. Das ganze Jahr über schraubt er am Oldtimer-Steyrer herum, macht Probefahrten am Feldweg und verbessert die Motorleistung. "Nach dem Rennen" ist nämlich "vor dem Rennen." Ausreizen können die Männer die Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h allerdings nicht – erlaubt sind in ihrer Klasse maximal 70.

Widrige Umstände

Die Schlammschlacht um Reingers

Weil die Burschen beim Rennen im Vorjahr zu schnell dran waren, mussten sie zur Strafe zwei Mal zehn Minuten in die Penalty-Box. Am Ende wurde es nur der vierte Platz. "Ohne die Strafen hätten wir den dritten Platz schon gemacht." Erklärtes Ziel für dieses Jahr: "Stockerl natürlich."

Ein ambitioniertes Ziel, angesichts des Wetters: Dauerregen, diesiges Licht und unendlich viel Schlamm auf dem 5,5 Kilometer langen Rundkurs. "Da schießen sich einige gleich in den ersten paar Runden selbst ins Aus. Bei so einem Wetter muss man mit Hirn fahren", weiß Teamchef Röschl. Er übernimmt die Fahrt in der Nacht: "Da trennt sich die Spreu vom Weizen und man sieht, wer sich was traut."

Viele Unfälle

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In den vergangenen Jahren war so mancher Teilnehmer waghalsig. "Es gab viele Unfälle", sagt Veranstalter Johannes Kuben. "Aber passiert ist noch nie etwas." Das soll auch heuer so bleiben. Vier Fahrerkarten wurden schon vor dem Start wegen Trunkenheit abgenommen.

Zu Redaktionsschluss waren Teamchef Röschl und sein Team auf Platz 11. Ob er sich bei der Nachtfahrt was "getraut" und aufgeholt hat, wird sich zeigen.

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