Josef Hader: „Nöchling ist wie das Hollywood im Bezirk“

Erstellt am 08. März 2024 | 06:25
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Bei der Premiere im Gartenbaukino: Schauspieler Michael Edlinger (l.) und Mastermind Josef Hader (4. v. links) mit den Darstellern aus Nöchling, Persenbeug und Mank: Magda Schartmüller, Karl L. Furtlehner, Gerhard Haubenberger und Wolfgang Steinacher.
Foto: Rudolf Klaffenböck
Im NÖN-Interview spricht Josef Hader über seinen neuen Film und erzählt dabei viele interessante Details rund um den neuen „Streifen“.

Herr Hader, Ihr Film spielt in Niederösterreich, verwendet aber die oberösterreichische Hymne als Intro – ein Gag? Eine Hommage an Ihren Geburtsort Waldhausen?

Josef Hader: Ich hab nach einem Lied gesucht zum Thema Heimat, mit einer möglichst schönen Melodie. Da ist „Hoamatland“ einfach nicht zu schlagen. Außerdem kommt im Text vor, dass die Heimat etwas von einem fordert. Man soll sie lieben wie ein Hund seinen Herrn. Das passt gut zum Inhalt des Film, wo es um eine Frau geht, die nicht mehr alles erfüllen will, was die Leute von ihr erwarten.

Birgit Minichmayr spielt eine Polizistin, die privat und beruflich am Scheideweg steht: Erstmals ist die Protagonistin weiblich – bewusst? Gab es für diese Besetzung auch einen Plan B?

Hader: Eine starke Frau, die sich nicht alles von den Männern gefallen lässt, ist für diese Geschichte einfach die spannendere Hauptfigur. Und einen Plan B ohne Birgit hab ich nicht gehabt! Ich hab das Drehbuch schon mit ihr im Kopf geschrieben. Wir haben schon einmal im Film „Der Knochenmann“ sehr gut zusammengearbeitet und wissen seither, dass wir gut miteinander können.

Ihr eigener Part ist – nicht überraschend – ein schräger Charakter, die Story macht ihn unschuldig zum Täter für etwas, das der Polizistin passiert ist. Haben auch Sie mal was „verbockt“, das auf jemand anderen zurückfiel?

Hader: Mir fällt nichts ein. Aber vielleicht hab ich es auch verdrängt. Umgekehrtt hab ich aber auch noch nie die Schuld für wen anderen auf mich genommen, so edel war ich auch noch nie.

Es gibt Stimmen, die meinen „dieser Hader-Film ist anders als die bisherigen“ – offenbar regt er sehr zum Nachdenken an. War das der Plan?

Hader: Ja, ich wollte diesmal keine reine Komödie machen, sondern einen Film der ernst und heiter gleichzeitig ist. Man lacht ein bisschen weniger als in anderen Filmen von mir, aber dafür ist die Handlung spannender, weil man nie sicher sein kann, ob das alles noch gut ausgeht.

Ein Highlight sind aus regionaler Sicht die Szenen, die in einer Disco in Neumarkt an der Ybbs gedreht wurden. Gibt’s auch eine persönliche Geschichte zu diesem Kult-Lokal?

Hader: Ich war kein großer Disco-Gänger in meiner Jugend, dadurch hab ich das „Mephisto“ oder „Diabolo“ wie es später geheißen hat, nicht sehr oft besucht. Ich war lieber auf den Unterhaltungen in Nöchling oder St. Oswald oder Waldhausen, da waren mehr Leute, die ich gekannt habe. Das war mir lieber.

Der Bezug zu Ihrer alten Heimat Nöchling zeigt sich im Cast: Fünf kleinere Rollen sind mit Personen aus diesem Umkreis besetzt. Was folgt noch? Ihr früherer Nachbar Georg Strasser (heute Abgeordneter und Bauernbundpräsident, Anm.) anstatt Thomas Stipsits an der Gitarre? Das Können hätte er ja.

Hader: Ich wollte unbedingt, dass der Karl Leopold Furtlehner und der Gerhard Haubenberger mitspielen, die ja auch schon in „Wilde Maus“ dabei waren. Und der Karl, der ja auch selber schon zwei großartige Filme gemacht hat, hat mich dann beraten bei der Besetzung anderer Dorfbewohner im Film. Wir haben ja in Nöchling durch die Filme vom Karl ganz schön viele Leute, die Filmerfahrung haben. Nöchling ist sozusagen das Hollywood vom Bezirk Melk. - Der Georg Strasser hat, glaub ich, momentan nicht so viel Freizeit, dass er in einem Film mitspielen könnte, aber er kommt immer wieder ins Kabarett zu mir.

Das Ende des Films steht irgendwie offen. Glauben Sie, das Publikum wünscht sich Gnade für die taffe Frau, die sich lieber outet als vom Mitwisser abhängig zu sein?

Hader: Ich glaube, die Andrea ist auf einem guten Weg, wenn der Film aus ist. Man weiß nicht ganz exakt, wie es bei ihr weitergeht, aber man denkt sich: die bricht jetzt zu neuen Ufern auf.

Sperrige Beziehungen und Alkohol ziehen sich wie der rote Faden durch die Geschichte. Welche Resonanz wünschen Sie sich beim Kinopublikum? Dass die Leute weniger trinken, mehr tanzen und konzentrierter Autofahren?

Hader: Nein, die Kunst ist nicht für die Verkehrserziehung da. Ich wollte halt eine spannende Geschichte erzählen, die die Leute fesselt. Da nimmt man dann alles her, was einem einfällt, um die Geschichte dramatischer zu machen. Mehr steckt da nicht dahinter.