Streit um Trinkwasser in Großpetersdorf

Erstellt am 29. März 2024 | 06:00
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Brunnen Großpetersdorf
Dieser Brunnen beim Wasserwerk ist der Zankapfel.
Foto: ÖVP
SPÖ will Stilllegung der Brunnenanlage beim Wasserwerk, präsentiert eine Alternative und forciert den Bau eine Fitness- und Vitalparks. Die ÖVP sagt: „Hände weg von unserem Trinkbrunnen“ und zog vor der Abstimmung zum Tagesordnungspunkt aus der Gemeinderatssitzung aus.

„Die lebenswichtigste Ressource der Menschen, unser Wasser, als parteipolitischen Spielball zu nehmen, wirft kein gutes Bild auf die ÖVP Großpetersdorf. Wir treten der Wasserknappheit mit einem zukunftsweisenden Projekt entgegen und schlagen damit mehrere Fliegen mit einer Klappe. Was daran schlecht ist, soll die ÖVP den Gemeindebürgern erklären.“ Mit dieser Aussendung reagiert Großpetersdorfs Bürgermeister Harald Kahr auf das Verhalten der ÖVP in der Gemeinderatssitzung.

„Aufgrund der generellen Wasserknappheit und der Altlasten mit notwendigen Filteranlagen im Bereich der ehemaligen Firma Pharmador brauchen wir eine effektive Alternative zu unseren Trinkbrunnen beim Wasserwerk. Durch eine Probebohrung hätten wir jetzt eine optimale Alternative gefunden, die uns das qualitativ beste Wasser in ausreichender Menge bringen würde. Dass die ÖVP diesen Umstand einfach verschweigt, ist nicht nur unverständlich, sondern unverantwortlich“, kritisiert Harald Kahr. Doch das sieht die ÖVP anders.

Trinkwasser gegen Prestigeprojekt?

„Bei der Gemeinderatssitzung wollte die SPÖ-Fraktion die Stilllegung der Trinkbrunnen beim Wasserwerk beschließen, um das Brunnengebiet zu verkleinern und dadurch den Bau eines Fitness- und Vitalparks auf diesem Areal zu ermöglichen“, heißt es in einer Aussendung der ÖVP. „Großpetersdorf ist eine der wenigen Gemeinden des Bezirkes, welche noch eine eigene Trinkwasserquelle hat. Wir appellieren an die Vernunft von Bürgermeister Harald Kahr, nicht ein rotes Prestigeprojekt auf Kosten der Trinkwasserversorgung umzusetzen“, heißt es weiter.

Wechsel Bezirksgeschäftsführung
Harald Kahr, Bürgermeister von Großpetersdorf.
Foto: Bertie Unger, DANIEL FENZ

„Die Gemeinde stünde mit diesem Projekt bezüglich Wasser-Versorgungssicherheit künftig auf mehreren Beinen: Einerseits mit dem Neubau des Brunnens hinter dem Feuerwehrhaus, dem voraussichtlichen Neubau eines Brunnes seitens des Wasserverbandes Südburgenland am Pinkaboden, dem Neubau des Hochbehälters in Miedlingsdorf und dem Quellgebiet Rumpersdorf. Besser geht es fast nicht“, wirft Gemeinderätin Doris Prohaska ein.

Den Auszug der ÖVP noch unverständlicher macht die Tatsache, dass das Projekt Fitness- und Vitalpark zum Großteil von EU und Land gefördert würde. Bürgermeister Harald Kahr.

„Bei Gesamtkosten von rund einer Million Euro würde die EU knapp 700.000 Euro und Landeshauptmann Hans Peter Doskozil mit einer Bedarfszuweisung 120.000 Euro fördern. Der Gemeinde blieben demnach nur rund 240.000 Euro für ein derart einzigartiges Projekt über“ sagt Kahr und sieht weitere positive Nebeneffekte.

„Mit einem Rückbau oder einer Stilllegung der Brunnenanlagen beim Wasserwerk würden auch Bauplätze am Schwalbenweg frei, wo derzeit eben wegen des Quellschutzgebietes nicht gebaut werden darf. Und auch der Fitness- und Vitalpark könnte in vollem Umfang errichtet werden. ÖVP-Chef Lukas Faulhammer hat in seiner Wahlkampagne immer den Slogan 'Gemeinsam für Großpetersdorf propagiert.' Ich lade ihn jetzt dazu ein, das auch in der Praxis umzusetzen und mit uns gemeinsam dieses wichtige Zukunftsprojekt zu realisieren“, so Bürgermeister Kahr.

Appell des ehemaligen Amtsleiters

Ein Schreiben des ehemaligen Amtsleiters Günter Philipp an die Mitglieder des Gemeinderates macht die Sache zusätzlich spannend. Hier ein Auszug daraus. „Von den beiden in Rede stehenden alten Brunnen ist nur jener im Bereich des Eislaufplatzes belastet. Der Brunnen im Garten des Wasserwerkes ist unbelastet“, meint Philipp.

Die Ursache der Verunreinigung des einen Brunnens ist bekannt – nämlich Altlasten auf dem Grundstück der ehemaligen Essbesteckfabrik Chromolith. Für die Sanierung dieser Altlast, die sowieso vorgenommen werden muss, gibt es meiner Information nach schon ein genehmigtes Projekt, bei dem der Bund die überwiegenden Kosten übernimmt. Amtsleiter Günter Philipp.

„Um die Wasserverunreinigungen zu beseitigen, ist ja vor einigen Jahren eine Aktivkohlefilteranlage im Wasserwerk installiert worden, die seither reibungslos funktioniert. Nach Abschluss der Altlastensanierung müsste sich der Brunnenzulauf auch entsprechend wieder erholen. Warum beide Brunnen – auch der nicht belastete – auf einmal aufgelassen werden sollen, kann folgerichtig nur mit dem geplanten Fitness- und Vitalpark in Zusammenhang stehen.

Ich spreche mich hier nicht gegen einen Fitness- und Vitalpark aus, der auf einem anderen Standort genauso möglich wäre. Dafür jedoch die Wasserversorgung aufs Spiel zu setzen, ist meiner Meinung nach verantwortungslos.“, sagt Günter Philipp.