Investoren-Legende Felix Zulauf

Schweizer Börsen-Guru setzt auf Japan-Aktien
Mittwoch, 09.09.2015 | 04:26
Schweizer Börsen-Guru setzt auf Japan-Aktien
Thompson Reuters Datastream Rally gestartet: Der Nikkei-Index hat in den vergangenen Wochen zu einer Rally angesetzt – allerdings mussten Euro-Anleger die Währungsverluste des Yen absichern. In der Gemeinschaftswährung gerechnet, bleibt nur ein Nullsummenspiel.
  • FOCUS-MONEY-Redakteur

Felix Zulauf ist einer der treffsichersten Börsenexperten. Jetzt setzt der renommierte Schweizer Vermögensverwalter auf japanische Aktien und nennt seine Favoriten.

Er gilt als einer der großen Pessimisten in der internationalen Finanzszene. Und er liegt mit seinen schwarzseherischen Prognosen oft richtig. Umso erstaunlicher ist diese Empfehlung von Felix Zulauf: „Ich bin vom japanischen Aktienmarkt überzeugt“, sagt der Finanzmarktexperte. Und: „Es würde mich nicht überraschen, wenn der Nikkei-Index in zwei Jahren 50 Prozent zulegt.“

Japanisches Debakel vorausgesehen


Wie immer im makellosen Maßanzug und mit akkurater Frisur, sagte der frühere Hedge-Fonds-Manager, der heute nur noch sein eigenes Vermögen verwaltet, kürzlich bei der ZfU-Kapitalanlegertagung in Zürich: „Das letzte Mal, dass ich überhaupt ernsthaft über Japan-Aktien nachgedacht habe, war 1990 – damals empfahl ich anlässlich des ,Barrons-Roundtables bei 40 000 Punkten im Nikkei-Index, den Markt zu verkaufen.“ Und der renommierte Börsenfachmann sollte Recht behalten: Der Nippon-Index rauschte bis auf 7000 Zähler in die Tiefe.

Im Oktober vergangenen Jahres riet Zulauf, der einen großenTeil des Jahres in Florida lebt, zum ersten Mal zum Kauf japanischer Aktien. „Seitdem haben wir eine Rally gesehen, unterbrochen von kleinen Korrekturen“, freut sich der Experte.

Shinzo Abe heißt der Auslöser des neuen Aufschwungs. Der Premierminister, der im Dezember gewählt wurde, will alle Mittel einsetzen, um Nippon aus der jahrzehntelangen Deflation zu führen. „Geld drucken“ hat er sich auf die Fahnen geschrieben – und drückt das der Bank of Japan auf. Die Inflation soll auf zwei Prozent steigen. Das erfordert einige Billionen Yen, um das Ziel zu erreichen.
Bild
FOCUS-MONEY Felix Zulauf

Zeiten des starken Yen sind vorbei

„Japan hatte jahrzehntelang einen strukturell starken Ertragsbilanzüberschuss. Das führte zu einem stärkeren Yen“, erläutert Zulauf. Das sei vorbei. „Jetzt schwächt sich die Außenbilanz Japans strukturell ab – und damit wird der Yen schwächer“, so die Prognose. Ein neues Konjunkturprogramm kann sich die Regierung nicht leisten. Sie hat ihre Munition bereits verschossen: Die Neuverschuldung liegt bei zehn Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung, die Gesamtverschuldung erreicht 230 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Deswegen muss jetzt die Notenbank das Konjunkturpaket finanzieren.

„Jetzt werden Yen ohne Ende gedruckt“, erwartet Zulauf. Entsprechend würden die großen japanischen Anleger und die Exporteure ihre Yen-Sicherungen schrittweise lösen. „Das gibt unglaublich Druck auf den Yen“, prognostiziert der Schweizer. Die erste Welle sei jetzt bei 90 Yen für den Dollar vorbei. Jetzt könne eine kleinere Korrektur kommen. „Danach geht es weiter: In zwei Jahren stehen wir mindestens bei 120 Yen gegen Dollar und weit über 130 gegen Euro – das ist eine große Wende“, erwartet der gefragte Finanzmarktkenner, der neben seinen beiden Auftritten beim berühmten Roundtable der US-Finanzzeitung „Barrons“ auch jedes Jahr Ende Januar nach Zürich zur ZfU-Kapitalanlegertagung kommt, bei der renommierte Kapitalmarktexperten ihren Ausblick geben.

Der Nikkei profitiert

Die neuen Gelddruckprogramme und der schwache Yen wirken bereits wie ein Turbo auf die Tokioter Börse – ein neuer Trend, der noch weiterlaufen sollte. Für die anderen großen Weltbörsen erwartet Zulauf eine kräftige Korrektur im zweiten oder dritten Quartal, die bis Mitte 2014 dauern könne. Der S&P-500-Index droht seiner Meinung nach auf 1000 Punkte zu korrigieren. Derzeit steht das Börsenbarometer noch bei 1500 Zählern. Der Nikkei dürfte von der Abwärtsbewegung weitgehend verschont bleiben: „Japan hat ein gewisses Eigenleben“, erwartet Zulauf. Zwar dürfte es auch in Tokio eine leichte Korrektur geben – aber eben eine leichte in einem intakten Aufwärtstrend.

Bild
Thompson Reuters Datastream Die japanische Handelsbilanz ist deutlich ins Minus gerutscht

Exporteure und Brokerhäuser im Blick

Vor allem Aktien, die von der Zeitenwende beim Yen oder vom steigenden Aktienmarkt profitieren, findet Zulauf interessant: Das sind die Papiere der großen Exporteure und Brokerhäuser. Allerdings ist für Anleger in der derzeitigen Situation ganz wichtig: Japanische Aktien werden durch einen schwachen Yen zwar konkurrenzfähiger. Aber Euro-Anleger verlieren über den schwächeren Wechselkurs. Deswegen lohnen sich derzeit nur Produkte mit einer Währungsabsicherung – entsprechende börsennotierte Indexfonds (ETFs), sowie aktiv gemanagte Produkte gibt es auf dem Markt. Für einzelne Aktien müssen sich Investoren die Absicherung über entsprechende Optionsscheine selbst basteln. Sonst wird aus dem Japan-Aufschwung für Euro-Anleger schnell ein Yen-Frust.

Nur gesichert
Fünf Japan-Körbe Anleger wählen ausschließlich aktiv gemanagte Fonds oder ETFs, bei denen Währungsschwankungen abgesichert sind – sonst schauen sie bei den Gewinnen an der Tokioter Börse schnell ins Leere.

Die Tabelle ist in der mobilen Ansicht nicht verfügbar. Bitte klicken Sie hier für die Webansicht.
Aufziehender Währungskrieg: Billig-Geld-Attacken bedrohen Europas Wirtschaft

Aufziehender Währungskrieg

Billig-Geld-Attacken bedrohen Europas Wirtschaft

Trotz schlechtem Ruf interessant: Die Welt steuert auf ein Öl-Defizit hin - doch mit den richtigen Aktien profitieren Anleger

Trotz schlechtem Ruf interessant

Die Welt steuert auf ein Öl-Defizit hin - doch mit den richtigen Aktien profitieren Anleger

VW und Mercedes stehen vor schwieriger Transformation: Quartalsbericht enttäuschend - Zwei führende deutsche Unternehmen geraten in Schieflage

VW und Mercedes stehen vor schwieriger Transformation

Quartalsbericht enttäuschend - Zwei führende deutsche Unternehmen geraten in Schieflage

Elternunterhalt: Wenn die Rente nicht reicht: So viel müssen Ihre Kinder im Pflegefall zahlen

Elternunterhalt

Wenn die Rente nicht reicht: So viel müssen Ihre Kinder im Pflegefall zahlen

Bürokratie bremst ihn aus: „Würde gern mein eigenes Geld verdienen“: Ukrainer spricht über Bürgergeld-Falle

Bürokratie bremst ihn aus

„Würde gern mein eigenes Geld verdienen“: Ukrainer spricht über Bürgergeld-Falle

Gewitter ziehen auf: Unwetter starten heute: Hier droht jetzt ein Monatsregen in nur 6 Stunden

Gewitter ziehen auf

Unwetter starten heute: Hier droht jetzt ein Monatsregen in nur 6 Stunden

Das könnte Sie auch interessieren
„Klare Empfehlung: Finger weg“: Vorsicht vor Musks Versprechen! Vor allem eine deutsche Auto-Aktie lohnt viel mehr

„Klare Empfehlung: Finger weg“

Vorsicht vor Musks Versprechen! Vor allem eine deutsche Auto-Aktie lohnt viel mehr

Sie fing mit 2000 Euro an der Börse an: Wie eine Mutter durch nächtlichen Aktienhandel zur Millionärin wurde

Sie fing mit 2000 Euro an der Börse an

Wie eine Mutter durch nächtlichen Aktienhandel zur Millionärin wurde

×