Ärger im Alpenidyll

Hotelier aus Österreich: „Würde mein Hotel sofort nach Deutschland tragen“
Dienstag, 23.06.2015 | 06:15
Das Vier-Sterne-Hotel Sonnhof liegt oberhalb von St. Johann im Pongau
fol Das Vier-Sterne-Hotel Sonnhof liegt oberhalb von St. Johann im Pongau
  • FOCUS-online-Redakteur

Er wohnt in Österreichs reichster Gemeinde, besitzt drei Hotels direkt am Skigebiet mit Blick übers ganze Tal. Und dennoch würde Hans Höllwart am liebsten nach Deutschland auswandern. Eine geplante Steuerreform verdirbt ihm die Laune.

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Ausgerechnet Österreich macht dem Österreicher Hans Höllwart das Leben schwer. „Wir würden unser Hotel sofort nach Deutschland tragen, wenn wir könnten“, sagt der Hotelier aus St. Johann im Pongau. Seine Zuhörer, die meisten aus Deutschland, lachen über diese verrückte Idee.

"Die Stimmung ist sehr schlecht"

Doch dem dreifachen Familienvater aus dem Salzburger Land, der in traditionellem Trachtengewand auf der renovierten Sonnenterrasse spricht, ist es ernst. „Die Stimmung unter den österreichischen Hoteliers ist sehr schlecht“, sagt Höllwart. Seine Miene passt so gar nicht mehr zum herrlichen Alpenpanorama im Hintergrund.

Hotelier Hans Höllwart mit seiner Frau Hildegard
fol Hotelier Hans Höllwart mit seiner Frau Hildegard

Dabei müsste es Höllwart eigentlich blendend gehen. Urlaub in Österreichs Bergen liegt sommers wie winters im Trend, die Stadtgemeinde St. Johann im Pongau ist die reichste im ganzen Land und seine drei schicken Hotels Sonnhof, Oberforsthof und Rothirsch im „Alpendorf“ erfreuen die zahlreichen Gäste.

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Steuerreform bringt Mehrwertsteuererhöhung

Höllwart ist in St. Johann im Hotelgewerbe aufgewachsen, hat erst in der Bar gejobbt und sich zum staatlichen Skilehrer ausbilden lassen, ehe er zum Hotel-Unternehmer wurde. Sein Sohn und die zwei Töchter helfen ihrerseits von klein auf im Familienbetrieb mit – wie kommt Hans Höllwart nur auf die Auswanderungsidee?

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Es ist die Regierung, die im Juli eine Steuerreform durchs Parlament bringen will. Sie soll die Belastungen ab 1. Januar 2016 vor allem für Geringverdiener senken. Aber: Der Mehrwertsteuersatz für Übernachtungen würde von zehn auf 13 Prozent steigen. In Deutschland hingegen wurde der Steuersatz vor fünf Jahren von 19 auf nur sieben Prozent reduziert.

Die neue Bergbahn hat 26 Millionen gekostet

In Wien protestierte das Gastgewerbe im März gegen die österreichische Regierung: „Totengräber der Tourismuswirtschaft“ stand da auf Bannern. Die Steuererhöhung werde Übernachtungen teurer und damit unattraktiver machen, sagt er.

Österreichs Kanzler Werner Faymann
dpa Der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann

„Wir haben viel investiert“, berichtet Höllwart über erweiterte Wellnessanlagen und Skischule. Im Ort helfen bei Großprojekten alle mit. „Die neue Bergbahn hat 26 Millionen Euro gekostet und unser Golfplatz ist auch erst wenige Jahre alt.“

Hotelier Höllwart: „Wer will denn heute noch Koch lernen?“

„Die Gewinnmarge schmilzt dahin: Konnte man ein Hotel vorher in 30 Jahren abschreiben, sind es nun 40. Und wenn meine Kinder den Betrieb mal übernehmen wollen, dann schlägt auch noch die Erbschaftssteuer zu.“

Hotelier Höllwart hat in sein Hotel Sonnhof investiert
fol Hotelier Höllwart hat in sein Hotel Sonnhof investiert

Doch nicht nur die Steuerreform macht ihm die Arbeit schwerer. „In Österreich findet man kaum noch einheimisches Personal. Wer will denn heute noch Koch lernen?“, fragt er und fügt hinzu: „Wenn die Personalkosten nur 30 Prozent ausmachen, dann führst du dein Hotel sehr gut.“

„Ohne Ungarn könnte Österreich zusperren“

Höllwart macht es wie viele andere Hoteliers: Bei ihm arbeiten mehrere Osteuropäer. „Wenn die Ungarn nicht wären, könnte Österreich morgen zusperren“, sagt er.

Goodbye Austria? Hans Höllwart wird natürlich weder auswandern noch zusperren. Er kann nicht. Schließlich hat er investiert. Und ein solches Bergpanorama, das gibt es ja auch nicht überall.

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