Ungewöhnliche Karriere: Bergkäse in der Kellergasse in Hadres

Erstellt am 10. Dezember 2021 | 04:40
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Michael Thurner wollte beim Adventtreffen erstmals seinen köstlichen Gailtaler Almkäse in Hadres vermarkten.
Foto: Romana Schuler
Presshaus-Besitzer Michael Thurner hat einen speziellen Werdegang aufzuweisen.

Der gebürtige Kärntner Michael Thurner ist Landwirt und hat ein Wirtschaftsstudium in Wien absolviert. Mit 28 Jahren war er Geschäftsführer der ÖWM (Österreich Wein Marketing GmbH). Er hat mehrere Jahre in Singapur gelebt, in Hongkong drei Jahre lang an der Universität unterrichtet. Heute lehrt er Marketing an der BOKU (Universität für Bodenkultur Wien) und lebt in Klosterneuburg. Seit fünf Jahren ist er Besitzer von vier Presshäusern in der Hadreser Kellergasse, die er saniert hat.

Im Mai dieses Jahres wagte Thurner einen riesigen Schritt: Er wurde Senner auf der Gailtaler Jochalm. „Das war ein lang gehegter Kindheitswunsch. Mit elf Jahren half ich in einer Almwirtschaft mit, und außerdem habe ich an der HBLA zum Thema Ursprung für alpenländische Landwirtschaft maturiert. Also habe ich mich für die Pacht beworben.“ In Summe hatte er 36 Milchkühe, 110 Jungrinder, 25 Pferde und 150 Schafe zu betreuen und einen Gastrobetrieb mit 80 Sitzplätzen zu führen. In der Hochsaison gingen ihm sechs Mitarbeiter zur Hand, außerhalb der Saison waren es vier. „Man muss die Kühe zweimal täglich melken. Am Tag hatten wir 600 Liter Milch, die zu Käse, Ricotta und Butter verarbeitet wurden. Das war schon ein zeitlicher Aufwand.“

„Insgesamt eine halbe Tonne Plastik eingespart“

Thurner wollte aber mehr – nämlich ein innovatives Zeichen setzen, und so beschloss er, den Almbetrieb auf komplett Plastik-frei umzustellen. „Es ist schwierig, zum Beispiel so einfache Sachen wie Toilettenpapier ohne Plastikverpackung zu bekommen.“ Mit seiner ökologischen Idee hat Thurner voll ins Schwarze getroffen. „Plötzlich sind fünf Fernsehteams auf die Alm gekommen und wollten über das Konzept berichten.“ Die Gäste waren begeistert. Insgesamt wurde eine halbe Tonne Plastik eingespart.

Nach Ende der Almsaison bekam er einen Teil vom Bergkäse, dem sogenannten „Gailtaler Almkäse“, für den Eigenverkauf. Viel sei jetzt nicht mehr übrig. „Zum Teil habe ich direkt an die Gäste auf der Alm verkauft. Meine Hauptkunden sind natürlich die Gastrobetriebe, und ich verkaufe jetzt auch auf Märkten.“ Und mit Wehmut ergänzt er: „Es war ja fix geplant, dass ich in Hadres am Adventtreffen meinen Bergkäse anbieten kann. Leider ist mit dem Lockdown nichts daraus geworden.“

Wer Lust auf den köstlichen Bergkäse hat, kann ihn auf dem Wiener Yppenmarkt oder auf dem Markt in Klosterneuburg noch erstehen. Die Kombination von Wein und Käse ist übrigens sehr empfehlenswert.