Leben in Kritzendorf: Das „Dorf“ geht verloren

Erstellt am 10. Mai 2023 | 14:00
Lesezeit: 3 Min
klo19-Pollauf Amtshaus
Das "Café Amtshaus" ist einer der Lieblingsplätze von Ortsvorsteherin Ingrid Pollauf in Kritzendorf. Hier genießt sie nicht nur einen Kaffee in der Sonne, sondern kommt auch immer mit Kritzendorferinnen und Kritzendorfern ins Gespräch.
Foto: NÖN, Heindl
Kritzendorf ist eine von den drei großen Katastralgemeinden Klosterneuburgs. Zwischen Weinbergen und der Donau gelegen, hat der Ort viel vorzuweisen.

klo19-Strombad Kritzendorf historisch
Das Strombad Kritzendorf zieht seit über 100 Jahren jeden Sommer nicht nur die Kritzendorferinnen und Kritzendorfer an die Donau.
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So unterschiedlich wie sich das Landschaftsbild in Kritzendorf zeigt, so unterschiedlich sind nicht nur die Kritzendorferinnen und Kritzendorfer, sondern auch die Gegebenheiten und die Infrastruktur in dem Ort an der Donau.

Orts- und Veranstaltungszentrum: Das Amtshaus, das von der Stadtgemeinde Klosterneuburg verwaltet wird, hat neben einem großen Saal im ersten Stock mit dem neuen „Café Amtshaus“ auch einen Cateringpartner. Der Saal kann von jedem gemietet werden.

Geschäfte: „Im Prinzip haben wir alles“, freut sich Ortsvorsteherin Ingrid Pollauf über die an und für sich gute Geschäftsinfrastruktur in Kritzendorf. In mittlerer Zukunft sei allerdings ein größerer Supermarkt wünschenswert. Und auch eine Apotheke im Ort ist ein Wunsch vieler Kritzendorferinnen und Kritzendorfer. Dafür gibt es mit einer Kinderärztin, einer Gruppenpraxis für Allgemeinmedizin, einem Zahnarzt und einer Tierärztin ein umfangreiches medizinisches Angebot für Mensch und Tier. Außerdem ist „Textil Müller“ ein Geschäft, das nicht nur Kritzendorferinnen und Kritzendorfer zum Einkaufen in den Ort zieht.

Postpartner: Nach der Schließung der Poststelle müssen die Kritzendorferinnen und Kritzendorfer derzeit noch in die Leopoldstraße zur Post fahren. Allerdings ist eine Postabholstelle vor dem Amtshaus geplant, die bald realisiert werden soll.

Schule und Kindergarten: Mit der Öffentlichen und der privaten Volksschule hat Kritzendorf zusätzlich noch die Freiraumschule. „Wir haben viel Glück mit dem großen Kindergarten mit viel Freifläche, der auch so gelegen ist, dass Kinder dort auch laut sein können, ohne dass sie Nachbarn stören“, ist Pollauf froh über die guten Betreuungsmöglichkeiten für die kleinsten Kritzendorferinnen und Kritzendorfer.

Gastronomie: Asiatisch bei „Der Fischerin“, Pizza, gutbürgerliche Küche, mediterran oder die unterschiedlichsten Heurigen - das kulinarische Angebot in Kritzendorf lässt wenig Wünsche über. Wobei sich so mancher vielleicht noch eine kleine Weinbar, in der man nett mit Freunden den Feierabend einläuten kann, wünschen würde.

Vereine, Sport und Freizeit: Die Sport- und Freizeitmöglichkeiten sind in Kritzendorf sehr vielfältig. Gerade von Frühjahr bis Herbst lockt alleine schon die Natur nicht nur die Kritzendorferinnen und Kritzendorfer in den Ort. Das Strombad zieht an schönen Sommertagen unzählige Gäste an und ist auch für die Einheimischen ein wichtiger Treffpunkt. Viele Kinder und Jugendliche treffen sich bei den Pfadfindern oder bei der Freiwilligen Feuerwehr. Allerdings kämpfen viele Vereine auch in Kritzendorf damit, dass immer weniger Menschen sich auch aktiv in den Vereinen engagieren wollen. Damit trotzdem Feste - wie Weihnachten im Dorf oder Erntedank - stattfinden können, hat sich der „Club12“ formiert, in dem alle Vereine, die Pfarre und die Feuerwehr zusammenarbeiten. Durch diese Zusammenarbeit soll nun auch bald wieder das Dorfmuseum eröffnet werden.

Treffpunkte für die Jugend: Neben den Pfadis und der Feuerwehrjugend gibt es keinen spezifischen Treffpunkt, aber gerade im Sommer ist einfach das Strombad der zentrale Treffpunkt für Jugendliche.

Zuzug und Abwanderung: Einerseits zieht es gerade immer mehr Wienerinnen und Wiener nach Kritzendorf. Neben der Natur ist es vor allem die gute öffentliche Anbindung, die viele in den Ort lockt. „Andererseits wird es trotz zahlreichen Bauprojekte immer schwieriger für junge Kritzendorferinnen und Kritzendorfer sich hier eine Wohnung oder ein Grundstück leisten zu können“, bedauert Pollauf. Durch das neue Ortsbelebungs-Konzept der Stadtgemeinde soll nun beim Amtshaus und beim Bahnhof vermehrt darauf geschaut werden, dass hier mehr Geschäfte angesiedelt werden. „Ich kann mir vorstellen, dass das gerade beim Bahnhof florieren wird“, meint Pollauf.

Ortsvorsteher-Sprechstunden: „Die Räumlichkeiten im Amtshaus haben wir an die Ordination der Kinderärztin abgegeben. Die Kritzendorferinnen und Kritzendorfer sollen mich einfach ansprechen, wenn sie mich sehen, egal ob ich mit dem Hund spazieren gehe oder beim Heurigen sitzt“, freut sich Pollauf, wenn sie Rückmeldungen von den Kritzendorferinnen und Kritzendorfern bekommt und so vielleicht schon Kleinigkeiten – bevor sie zu einem großen Problem werden könnten – aus der Welt geschafft werden können.

Öffentliche Verkehrsmittel: Mit der Franz-Josefs-Bahn und parallel dazu Bus ist Kritzendorf öffentlich sehr gut angebunden.

Was wünscht sich die Ortsvorsteherin für Kritzendorf? „Leider fehlt das Ortsbild oft bei Neubauten. Es sollte mehr darauf geschaut werden, dass nicht nur hingeklotzt wird, sonst verliert Kritzendorf seinen eigenen Charakter. Und natürlich weniger Verkehr, egal ob Lkw- oder Autoverkehr.