Perchtoldsdorf, Kaltenleutgeben: „See gesperrt“ bleibt ein Wunsch

Erstellt am 17. August 2022 | 05:32
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Handtücher, Wassermelone, Schuhe. Die Besitzer dieser Utensilien sind schwimmen.
Foto: Foto Haunold
Das Naturschutzgebiet ist für Erholungssuchende nach wie vor ein Top-Ausflugsziel. Das wird in der Praxis augenscheinlich.

Der Steinbruchsee gehört zwar zum Gemeindegebiet von Kaltenleutgeben, ist aber im Eigentum von Perchtoldsdorf. Und er liegt im Naturschutzgebiet „Teufelstein-Fischerwiesen“, was impliziert, dass das Baden im Steinbruchsee verboten ist. Angesichts des einladenden Gewässers und der sommerlichen Temperaturen ein Verbot, das kaum beachtet wird. Ein Lokalaugenschein von NÖN-Mitarbeiter Viktor Andreas Haunold zeigt, dass es am Steinbruchsee auch nach der medialen Aufregung für und wider „Badeverbot“ nicht viel ruhiger geworden ist.“

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Dieses Schild hat nur Symbolcharakter.
Foto: Foto Haundold

Es ist heiß, sehr heiß, allein schon der Aufstieg zum See ist an so einem schweißtreibenden Tag anstrengend. Ich komme zu einem Schranken, wo bereits ein erster Hinweis ersichtlich ist, dass der „See gesperrt“ ist.

Ein Bauzaun stellt sich mir in den Weg, mit dem Hinweis, dass hier das „Natur- und Artenschutzgebiet Steinbruchsee“ liegt. Ich halte wegen eines Zugangs Ausschau, entdecke aber keine Möglichkeit. Ich gehe auf der Forststraße weiter und vernehme die ersten Laute. Es sind aber nicht Vögel oder das Rauschen des Windes, sondern Menschenstimmen.

Ich bemerke, dass der Bauzaun endet und man nun über die sehr steile Böschung in Richtung See gehen kann. Tatsächlich, da liegen ein Handtuch, Schuhe, eine Tasche, völlig frei, für jeden zu entnehmen. Kurz darauf steigt ein Mann aus dem Wasser, grüßt mich, nimmt sein Handtuch und trocknet sich ab. Ist das Baden nicht verboten? Ich scheue mich, ihn anzusprechen, zu oft hört man von – zumindest verbalen – Übergriffen.

Idyllische Momente am Seeufer

Ein paar Meter steigt weiter ein Pärchen aus dem Wasser, küsst sich ungeniert. Kurz darauf stoße ich auf eine Familie, der Vater trägt sein Kind im Arm, ich muss ihm sogar helfen, die steile Böschung unfallfrei rauf zu kommen. Ich mache das aber nur, damit seinem kleinen Kind nichts passiert. Dahinter kommt seine Frau, völlig nackt.

Ich beschließe, mir auch ein Bild von der anderen Seite des Ufers zu machen, gehe einen schmalen unwegsamen Weg entlang, so lange, bis ich mich entscheide, umzukehren, ich möchte meine Kamera nicht gefährden. Kurz überlege ich, bei der Gemeinde oder der Polizei anzurufen und meine Beobachtungen zu schildern, verwerfe dies aber wieder, da ich nicht an ein unmittelbares Eingreifen glaube.

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Eine deutliche Botschaft der Baden-Befürworter.
Foto: Foto Haundold

Den Weg, den ich gekommen bin, gehe ich wieder zurück, einige Personen, die ich getroffen habe, sind offenbar wieder weg, dafür kommen andere dazu. Ungeniert mit Luftmatratze, Handtüchern, als ob es ins Freibad ginge. Eine Dame liegt oben ohne in der Sonne: FKK am Steinbruchsee.

Ich entdecke nun das „Corpus Delicti“, ein aufgeschnittener Bauzaun, da kommen also die Besucher zum „Strand“.

Appelle alleine bleiben ungehört

Am Retourweg kommt mir ein Radfahrer entgegen. Es ist Christian Apl von den Grünen, Vizebürgermeister in Perchtoldsdorf. Er will sich ein Bild vom Stand der Dinge machen. Immerhin bringen sich die Grünen auch aktiv in die Infoveranstaltungen der „IG See“ ein, die nach einer Lösung sucht, das Baden zu erlauben, ohne den Naturschutzgedanken zu beeinträchtigen.

Für mein Bestreben, ihm zu vermitteln, dass ein derartig lächerlicher Bauzaun die Menschen nicht abhalten werde weiterhin im Steinbruchsee zu baden, hat Apl Verständnis. Er sei gekommen, um an das Gewissen der Menschen zu appellieren. Na ja, denke ich mir, das wird wohl zu wenig sein.