Rechtsextreme machen mobil gegen ein Flüchtlingsheim in Berlin, doch es sind keineswegs nur NPD-Anhänger, die Flüchtlingsunterkünfte in ihrer Nähe ablehnen. Laut einer Forsa-Umfrage würden sich 21 Prozent der Berliner nach eigenem Bekunden gestört fühlen, wenn in ihrer direkten Nachbarschaft ein Flüchtlingsheim eingerichtet werden würde. In München geht es beim NSU-Prozess um die Frage, warum die Polizisten und Verfassungsschützer – also Repräsentanten der Mitte der Gesellschaft – bei der Mordserie kein rassistisches Motiv sahen. Und Rechtsradikale verlagern ihre Aktivitäten verstärkt in Soziale Netzwerke im Internet – sie versuchen Jugendliche gezielt mit modischen Styles oder modernen Events zu ködern. Schon diese drei aktuellen Nachrichten zeigen, dass rechtsextreme Einstellungen kein Randproblem sind, sondern die Mitte der Gesellschaft betreffen.
Laut Umfragen von Sozialforschern ist die Zustimmung zu rechtsextremen Einstellungsmustern in der Bevölkerung weit verbreitet. Die Sozialforscher Oliver Decker, Johannes Kiess und Elmar Brähler stellten in ihrer Studie "Die Mitte im Umbruch" folgende Zustimmungsraten fest: Ausländerfeindlichkeit (bis zu 36 Prozent), Antisemitismus (bis zu 19,5 Prozent), Chauvinismus/übersteigertes Nationalgefühl (bis zu 39,2 Prozent). Die Forscher sprechen von Ausländerfeindlichkeit als "Einstiegsdroge" in den Rechtsextremismus.
Über ein geschlossen rechtsextremes Weltbild verfügen laut wissenschaftlichen Untersuchungen rund zehn Prozent der Bevölkerung – über alle Schichten hinweg. Menschenfeindliches Denken und Rassismus bilden den Resonanzboden für das Entstehen von organisiertem, gewalttätigen Rechtsextremismus bis hin zum Rechtsterrorismus. Zu verstehen, was diese Haltung ausmacht und wie sie sich äußert, ist in der Einwanderungsgesellschaft daher wichtig.
Hintergrundinformationen hat der Mediendienst in einem Dossier zusammengestellt. Thematische Schwerpunkte:
- Verbreitung rechtsextremer Einstellungen in der Gesellschaft
- das rechtsextreme Gewaltpotenzial
- rechtsextreme Parteien
- der NSU-Skandal
- wichtige Pressestellen und Ansprechpartner
Das Dossier finden Sie hier.
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