Auf dem Spitzenwanderweg vom Reintal über die Alpspitze auf die Zugspitze

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Gipfelstürmer-Tour in Garmisch

Es ist ein heißer September-Tag, das Ende eines sonnigen, abenteuerreichen Sommers naht und wir beschließen, ihm einen glorreichen Abschluss zu bescheren: Drei Tage auf dem Spitzenwanderweg durch die Zugspitzregion.

Los geht es von München mit dem Flixbus direkt ins Zentrum von Garmisch, wo wir am nächsten Tag früh aufbrechen wollen. Unsere erste Nacht verbringen wir komfortabel im quartier, einem modernen Biohotel, das vom Bahnhof aus zu Fuß in fünf bis zehn Minuten erreichbar ist.

Quartier Garmisch

Mit seinen vier asymmetrischen Giebeln ist das quartier ein architektonisches Highlight zwischen den alpenländischen Hütten von Garmiscch Partenkirchen, deren Design auf stilvolle Weise modern interpretiert wird. Das nachhaltig konzipierte Hotel liegt nur wenige Gehminuten von der Hausbergbahn entfernt mitten im Zentrum. Das Holz ist das zentrale Element des Hotels. Alle Räume sind in minimalistischem Design aus unbehandeltem Fichtenholz gefertigt, das die Nase mit seinem Duft nach Natur und Bergen empfängt. Beim Bau des Hotels wurde besonders auf eine ideale Energieeffizienz geachtet. In der Hauseigenen Tagesbar kann man sich mit vegetarischen Gerichten aus regionalen Zutaten verwöhnen lassen. Das umfangreiche Frühstück lässt keine Wünsche offen und ist die perfekte Grundlage für eine anspruchsvolle Bergtour.

Übernachtung ab ca. 160,-
www.quartier-gapa.de

Ausrüstung

Klettersteigausrüstung (Gurt, Helm, Klettersteigset, Handschuhe) | Feste knöchelhohe Bergschuhe | Rucksack ca. 25 - 35 Liter | Softshelljacke | Softshell Hose | Mütze | Wechselwäsche | Hardshelljacke | Sonnencreme | Sonnenbrille | Lippenschutz | Riegel | Trinkflasche | Wanderstöcke | Steigeisen

- Tag 1 -
Von Garmisch durch das Reintal über den Jägersteig zum Kreuzeckhaus

Aufstieg: 1213 Höhenmeter | 17 Kilometer

Am frühen Morgen starten wir mit unserem Bergführer Thomas Schiller Richtung Partnachklamm. Noch ist die Luft hier unten in der felsigen Kluft kühl und feucht. Doch durch zügiges Gehen wird uns schnell warm. Ein Hochwasser der letzten Tage hat dazu geführt, dass die Abkürzung durch die Klamm gesperrt ist, und so müssen wir einen Umweg und ein paar extra Höhenmeter in Kauf nehmen. Es geht steil bergauf und wir kommen schnell ins Schwitzen. Bis zu 86 Meter unter uns hat die Partnach die tiefe Klamm in den Fels geschnitten. Auch von oben bietet sie einen eindrucksvollen Anblick, wie sie ihr Wasser mit Nachdruck durch das Tal des ewigen Regens drückt.

Die Sonne steigt ebenso schnell und steil nach oben wie wir und wir entledigen uns schon bald aller überflüssigen Kleidungsschichten. Trotzdem rinnt uns der Schweiß sturzbachartig von den Schläfen und wir sind froh, als wir das flachere Reintal erreichen, in dem die Partnach friedlich glitzernd dahinfließt.

Nach einer kurzen Pause an der Blockhütte schrauben wir uns den zwar schattigen, aber doch relativ steilen Jägersteig hinauf und gewinnen hier wieder schneller an Höhenmetern. Wunderschöne Ausblicke entschädigen uns für den schweißtreibenden Aufstieg bei sommerlichen Temperaturen. Vor unseren Augen rückt der Gipfel der Alpspitze in scheinbar greifbare Nähe - unser Ziel für den folgenden Tag. Den Abend und die Nacht verbringen wir im der urigen und komfortablen Kreuzeckhaus auf circa 1652 Höhenmetern. Ein schöner, abwechslungsreicher erster Tag geht zu Ende und nach 1213 Höhenmetern, 17 Kilometern, einem köstlichen Abendessen und einem wohlverdienten Bier sinken wir erschöpft in unsere Kissen.

Der Spitzenwanderweg

Auf 200 Kilometern und über 6800 Höhenmetern wird diese neue Mehrtagestour ab Frühjahr 2019 abenteuerlustige Naturliebhaber durch die gesamte Zugspitz Region führen.

Circa zwei Wochen solltet ihr für die komplette Begehung des Fernwanderweges einplanen. Wer weniger Zeit mitbringt, kann ihn jedoch auch in unterschiedlichen Etappen erleben. Er führt an 16 Bahnhöfen vorbei, wodurch eine ganz individuelle Gestaltung der Route möglich wird.

Der abwechslungsreiche Fernwanderweg führt an vielen regionalen Sehenswürdigkeiten vorbei. Beispielsweise an vier Königsschlössern und mehreren Museen.

Markante Gipfel, tiefe Schluchten und märchenhafte Täler, türkisblaue Bergsehen und urige Hütten machen diesen Pfad zu einen ganz besonderen Naturerlebnis.

- Tag 2 -
Vom Kreuzeckhaus über den Osterfelderkopf und die Alpspitz Ferrata auf die AlpsPitze 

Aufstieg: 976 Höhenmeter | Abstieg: 992 Höhenmeter | 12 Kilometer
Höchster Punkt: Alpspitze (2628 m)

An das frühe Aufstehen werde ich mich wohl nie gewöhnen. Doch als ich vor die Hütte trete und die Alpspitze in der Morgensonne leuchten sehe, weiß ich sofort, warum es sich doch jedes Mal lohnt. Nach einem schnellen Bergsteigerfrühstück auf der Hütte starten wir Richtung Gipfel und ich frage mich einmal mehr, wie zur Hölle man auf dieses spitze, felsige Ding wohl hochkommen soll.

Die Sonne hat auch heute nichts von ihrer Kraft verloren und bereits beim frühen Aufstieg über die Talstation der Hochalmbahn zur Bergstation der Alpspitzbahn rinnt uns wieder der Schweiß über Gesichter und Rücken. Ich habe mir bei meinen hochalpinen Touren irgendwann vorgenommen, nie wieder ohne meine Daunenjacke aus dem Haus zu gehen, doch heute muss ich eingestehen, dass sie wohl wirklich überflüssig bleiben wird.

Nach einer kleinen Stärkung im Alpspitz-Restaurant geht es weiter in Richtung Alpspitz Ferrata. Zwar vermisse ich die schattenspendenden Bäume des Reintals aufgrund der Hitze schon ein wenig, doch hier, oberhalb der Baumgrenze, fühle ich mich doch gleich wieder mehr in meinem Element. 

Die Alpspitz Ferrata ist ein relativ leichter A/B-Klettersteig, der auch von Klettersteig-Neulingen gut zu bewältigen ist. Allerdings ist sie oft sehr gut besucht und eine gewisse Schwindelfreiheit und Grundkondition ist selbstverständlich unverzichtbar.

Das Panorama ist gigantisch und wir legen immer wieder kleinere Pausen ein, um zu trinken und die Aussicht zu genießen, die sich uns hier oben bietet. Auch die wohlverdiente Gipfel-Jause darf selbstverständlich nicht fehlen. 

Frisch gestärkt steigen wir über den Nordwandsteig ab. Dieser Abstieg ist zwar nicht heikel, führt aber über einen breiten, relativ steilen Geröllhang herab, weshalb hier feste Bergschuhe und Wanderstöcke von Vorteil sind. Schließlich können die Beine an diesem Teil der Tour von zwei Tagen Aufstieg schon ein bisschen wackelig werden.

Nun geht es immer weiter bergab, an der Bergstation der Alpspitzbahn vorbei und über das Hupfleitenjoch hinab ins mächenhafte Höllental bis zur Höllentalangerhütte. Allein um die Schönheit dieses Tals gesehen zu haben, lohnt sich eine Reise nach Garmisch. Die Höllentalklamm ist auch auf direktem Weg aus Garmisch erreichbar und ein schöner Familienausflug durch eine wildromantische, verwunschene Landschaft.

Mit müden Füßen, hungrig und durstig erreichen wir nach beinahe 1000 Höhenmetern Auf- und Abstieg die Höllentalangerhütte, wo wir duschen und uns bei einem leckeren Abendessen stärken können. Jetzt heißt es: Ab ins Bett und Kräfte sammeln, denn am nächsten Tag steht uns das große Finale bevor - die Besteigung der Zugspitze über das Höllental und die Zugspitz Ferrata.

- Tag 3 -
Durch das Höllental über den Zugspitzferner und die Zugspitz Ferrata auf die Zugspitze

Aufstieg: 1600 Höhenmeter
Höchster  Punkt: Zugspitze (2962 m)

Der große Tag ist gekommen. Geschlafen habe ich wenig, vor lauter Angst, den Wecker zu verschlafen und weil es auf den Gängen der Höllentalangerhütte schon extrem früh unruhig wird. Viele ambitionierte Bergsteiger zieht es schon bei Dunkelheit und mit Stirnlampen Richtung Gipfel. Am Wochenende kann das durchaus ratsam sein, da dann oft Massen hoch auf die Zugspitze strömen und es gerade auf der Ferrata sehr voll werden kann. 

Doch wir sind unter der Woche unterwegs und der Beschluss, ganz gemütlich bei Sonnenaufgang loszuziehen, stellt sich nicht als Irrtum heraus. Noch etwas schläfrig streifen wir durch das schattige Höllental, während über uns drohend und lockend die Zugspitze in der Morgensonne glänzt.

Nach einem flachen Anstieg zum Ende des Höllentals erreichen wir den Einstieg zum ersten Klettersteig. Jetzt sind unbedingt Schwindelfreiheit und Trittsicherheit gefragt. Die Passagen sind zwar nicht schwer, aber teilweise sehr ausgesetzt und sicher nichts für schwache, von Höhenangst geplagte Nerven.

Anschließend kraxeln wir etwas über Geröll und leichte Felspassagen, bevor wir nach einem weiteren flachen Anstieg den Zugspitzferner erreichen. Wir schnallen unsere Steigeisen an und steigen ein kurzes Stück über den beinahe blanken Gletscher zu Schlüsselstelle unserer Tour: Dem Einstieg zum Zweiten Klettersteig.

Doch wir haben Glück: Der sonst als schwierg bekannte Überstieg über den Bergschrund wurde am Vortag saniert und stark entschärft. Steil ist er trotzdem und im muss mich teilweise ganz schön zusammenreißen, um meine Höhenangst zu unterdrücken.

Später wird es weniger ausgesetzt und meine Nerven beruhigen sich wieder, doch wer geglaubt hat, es wäre jetzt beinahe geschafft, der irrt. Zwar wirkt der Gipfel der Zugspitze schon zum Greifen nahe, doch es liegen noch immer circa 2 1/2 Stunden Aufstieg vor uns.

Die Anstrengungen der letzten Tage stecken uns noch in Muskeln und Knochen und so wunderschön Landschaft und Ausblick sind, langsam wünschen wir uns nur noch anzukommen. Als wir es schon nahezu geschafft haben, zieht uns nicht nur der atemberaubende Blick auf den Eibsee in den Bann: Unser Plan, mit der Gondel nach Garmisch abzufahren zerschellt beim Anblick einer nicht minder zertrümmerten Zugspitzgondel. Es hat am Vortag bei einer Bergungsübung einen Unfall gegeben.

Es hilft nichts, die letzten Meter müssen wir uns noch hinaufschleppen. Als wir verschwitzt, unendlich müde und staubig am Gipfel ankommen, stehen wir auf einmal verständnislos dreinblickenden Touristen gegenüber, die vor Angst zitternd in Turnschuhen und Flipflops auf dem schmalen Pfad von der Bergstation zum Gipfelkreuz kriechen. 

Geschafft! Nach Kaiserschmarrn und Schnitzel fahren wir mit der Zahnradbahn hinab ins Tal. Kaum hat sich die Bahn in Bewegung gesetzt, sinkt mein Kopf auch schon gegen das Fenster. Die vielen Eindrücke der letzten Tage wollen jetzt erst einmal verarbeitet werden und ich freue mich darauf - müde und glücklich - nach einigen Tagen in wilder Natur, wieder im eigenen Bett schlafen zu können.