Boviste – Champignionverwandte – Agrcaceae, Stäublinge
Wegen der vielen Funde in den letzten Tagen, habe ich viele Whats Apps erhalten – ob es sich bei diesen Funden um essbare Pilze handelt. Also nehme ich gerne heute den Bovist als Beitrag. Für mich hat der Bovist einen wunderbaren Geruch und Geschmack und ich sammle ihn leidenschaftlich gerne.
Besonders für Sven mit reichem Fund!
Aussehen
Boviste sind kugelförmige Pilze in deren Innerem (Gleba) die Sopren reifen. Somit ist der Bovist bestens für Trockenphasen gerüstet. Bei den Bovisten gibt es essbare und ungenießbare Exemplare. Ich versuche hier ein wenig Übersicht zu verschaffen.
Verschiedene Arten
Riesenbovist – Calvatia gigantea, Agaricomycetidae, Champignionverwandte – Agrcaceae, Riesenstäubling, Großstäublinge – Calvatia
Diese Riese aus der Familie der Boviste ist besonders schmackhaft und wegen der Größe besonders ergiebig.
Dieser Pilz wurde den Champigionverwandten zugeordnet, obwohl er keine Blätter (Blätterpilze/Lamellen) hat. Man begegnet ihm hie und da auf Weiden und Wiesen (gedüngt), auf Streuobstwiesen und lockeren Wäldern- auch in Kiefernwäldern. Ein guter Bovist-Anzeiger sind Brennessel, weil sie ähnliche Bodenverhältnisse suchen. Er bevorzugt humus- und stickstoffreiche Böden. Er kommt auch gerne in Laubwäldern mit Au-Charakter vor. Manchmal bilden sich Hexenringe. Der Riesenbovist ist rund bis elliptisch, hat keinen Stiel und ist direkt mit dem Myzel verbunden. Am unteren Ende ist der Bovist eingeschnürt.
Er kann Ausmaße von 10 bis 50 cm haben und erreicht ein Gewicht bis zu 20-25 kg (Funde in Südamerika, erzählen von noch größeren Pilzen). Die Außenhaut ist weiß, glatt und etwas ledrig. Der Riesenbovist hat zwei Außenhüllen (innere – Endeperidie und äußere Haut – Exoperidie). Später färbt sich der Pilz grünlich-gelb und im Inneren ist er jung weiß, später gelblich bis braun. Am Durchschneiden und der weißen Farbe im Inneren kann man die Frische erkennen. Ein alter Bovist hat einen scharfen, urinartigen Geruch. Der Riesenbovist wächst von ende Juni bis September.
Alle Boviste haben zuerst eine feste Fruchtmasse, die dann später in der Reifephase pulverartig wird und bei Berührung aus einer kleinen Öffnung (obenauf) in Staubwolken die Sporen freigibt. Im Mittelalter wurde der Riesenbovist als „Bubenwind“ oder „Bubenfist“ bezeichnet – weil er bei der Freigabe der Sporen „pupst“. Alte Exemplare sehen wie ein bräunlicher Badeschwamm aus.
Flaschen Stäubling – Flaschenbovist – Lycoperdon perlatum Pers. = Lycoperdon gemmatum Batsch
Als Kind durch den Wald laufen und die reifen Fruchtkörper des Flaschenbovists drücken – das war lustig. Fasziniert habe ich zugesehen, wie dann die bräunlichen Wölkchen entwichen.
Aussehen
Die 1-10 cm großen, weißen Fruchtkörper haben eine verkehrt flaschenförmige Gestalt. Die Bauchstelle kann einen Durchmesser von 5 cm erreichen. Der ganze Fruchtkörper hat an der Oberfläche kleine abwischbare Warzen. Im Alter wird der Pilz braun und wie bei Riesenbovist färbt sich das Innere – Gleba braun. So lane der Pilz innen weiß ist – ernten. Ein hervorragender, schmackhafter Pilz. Am Scheitelpunkt entsteht im Alter eine Öffnung, durch die Dann die Sporen entweichen. Der Flaschenstäubling zählt zu den häufigsten Weichbovisten. Auch er wird heute zu den Champigionsverwandten gezählt.
Standorte
In den verschiedensten Wäldern – vom Flachland bis in hohe Gebirgslagen.
Inhaltsstoffe der essbaren Boviste
Dem Bovist wird eine wundheilende Wirkung nachgesagt. Er soll auch bei chronischen Entzündungen des Verdauungstraktes und der Blase helfen. In der Homöopathie wird er bei Menstruationsstörungen, Nasenbluten, Herzklopfen und Hautausschlag eingesetzt. Energiewert (100 Gramm): 18 Kcal. Kohlehydrate: 1 Gramm.
Sammeln
Ab Juni bis Oktober – in getrennten Papiersäcken – will die abfallen feinen Warzen auf andere Pilze im Korb fallen
Verarbeitung
Die Haut mit den feinen Warzen abziehen. Wenn der Pilz jung ist, kann die Haut bleiben. Wunderbarer Mischpilz oder wenn die Fruchtkörper größer sind, panieren.
Birnenstäubling – Lycoperdon pyriforme, Lycoperdales, Stäublinge – Lycoperdacea
Der weiß, bis hellbeige Pilz hat ebenfalls eine körnige Oberfläche. Der bauchige Oberkopf 3-5 cm groß, geht in einen Stiel über. Ältere Exemplare verlieren die körnige Oberfläche und werden braun. Auch das Innere färbt sich braun. Im Gegensatz zum Flaschenstäubling hat der Birnenstäubling einen scharfen – für mich nicht angenehmen, leuchtgasähnlichen Geruch. Trotzdem ist er jung essbar.
Standorte
Als Saprobiont (Folgezersetzer) wächst er auf totem Holz und Holzstrünken von Juni bis Oktober
Hasenbovist – calvaita utriformis, getäfelter Großstäubling – Lycoperdales
Aussehen
Der Hasenbovist ist anfänglich weiß, färbt sich später gräulich und dann goldgelb. Der Fruchtkörper ist birnenförmig, sack-,oder ballonförmig, gedrungen und sitzt auf einen dicklichen Stiel (halslos). Auch er ist übersäht mit kleinen Warzen, die im Alter wieder verschwinden. Die Außenhaut beginnt die Hautoberfläche im Alter zu reißen. Dann bricht sie auf und entlässt die Sporen. Jung ist der Pilz innen weiß und wattig. Später färbst sich das Innere gelb bis olivgrün.
Standorte
Dieser Pilz wächst von Juni bis Oktober, häufig auf Weiden, besonders im Gebirge. Auf trockenen Wiesen, Brachfeldern und an Waldrändern.
Igelbovist – Lycoperdon echinatum, Champignionverwandte – Agaricaeae
Der Igelbovist ist mir erstmals in einem Edelkastanienwald in Slowenien nahe Rogaska Slatina begegnet. Dort habe ich unter anderem Steinpilze in Übergröße und Igelboviste gefunden. Mein ortskundige Begleiterin und Pilzkennerin erzählte mir von den Igelbovisten. Sie erntete sie mit ihrer Mutter als Kind nach dem Krieg. Vermischt mit Erdäpfeln und anderen Pilzen, war das eine der Hauptnahrungsquellen in kargen Zeiten.
Aussehen
Dieser Pilz wird 4-5 cm groß, ist außen stachelig und braun. Ältere Exemplare verlieren die Stachel und zeigen dann ein polygonales Muster. Er sitzt auf einem kurzen Stiel. So lange das Innere hell ist, kann der Pilz gegessen werden, Er ist aber geschmacklich nicht mit dem Flaschen-, oder Riesenbovist zu vergleichen.
Standort
Buchenwälder, kalkreiche Böden
Dünnschaliger Kartoffelbovist – Scleroderma verrucosum, Ständerpilze – Basidiomycetes, clerodermatales, Hartboviste – Scleroderma
Aussehen
Der dünnschalige Kartoffelbovist wird 3-7cm groß und erscheint in verschiedenen Formen. Einmal rund und knollig, oder auch ab und zu abgeflacht. Die Außenhaut ist ledrig, gelb bis braun gefärbt. Sie zeigt meist eine feine Felderung, manchmal auch Schuppen. Schon der junge Kartoffelbovist hat einen unangenehmen Geruch. Die Haut greift sich wie bei einer Erdäpfel an. Sein anfänglich helles Fleisch verfärbst rasch dunkelgrau und bekommt ein weißliches Hyphengeflecht. Auch er öffnet sich in der Reife am Scheitel und entlässt von dort aus die Sporen. Aufgeschnitten, ist er in dieser Phase innen schwarz.
Standort
Der dünnschalige Kartoffelbovist wächst im Juni bis Oktober Laubwald und im Mischwald auf nährstoffreichen Böden.
Symptome bei einer Vergiftung mit dem Dünnschaligen Kartoffelbovist sind Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall, Wadenkrämpfe, starker Flüssigkeitsverlust, Bewusstlosigkeit bis hin zum Schock. Exsikkose – Austrocknung des Organismus durch Flüssigkeitsverlust. Störung des Säure-Basen-Gleichgewichts im Blut durch Zunahme saurer Stoffwechselprodukte.
Verwechslungsmöglichkeiten
für mich sind Ähnlichkeiten mit der ungenießbaren Hirschtrüffel gegeben
Dickschaliger Kartoffelbovist – Scleroderma citrinum, Hartbovist
Aussehen
Der dickschalige Kartoffelbovist ist ebenfalls giftig und zählt zu den Kartoffelbovistverwandten. Er bildet 3-10 cm große Fruchtkörper aus. Diese sind länglicher als beim dünnschaligen Kartoffelbovist geformt. Die Farbe ist gelblich, bis bräunlich. Die Oberfläche ist feldrig-rissig und manchmal auch leicht schuppig. Der Pilz hängt stiellos direkt an den Myzelfäden.
Standort
Auf sandigen, trockenen Nadel-, Mischwaldböden und versauertem Substrat. Er ist von Juli bis November häufig zu finden.
Symptome bei Verzehr sind Verdauungsbeschwerden, Bauchkrämpfe, Erbrechen, und Schweißausbrüche. Schwindel, Blutdruckabfall und Kollaps.
Weitere Arten der Kartoffelbovistverwandten sind der Leopardenfell-Hartbovist und der braunwarzige Hartbovist.
Sie wurden früher zu den dünnschaligen Kartoffelbovisten gezählt. Sie sind bräunlich gefärbt und haben einen weniger derbe Außenhaut.
Sag mal, liebe Homa, hast den Riesenbovist du selbst gefunden und fotografiert? Ich würde so ein Exemplar sooo gerne mal entdecken, aber die scheint es hier definitiv nicht zu geben, obwohl Boviste doch recht häufig auf unseren Stickstoff-Böden vorkommen (ich sammle alle jungen, weißen Exemplare).
In meinen Pilzbüchern finde ich ja regelrechte Monster-Exemplare von Fußballgröße! Wie toll muss das sein, so etwas in Scheiben zu schneiden und zu verarbeiten – mmmhm!
Ganz liebe Grüße
Katharina
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Guten Morgen! Das Bild stammt von einem Nachbarn, der dieses Prachtexemplar in Südamerika gefunden hat. So große habe ich auch noch nicht gefunden, soll es aber geben, So hat mir jemand aus der Gegend von Pyrath NÖ erzählt – er fand so große auf einer ehemaligen Kuhweide. herzliche Grüße
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Hallo Homa!
Ah ja, in einem Pilzkochbuch, das ich habe, zeigt auch eine Südamerikanerin (ich glaube, Chile) so ein Riesentrum stolz ins Bild. 🙂 Das wär mal ein Grund für eine Reise dorthin hihi
Liebe Grüße
K.
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Hallo, ich freue mich, hier so gute Bovistvergleiche sehen zu können.
Riesenboviste wachsen übrigens bei uns hier bei Lüchow am Jeetzel-Deich.
Ich hoffe, es ist dir nicht unrecht, wenn ich den Link zu meinem bebilderten WordPress-Blogartikel ><a href="https://2puzzle4.wordpress.com/2010/09/21/riesendinger/" target="_blank;" title="Riesendinger | puzzle*" "Riesendinger" einfüge? Man kann sie da ganz, durchgeschnitten und gebraten sehen, und ausserdem habe ich herausgefunden, dass man sie nicht – zumindest nicht roh – einfrieren sollte: sie entwickeln dann ein penetrantes Aroma im Gefrierschrank, selbst wenn sie gut eingepackt sind, riecht dann alles nach Bovist.
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Danke sehr! bin im Moment ein bisschen nachlässig, weil meine Dr. Arbeit mich voll beschäftigt. aber bald bin ich wieder als Bloggerin zurück! alles liebe und Gute und nocheinmal Dank!
Homa Jordis
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Dankeschön!
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Hallo, ich freue mich, hier so gute Bovistvergleiche sehen zu können.
Riesenboviste wachsen übrigens bei uns hier bei Lüchow am Jeetzel-Deich.
Ich hoffe, es ist dir nicht unrecht, wenn ich den Link zu meinem bebilderten WordPress-Blogartikel > „Riesendinger“ einfüge? Man kann sie da ganz, durchgeschnitten und gebraten sehen, und ausserdem habe ich herausgefunden, dass man sie nicht – zumindest nicht roh – einfrieren sollte: sie entwickeln dann ein penetrantes Aroma im Gefrierschrank, selbst wenn sie gut eingepackt sind, riecht dann alles nach Bovist.
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Das Bild vom Leopardenfellbovist zeigt tatsächlich den Dickschaligen Kartoffelbovist.
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Lieben Dank für den aufmerksamen Blick
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