Frühlinghafter Dezember
Böheimkirchen-Schildberg-Bhf. Pottenbrunn (Ziegelwerk Nicoloso)-Pottenbrunn-Feldmühle-Ratzersdorfer See-Viehofner Seen-St.Pölten Hbf
(ca. 19 km, + 200 Hm, -180 Hm, reine Gehzeit ca. 5 h)
Do., 10.12.2015
Wir begannen natürlich genau dort, wo wir vor 2 Monaten aufgehört hatten: am Bhf. Böheimkirchen. In der Nacht hatte es noch ordentlich geregnet, deshalb waren die Wege zwar sehr nass, aber die Sonne lachte schon am Morgen vom Himmel. Die rote Markierung über den Schildberg führte uns durch typischen Laub-Mischwald des westlichen Wienerwaldes. Erst beim Bhf. Pottenbrunn erreichten wir wieder freie Flächen. Aber bevor wir über die Feldwege weiter in den Ort Pottenbrunn gingen, besuchten wir die Ziegelei Nicoloso, direkt am Bahnhof. Neben dem modernen Geberit-Werk wirkt diese wie ein vergessenes Stück vergangener Zeiten. Es betreibt als einziges Werk noch einen Ringofen, in dem Kleinserien und Spezialziegel -vorwiegend für Renovierungen- hergestellt werden. Frau Nicoloso führte uns sehr freundlich und kompetent durch die Hallen. Weil die Produktion im Winter ruht, konnten wir zum Schluss sogar auf den Ringofen hinaufgehen, von wo im Sommerhalbjahr die Feuerung mit Kohlenstaub erfolgt. Sicherlich ist das Überleben solch eines urtümlichen Werkes nur durch die enge Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt und den guten Willen der Eigentümer, selbst mit anzupacken, möglich.
Im Ortszentrum von Pottenbrunn -das bereits zur Stadt St.Pölten gehört- angelangt, beeindruckte uns vor allem das Wasserschloss der Familie Trauttmannsdorff, die im „Neuen Schloss“ wohnt. Das „Alte Schloss“ mit dem bekannten Renaissance-Turm beherbergt heute eine Schule (bis 1970 war dort das Zinnfigurenmuseum, das sich heute in Katzelsdorf befindet, untergebracht – aber das sahen wir ja im April). Vom einstigen großen Schlosspark des 19. Jahrhunderts, der bis zur Traisen reichte, blieb als einziges Bauwerk der „Gotische Tempel“ in ruinösem Zustand erhalten. Den suchten wir auch auf, wenngleich der Lärm der direkt vorbeiführenden S33 jede Assoziation mit Park zerstört. Von den anderen Aussattungen der Parklandschaft wie Gloriette, Erimitage, Badhaus, gepflegte Wege, Wiesen und Teiche fehlt (fast) jede Spur.
Unser Weg führte dann weiter durch die Auen der Traisen. Der Tag neigte sich schon mit einem goldenen Sonnenuntergang – aber wir hatten ja nicht mehr weit bis zu künstlich beleuchteten Gefilden...
Besondere Punkte am Wegverlauf waren dann noch der Naturlehrpfad bei der Feldmühle und der ab 1973 als Erholungszentrum angelegte Ratzersdorfer See. Auf einer Holzbrücke überquerten wir die Traisen zu den Viehofner Seen. Sie wurden erst anfangs unseres Jahrhunderts durch die Stadt St.Pölten aus bestehenden Schottergruben ausgebaut. Der Große Viehhofner See ist traisenseitig für Badebetrieb eingerichtet, während das andere Ufer und der gesamte Kleine Viehhofner See der Natur überlassen bleibt. Es führen aber Spazierwege rundherum, auch eine Aussichtswarte ermöglich freien Blick über beide Seen. Beeindruckend war der Blick im letzten Abendlicht über den Großen See und Dom zum Ötscher.
Ab dem „Traisenpark“ (es ist vielleicht ein Symbol unserer Konsumgesellschaft, dass ein Einkaufszentrum häufig mit „Park“ bezeichnet wird) benützten wir den beleuchteten Geh- und Radweg entlang des (linken) Mühlbaches bis zum St.Pöltner Hbf.
Martin Seemann
Tel. 02233/55860
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