Die Rüdersdorfer Kalkberge brachten 1875 den Beweis dafür, dass die Gletscher der Eiszeit vor 10.000 Jahren bis in unsere Region vorgedrungen sind? Der schwedische Geologe Otto Martin Torell (1828 – 1900) fand damals im Rüdersdorfer Kalkstein Gletscherschrammen- und Trichter. Das bestätigte seine bis heute gültige Inlandeis-Theorie. Die besagt, dass die Eismassen von Skandinavien aus, weite Teile Nordeuropas überzogen hatten. Im Rüdersdorfer Museumspark gibt es heute das Otto-Torell-Haus mit einer Dauerausstellung über die Kalklagerstätte Rüdersdorf.

Dort, wo heute der Rüdersdorfer Kalk abgebaut wird, war bis vor etwa 50 Jahren noch ein riesiger See. Der Heinitzsee, ein von 1914 bis 1916 gefluteter Kalksteintagebau - etwa einen Kilometer lang, bis zu 70 Meter tief und glasklar. Der Heinitzsee war bei den Rüdersdorfern sehr beliebt. Sogar Taucher kamen hier auf ihre Kosten und es gab einen Tauchsportclub. Berühmt wurde der See auch durch zahlreiche Filmproduktionen. So wurde auf und am Heinitzsee 1937 der Abenteuerfilm „Der Tiger von Eschnapur“ mit Hans Albers gedreht. Anfang der 1970-iger Jahre wurde das Wasser wieder abgepumpt. Seitdem wird dort wieder Kalkstein abgebaut.

Einige Rüdersdorfer Fabrik-Ruinen sind weltweit bekannt. Das Gelände einer einstigen Chemiefabrik aber auch die Schachtofenbatterie des Museumsparks ziehen Regisseure und Filmemacher magisch an. Rüdersdorf wird deshalb auch als märkisches Hollywood bezeichnet. Auf dem weitläufigen Industrie-Gelände wurde unter anderem für den US-Film „Tribute von Panem“ und den deutsch-amerikanischen Spielfilm „Monuments Men“ mit George Clooney gedreht. Auch die Band Rammstein nutzte die Ruine für ihr Musikvideo zum Song „Amerika“.

In Rüdersdorf werden Jahr für Jahr tausende Skateboards produziert und in alle Welt verschickt. Seit mehr als 10 Jahren ist der Familienbetrieb mit dem klangvollen Namen „QUARTER DISTRIBUTION“ erfolgreich. Das Unternehmen ist der zweitgrößte Skateboard-Hersteller in ganz Europa. In Rüdersdorf entstehen aus blankem Holz, kreativem Design und bunten Rollen Skateboards, auf denen Fans weltweit unterwegs sind.

Der Rüdersdorfer Kalktagebau wird liebevoll als „Negativabdruck“ Berlins bezeichnet. Seit etwa 750 Jahren wird in Rüdersdorf Kalk abgebaut. Seither wird dieser Baustoff auch in der Region genutzt. So sind das Schloss Sanssouci in Potsdam, aber auch das Brandenburger Tor, der Reichstag und das Olympiastadion in Berlin sind mit Rüdersdorfer Kalksteinen erbaut worden. Mit dem Kahn wurde das Baumaterial über die Rüdersdorfer Kanäle und Fließe in die Hauptstadt geschippert. Und so entstand auch der Spruch „Berlin ist aus dem Kahn gebaut“.

Rüdersdorf können sie ganz bequem mit der Straßenbahn entdecken. Seit 1912 pendelt die sogenannte Überlandbahn zwischen dem Rüdersdorfer Ortsteil Kalkberge und Berlin-Friedrichshagen. Heute wird die Bahn von der „Schöneicher-Rüdersdorfer-Straßenbahn“ betrieben. Sie ist die einzige Schmalspurstraßenbahn im Berliner Raum. Mit ihr erreichen Sie den Rüdersdorfer Museumspark, das Kulturhaus oder, von der Endstation Altrüdersdorf aus, die Wanderwege entlang des Kalksees.

So nennen die Rüdersdorfer liebevoll ihr Kulturhaus, das auch ein besonderes Denkmal ist. Es ist nämlich noch gar nicht so alt. Und trotzdem ziemlich wertvoll für die Rüdersdorfer und auch für die Denkmalschützer. Das Kulturhaus wurde in den 1950-iger Jahren des letzten Jahrhunderts gebaut. Es steht ziemlich eindrucksvoll hoch oben über der Gemeinde und es erinnert tatsächlich an die Akropolis in Athen. Solche Kulturhäuser – wobei das Rüdersdorfer besonders groß ist – entstanden in der DDR vor allem für große Betriebe. In Rüdersdorf war es das Zementwerk. Hier konnten die etwa 3000 Mitarbeiter feiern und manch kulturellen Höhepunkt erleben.

Im Rüdersdorfer Kalktagebau werden Forellen gezüchtet. Der Grund ist das klare und saubere Wasser, dass im Tagebau ständig abgepumpt werden muss. Einen Teil davon nutzt Fischer Peter Klose für seine Forellenzucht. Die Tiere brauchen zum Laichen höchstens 15 Grad Wassertemperatur. Und das gibt es im Rüdersdorfer Tagebau. In unterschiedlichen Becken bzw. Teichen zieht er die Tiere auf bis sie zu stattlichen Fischen herangewachsen sind. Dann werden sie verkauft – frisch oder geräuchert. Die Fische haben auch einen besonderen Namen: Heinitz-Forellen. Benannt nach dem Bergbauingenieur Friedrich Anton von Heinitz.

In Rüdersdorf gibt es jedes Jahr einen Ostereierbaum. Vor dem Bürgerzentrum „Brücke“ im Neubau-Wohngebiet Brückenstraße wird der traditionell von den Anwohnern geschmückt. Die Eier sind kunterbunt und selbst bemalt, gefärbt oder mit anderen Techniken verziert. Die Idee dazu hatte vor über 20 Jahren Anwohnerin Renate Radoy. Sie liebt Ostern und Ostereier. Normalerweise werden die Eier vor dem großen Schmücken gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen bemalt. Doch dieses Jahr musste die Aktion Corona-bedingt ausfallen. Den Ostereierbaum gibt es aber trotzdem.

Seit über 100 Jahren gibt es den „Rüdersdorfer Ruderverein Kalkberge“. Gegründet wurde der 1914 und schon damals gab es viele junge Mitglieder. Das ist auch heute noch so. Unter den rund 200 Ruderern sind zahlreiche Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Und die sind ziemlich erfolgreich. Brachten sie doch in jüngster Vergangenheit durchaus achtbare Erfolge nach Rüdersdorf. In Form von Medaillen, gewonnen bei Europa- und Weltmeisterschaften und sogar bei den Olympischen Spielen in London 2012. Eine besondere Ausrichtung des Vereins ist das Pararudern, also das „Rudern mit Handicap“. Hier wird in speziell umgebauten Ruderbooten trainiert.