Honda S2000 Restomod von Evasive Motorsports
S2000 mit Civic-Type-R-Motor - darf man das?

Der Honda S2000 genießt mit Recht Kultstatus. Jetzt legt eine US-Firma eine Restomod-Version auf, die wegen eines Motortauschs zu Stammtisch-Kontroversen führen dürfte.

Honda S2000R und RS Pikes Peak Restomod
Foto: Evasive Motorsports

Ein Straßenauto, noch dazu ein bezahlbares, dessen Motor fast 10.000 Umdrehungen schafft, hat es in der Automobilgeschichte nicht oft gegeben. Soll man spontan eines nennen, fällt den meisten auf Anhieb wohl ein Modell ein: Der Honda S2000, den nicht nur sein Hochdrehzahlmotor samt Gänsehaut-Sound zur Roadster-Legende machte. Sondern auch sein knackiges Fahrverhalten dank Hinterradantrieb, Sensations-Fahrwerk, geringen Gewichts und perfekter Gewichtsverteilung.

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Vom Markt ist der kultige Japaner bereits seit 14 Jahren verschwunden. Doch es gibt immer noch Enthusiasten, die sich liebevoll um ihn kümmern. Manch einer macht ihn sogar noch ein bisschen besser, als er zu seiner aktiven Karriere war. Die Tuner-Truppe Evasive Motosports gehört ganz offensichtlich zu dieser treuen Fangemeinde. Mit dem Honda S2000R stellen die Kalifornier nun eine Restomod-Version für die Straße vor – und mit dem S2000RS Pikes Peak eine Rennversion dazu, die beim gleichnamigen Bergrennen ihre Qualitäten unter Beweis stellen soll.

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Turbomotor statt Hochdrehzahl-Sauger

Fangen wir mit dem S2000R an, den Evasive Motorsport entweder als Komplettfahrzeug liefert oder auf von den Kundinnen und Kunden bereitgestellten Autos aufbaut. Und bei dessen Umbau nicht wenige S2000-Fans Blasphemie wittern dürften. Der Roadster büßt nämlich seinen legendären Motor ein. An dessen Stelle tritt der Zweiliter-Turbobenziner des letzten Honda Civic Type R, wenn auch nicht in serienmäßigem Zustand. Evasive fügt einen Mugen-Lufteinlass aus Carbon, einen hauseigenen Ansaugkrümmer und ein neues Steuergerät aus dem Motec-Regal hinzu. Hinzu kommen andere Kühler für Öl und Wasser. Abgasseitig schließen sich eine neue Downpipe und eine Titan-Auspuffanlage an.

Technische Daten nennen die Kalifornier nicht; der S2000R dürfte jedoch mehr als die serienmäßigen 320 PS und maximal 400 Newtonmeter aufbieten. Das manuelle Sechsgang-Getriebe flanscht der Tuner mit einer eigens angefertigten Adapterplatte an, während ein Sperrdifferenzial die Traktion optimiert. Ferner verpasst Evasive Motorsports dem Honda S2000 ein KW-Clubsport-Gewindefahrwerk, verstärkte Aufhängungsbuchsen, eine verbesserte Lenkung und neue Stabilisatoren aus dem Hause Eibach.

Vorn subtil, hinten mächtig

Den Kontakt zur Straße halten Yokohama-Sportreifen im Format 255/35 R18, die auf 9x18 Zoll große Schmiedefelgen von EVS Tuning aufgezogen sind. Hinter den Rundlingen arbeitet eine Brembo-Bremsanlage, die vorn auf Sechskolben-Sättel und 355 Millimeter große Scheiben setzt. Hinten kommen Vierkolben- und 328-Millimeter-Pendants zum Einsatz. Auch die Handbremse passt Evasive an.

Honda S2000R und RS Pikes Peak Restomod
Evasive Motorsports
Während der Evasive S2000R vorn kaum vom Original zu unterscheiden ist, zieht hinten ein mächtiger Spoiler die Blicke auf sich.

Optisch hebt sich der S2000R durch teils mehr, teils weniger subtile Änderungen vom Serienauto ab. Unter der Frontschürze der 20th Anniversary Edition steckt eine dezente Spoilerlippe, während auf dem Heckdeckel, der genau wie die Motorhaube aus Carbon besteht, ein üppig bemessener Kohlefaser-Heckflügel steckt. Hinzu kommen verbreiterte vordere Kotflügel mit Stoßstangen-Verlängerung und aerodynamisch optimierte Außenspiegel aus dem Spoon-Regal. Wer möchte, kann den Restomod-Roadster in jeder Farbe lackieren lassen, die ab Werk exklusiv für die Type-R-Modelle angeboten wird. Das Fotofahrzeug trägt den Farbton Championship White.

Innen reduziert Evasive Motorsports den auf eine nicht näher bezifferte Stückzahl limitierten Honda S2000R auf's Wesentliche. Die Recaro-Schalensitze bestehen ebenso aus Kohlefaser wie die Türinnenverkleidungen, während das Armaturenbrett und die Verkleidungsteile mit Alcantara umhüllt sind. Anstelle der serienmäßigen Instrumente kommt ein digitales Fahrer-Informations-Display von Motec zum Einsatz.

Motorsport-Version S2000RS Pikes Peak

Das Rennwagen-Pendant S2000RS Pikes Peak, das schon 2022 bei Zeitrennen eingesetzt und für das in diesem Jahr am 25. Juni stattfindende Bergrennen optimiert wurde, darf im Gegensatz zum S2000R seinen F20C-Motor behalten. Aber auch er bleibt freilich nicht im Serienzustand. Im Gegenteil: Mit auf 2,4 Liter vergrößerten Hubraum, HKS-Turbolader, stark erhöhter Verdichtung, neuer Sidepipe-Abgasanlage ab Krümmer und einigen Details mehr kommt der Motor nun auf etwa 650 PS. Zum Vergleich: Die Leistung des Serienautos betrug einst 241 PS.

Der Motor gibt seine Kraft über ein sequenzielles, per Schaltwippen kommandiertes Siebengang-Getriebe an die Hinterräder weiter, wo sie ein Sperrdifferenzial traktionsoptimiert portioniert. Wie beim S2000R ist ein KW-Fahrwerk an Bord, wobei sich beim Rennwagen zudem der Hilfsrahmen verstärkt zeigt. Verzögert wird hier sowohl mit Stop-Tech- als auch mit BBK-Komponenten samt Bosch-ABS und die 11x18 Zoll großen Titan-Schmiederäder tragen Rennslicks aus dem Hause Yokohama.

Der Bergrenner, der sein Leben als Straßen-S2000 des Modelljahres 2004 begann, trägt ein Vortex-Aerodynamik-Kit der Version 3 mit größerem Frontsplitter und neuem Heckflügel. Das Hardtop stammt aus dem Mugen-Regal. Ein pneumatisches Wagenhebersystem erleichtert die Service-Stopps. Innen herrscht die rennwagentypische Askese; was nicht benötigt wird, flog raus. Die Bride-Rennsitze sind mit Motorsport-Gurten von Sparco ausgerüstet.

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Fazit

Dass Evasive Motosports den Original-Motor des Honda S2000 gegen jenen des letzten Civic Type R austauscht, dürfte bei den Fans der Marke und des Roadsters für kontrovers geführte Debatten sorgen. Aber letztlich ist es dieser "engine swap", der den S200R vom Tuningauto zum Restomod-Umbau mutieren lässt.

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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