Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Göttinnen­fokus, Landschaftsengel, Drachenlinie

Thomas Frei (rechts) organisiert jedes Jahr einen Lehrpfad für die Region. Dieses Jahr suchen die Teilnehmer nach dem Unsichtbaren – mit Pendel oder Winkelrute etwa wollen sie kosmische Energie ausfindig machen. Foto: Florian Bärtschiger

«Für viele ist das schwierig zu verstehen, weil nichts davon greifbar ist», erklärt Jutta. «Die Leute wollen Fakten.» Jutta ist auf Exkursion durch die Arlesheimer Ermitage. Unterwegs auf dem neuen Geomantie-Lehrpfad von Thomas Frei. Es sollen energetische Phänomene erkundet werden. Drachenlinien, Einstrahlpunkte, Göttinnenfokusse.

Der bekannte Geomantiker Stefan Brönnle definiert Geomantie so: «Die Kunst, Lebensräume nach den Bedürfnissen der menschlichen Seele im Einklang mit der Ortskraft zu gestalten.» Für das Online-Lexikon Wikipedia kam die Geomantie als eine Form des Hellsehens aus Nordafrika nach Europa. Heute sei sie eine dem Feng-Shui ähnliche Methode.

Die Ermitage sei ein perfekter Ort, auch wenig Erfahrenen den feinstofflichen Raum, eine Dimension über das Sichtbare ­hinaus, näherzubringen, sagt Exkursions-Leiter Thomas Frei. Grundenergie und kosmische Energie seien in der Ermitage grundsätzlich erhöht. Allerdings, schränkt er ein, dürfe nicht als wissenschaftlich bezeichnet werden, was an diesem Nachmittag gespürt wird. «Denn mit den Instrumenten der Physik ist es weder mess- noch reproduzierbar.»

Mit grossen Augen

18 Exkursionsteilnehmer ­machen sich auf den Weg, zwei Drittel davon sind Frauen. Kein alltäglicher Anblick, wenn 18 Erwach­sene am selben Ort langsam umhergehen. In ihren Händen Pendel oder Rute. Immer auf der Suche nach der Energie.

Ein junges Pärchen geht vorbei. Die beiden können sich kaum halten vor Lachen. Ein kleines Mädchen bleibt mit weit aufgerissenen Augen vor einer Frau mit Winkelrute stehen. Die Mutter muss es an der Hand nehmen, um es zum Weitergehen zu bewegen. Auf einer Bank sitzt eine ältere Frau. «Aha, Geomantie», bemerkt sie so trocken wie sachkundig. «Wenn das jemand Hokuspokus nennt, dann respektiere ich das», lächelt Thomas Frei, «man soll eigene Erfahrungen machen.»

Die Pfadi Rychestei stürmt mit einem Rudel Wölfli die Ermitage. Wild, laut, mit Fussball und Frisbee im Gepäck. Sofort fällt ein paar Knirpsen auf, dass die Ruten zucken. Wölfli-Leiterin Canta erklärt, die Frauen und Männer mit den Ruten suchten nach Wasseradern. Auch nach Energiefeldern, wird ihr mit­geteilt. «Also mit Wasser funktioniert das, davon bin ich überzeugt», sagt Canta. «Das habe ich in Australien selbst erlebt.» Der Knirps neben ihr schaut sie ungläubig an: «Das Wasser kommt doch aus dem Wasserhahn.»

«Über die Wahrnehmung»

Seiner Sache sicher ist Thomas Frei. Schon als junger Mann habe er das Pendeln ausprobiert. Er habe damals gemerkt, dass «irgendetwas geht». Für gut 20 Jahre habe er, der heute 53-jährige Maschineningenieur und Betriebsökonom, die unsichtbare Natur jedoch aus den Augen verloren. Einschlägige Literatur habe ihn wieder auf das Thema aufmerksam gemacht. Er habe darin beschriebene Orte aufgesucht – und etwas gespürt. «Über die Wahrnehmung bin ich erneut darauf gekommen.» Seit fünf Jahren beschäftige er sich intensiv mit der immateriellen Materie. Grosses Interesse gelte aber der Archäologie: «Wie die früheren Kulturen der Region Basel die energetischen Phänomene in ihr Leben und Wirken einbezogen.»

Thomas Frei hat sich zum Ziel gesetzt, jedes Jahr einen Lehrpfad für die Region zu erstellen. Zuvor erstellte er bereits einen rund um das Goetheanum in Dornach. Augusta Raurica könnte folgen. «Die ausgewählten Orte müssen sich in der Region befinden, damit Interessierte ohne grossen Aufwand zu ihnen zurückkehren können, so oft sie wollen», argumentiert Frei, Präsident der Gesellschaft für Radiästhesie (Wahrnehmung von Erdstrahlen) und Geomantie der Region Basel mit ihren 180 Mitgliedern. Die Gesellschaft verfolgt den Zweck, Radiästhesie und Geomantie zu fördern und weiterzuentwickeln. Oder nach Freis Worten: «Ich bin daran interessiert, zu schützen, worin ich Schönheit sehe.»

Ein Ort der Kraft

Unterhalb des mittleren Ermi­tage-­Weihers kommt die Gruppe zusammen, um über frisch gewonnene Eindrücke zu sprechen. Hier, zwischen Wasserflächen und Schilfhainen, zwischen Enten und kleinen Jungfröschen, so klein wie Fingernägel, wollen einige sensitive Erfahrungen gemacht haben, die sie bislang noch nicht kannten. Kraftort Ermitage. Wobei Thomas Frei meint, die Ermitage werde als Kraftort verstanden, weil man sich in ihr einfach wohlfühle, Kraft tanken und abschalten könne.

Frei spricht zur versammelten Gruppe. «Wenn man erste Erfahrungen macht, besteht die grosse Herausforderung darin, mit den Selbstzweifeln umzugehen.» Was spüre ich? Was davon ist eingebildet und was nicht? Es brauche Übung, um Sicherheit und Vertrauen zu erlangen. «Vertraut euren Gefühlen.» Schon nur die Erfahrung zu machen, an einem Ort mehr zu spüren als zu sehen, «ist bahnbrechend».

Exkursions-Teilnehmerin ­Lilli ist nach eigenen Angaben ­blutige Anfängerin, sowohl was Radiästhesie als auch Geomantie betrifft. Lilli begreift sich als Teil des grossen Ganzen. Sie spüre ihre Skepsis, gesteht sie. Erreichen möchte Lilli die Hingabe an die von Frei beschriebenen Phänomene. «Ich glaube, ich bin ­spirituell angeknüpft», sagt sie, «das will ich mit Rute und Pendel verifizieren.»

Dass Lilli auch Skepsis äussert, nennt Thomas Frei verständlich. Mitunter führe er das auf das geomantische Vokabular zurück. Göttinnen­fokus, Landschaftsengel, Drachenlinie … – es klinge teilweise ­wirklich abgehoben.