Nach 15 Jahren ist Felicitas Woll wieder als Lolle in Berlin: „Sie hat meinen Körper, mein Lachen und meine Tränen“

Felicitas Woll ist wieder Lolle, nur 15 Jahre älter und privat auch wesentlich gelassener, wie die zweifache Mutter sagt

Felicitas Woll ist wieder Lolle, nur 15 Jahre älter und privat auch wesentlich gelassener, wie die zweifache Mutter sagt

Foto: Ralf Guenther
Von: Markus Tschiedert

Das waren noch Zeiten, als junge Leute den Fernseher einschalteten, um bloß keine Folge ihrer Lieblingsserie „Berlin, Berlin“ zu verpassen.

Von 2002 bis 2005 erlebte man Hauptfigur Lolle alias Felicitas Woll (40), wie sie versuchte, in Berlin Fuß zu fassen und dabei auch nach der großen Liebe suchte. Nach 15 Jahren kehrt sie nun zurück. Ins Kino.

Handlung: Lolle steht zwischen zwei Männern und ergreift erst mal die Flucht – nach Berlin, logisch.

Privat lebt Woll mit zwei Kindern von zwei Vätern (hält sie geheim) in Hessen auf dem Land. Wir trafen Felicitas Woll im „Hotel Zoo“ am Kurfürstendamm. BILD: Mit welchem Gefühl kehren Sie nach 15 Jahren in Ihrer Rolle als Lolle zurück? Felicitas Woll: „Wir hatten schon vor vier oder fünf Jahren mal darüber nachgedacht, aber manchmal stimmt der Zeitpunkt noch nicht, weil alles noch nicht richtig ausgearbeitet ist. Dann kommt der Tag, an dem du wieder einen Anruf bekommst. Das Buch stimmt, die anderen sind genauso begeistert und dann sagt man: ‚Lass es uns machen!‘ Zumal die Möglichkeit, es fürs Kino zu machen, ganz großartig ist.“ Aber ist inzwischen nicht viel zu viel Zeit vergangen? Woll: „Ich finde, 15 Jahre ist eine gute Zeit, um etwas zu erzählen. Anfang der 2000er waren die Geschichten noch ganz anders. Wir hatten auf jeden Fall die Energie, es jetzt wieder zu machen. Dabei setze ich ganz stark auf die Fans von früher. Wenn die in den Film gehen und ihre Kinder und Kindeskinder mitnehmen, ist alles gut.“ Wie haben Sie die Lolle für sich wiedergefunden? Woll: „Lolle war ja nie weg. Das war eine intensive Zeit, als ich sie spielte. Denn ich war in meinen Zwanzigern. Da passiert in einem selber so viel. Wenn du dann noch eine Figur hast, die sich ständig verliebt und entliebt und alles möglich ist, wird das im Körper gespeichert. Die erste Staffel drehte ich neun Monate am Stück. Damals war ich mehr Lolle als ich selbst. Da musste ich mich jetzt nicht mehr einfühlen, sondern nur noch einen Knopf drücken und schon ist sie wieder da.“

Ab 19. März kommt Lolle wieder: in dem Kinofilm „Berlin, Berlin“, an ihrer Seite Janina Uhse

Ab 19. März kommt Lolle wieder: in dem Kinofilm „Berlin, Berlin“, an ihrer Seite Janina Uhse

Foto: Constantin Film Verleih/Stefan Erhard

Ist denn Lolle gleich Felicitas? Woll: „Nein, soweit würde ich nicht gehen. Aber natürlich hat sie viel von mir. Sie hat meinen Körper, mein Lachen und meine Tränen bekommen. Das verschwimmt gewiss miteinander. Von daher ist noch ganz viel von ihr in mir erhalten geblieben, aber ich bin immer noch ich selbst.“ Was verbindet und was trennt Sie von Lolle? Woll: „Sie ist schon sehr chaotisch und rennt immer wieder vor allem weg. Sie zieht nichts durch, weil sie Panik kriegt und denkt, das ist es nicht. Da bin ich ganz anders. Wenn ich mich auf etwas einlasse, dann gehe ich diesen Weg auch und nehme höchstens mal eine Abzweigung, wenn ich denke, jetzt läuft es falsch. Ich bin da wirklich viel gelassener als sie.“ Wie haben Sie die letzten 15 Jahren für sich erlebt? Woll: „Auf jeden Fall sehr intensiv. Ich hatte das Glück, auch andere Rollen spielen zu dürfen. Es hätte auch passieren können, dass ich nach „Berlin, Berlin“ schnell als die Ulkige in einer Schublade gelandet wäre. Da kommt man schwer wieder raus. Insofern kann ich dankbar sein, dass ich auch für andere Rollen besetzt wurde.“ Privat hatten Sie als Mutter von zwei Kindern mehr Glück als Lolle, die im Film Torschlusspanik hat… Woll: „Torschlusspanik muss ich Gott sei Dank nicht haben, aber ich kenne Frauen in meinem Alter, die gerade kurz davor stehen. Von 20 bis 35 ist man sehr auf sich selbst konzentriert, arbeitet auf ein Ziel hin und hat Beziehungen, die dann wieder auseinandergehen. Plötzlich kriegt man Atemnot und denkt, ich wollte doch auch gern noch ein Kind haben. Damit fängt der Stress im Kopf an und du kriegst Panik. Das habe ich schon bei manchen Freundinnen mitbekommen.“

Warum warten manche Frauen so lange mit einem Kind? Woll: „Die Zeit hat sich verändert und das verändert auch die Menschen. Frauen haben heute viel mehr Möglichkeiten, sich selbst zu verwirklichen. Von daher hat man auch oft den Wunsch, sich zu verwirklichen. Selbst wenn es dann mit einer Beziehung nicht funktioniert, will man seinem Kind ein gutes Leben ermöglichen und dabei selbst glücklich werden. Wenn dann der Zeitpunkt eingetroffen ist, wo es nicht mehr so leicht ist, den richtigen Partner für ein Kind zu finden, wird es kritisch.“ Was raten Sie solchen Freundinnen? Woll: „Man muss schauen, wie ehrlich man sein kann, um zu sagen: ‚Selbst wenn das jetzt nicht mehr funktioniert, musst du das akzeptieren.‘ Das finde ich sehr schwierig, weil man nicht verletzen will. Es kommt dabei natürlich auf die Situation an oder darauf, wen man vor sich hat. Aber ich bin schon eine gute Zuhörerin und versuche, da zu sein.“ Die ganz große Liebe zu Berlin haben Sie privat nicht gefunden? Woll: „Na ja, schon damals war mir Berlin irgendwann zu viel und ich merkte, jetzt brauche ich wieder Ruhe. Wenn ich anschließend nach einer längeren Zeit wiederkam, fand ich die Lautstärke, die vielen Menschen und Autos sehr extrem. Mein Seelenkostüm ist dafür nicht gemacht. Andersherum hatte ich Freunde aus Berlin bei mir zu Besuch, denen es zu leise war. Das haben sie nicht ausgehalten und sind abends wieder zurück nach Berlin gefahren.“

Von 2002–2005 liebte und entliebte sich Lolle in der Vorabend-Serie „Berlin, Berlin“

Von 2002–2005 liebte und entliebte sich Lolle in der Vorabend-Serie „Berlin, Berlin“

Foto: picture-alliance / ZB

Sind Sie doch eher das Landei? Woll: „Ich habe das Landleben schon immer sehr geliebt und finde es nach wie vor sehr gesund, wenn du morgens aufstehst, auf deinem Balkon sitzt und die Vögel zwitschern hörst. Auch für Kinder ist es besser, wenn sie auch noch erkennen, welche Vögel da gerade singen. Das ist für die geistige Entwicklung schon sehr essentiell. Trotzdem, ein Teil meiner Wurzel liegt weiterhin in Berlin.“ Wieso? Woll: „Meine Großmutter ist hier geboren und aufgewachsen. Erst nach dem Krieg ist sie weggegangen. Vielleicht fühle ich mich deshalb in Berlin dann doch wieder wie zu Hause.“ Wie hat sich Berlin für Sie in den letzten 15 Jahren verändert? Woll: „Äußerlich ist ganz viel passiert. Da scheint ein Schönheitschirurg am Werk gewesen zu sein. Aber Berlin ist die Hauptstadt und muss sich wie alle Metropolen verändern. Trotzdem finde ich es schade, wenn ein paar raue Ecken verschwinden. So wie Clärchens Ballhaus. Solche Institutionen muss man schon erhalten, damit man die Stadt noch riechen und fühlen kann. Es sollte nicht so steril werden.“

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