Alnus glutinosa – Schwarzerle als Bonsai

Die Schwarzerle (Alnus glutinosa) ist ein heimischer Laubbaum, welcher 2003 zum Baum des Jahres ernannt wurde. Sie gehört zur Gattung der Erlen und der Familie der Birken. Der Name Schwarzerle komt von der Verwendung der Rinde zum schwarzfärben von Leder und der Herstellung schwarzer Tinte aus den Fruchtzapfen. Das Holz wird im Möbelbau verwendet. Aber auch wegen seiner Wasserbeständigkeit ist es sehr gefragt bei Holzbauten im Wasser. So bestehen in Venedig die Hälfte der Holzpfähle aus Erlenholz!

Vorkommen:
Europa
In der Nähe von Gewässern und Überschwemmungsgebieten

Alnus glutinosa

Blatt:
Dunkelgrün und langgstielig mit ovaler Form und gesägtem Blatträndern ohne Blattspitze. Eine bunte Herbstfärbung gibt es bei der Schwarzerle nicht. Im Herbst werden die Blätter braun bis braungrau und fallen danach ab.

Rinde:
Dunkelgrau bis schwarz und borkig mit kleinen senkrechten Platten. Junge Holztriebe sind zu Beginn grün bis dunkelgrün und werden im Alter dunkelgrau bis schwarz

Winter:
Möglichst schattig im Garten den Ballen ohne Schale in die Gartenerde oder in einer Holzkiste mit Torf-Sand-Gemisch auf dem Balkon oder der Terrasse. Bei milden Temperaturen sollte das Substrat bzw. Erdreich angefeuchtet werden.

Bonsaieignung:
Darüber gibt es geteilte Meinungen! Auf der einen Seite ist die Schwarzerle in einigen Punkten heikel, da sie einen regelmäßige Wasserversogrung benötigt und ein trockener Wurzelballen sehr schnell mit Astverlusten verbunden sein kann. Auch die Blätter bekommt man kaum kleiner. Dies kann man aber mit einer größeren Kulturgröße wieder ausgleichen. So sollte die Größe für eine Schwarzerle mindestestens auf 80 cm Höhe geplant werden. Dann paßen auch die größeren Blätter im Verhältnis besser.

Trotz all dieser mutmaßlichen Nachteile habe ich mich zu Beginn trotzdem für einen Steckling einer Schwarzerle entschieden. Und gerade als Anfänger bereue ich es bisher nicht! Als zweijährige Jungpflanze habe ich ein Exemplar für ein paar Euro erworben. Diese kultiviere ich die ersten Jahre in einem Teichtopf um so schneller einen guten Nebari (= Wurzel und Stammansatz) zu bekommen. Und ich war erstaunt beim umtopfen im ersten Frühjahr, wie schnell sich der Stamm nach nur einem Jahr verdickt hat. Aber es war auch erstaunlich wie dick bereits die ersten Wurzeln entwickelt waren. Der Wurzelballen war bereits hervorragend fein durchwurzelt! Übrigens ist es möglich das man beim umtopfen holzige Knollen die wie ein kleines Geschwür aussehen entdeckt. Dies ist der Stickstoffvorrat! Die Erle hat die Fähigkeit Stickstoff zu bevorraten. Dabei werden solche Stickstofflager bzw. Knollen im Wurzelbereich gebildet.
Die Schnittverträglich ist sehr gut bei der Schwarzerle. Bei der Kultur im Teichtopf sind bei jungen Pflanzen bis zu drei Austriebe möglich. Will man schneller einen dickeren Nebari (= Wurzel- und Stammansatz), läßt man sie einfach länger austreiben.

Nebari Schwarzerle
Nebari Schwarzerle

Wer eine Schwarzerle genügend mit Wasser versorgt dürfte auch an ihr seine Bonsaifreude haben. Besonders für Anfänger halte ich die Schwarzerle geeignet, da man sehr schnell die ersten Erfolgserlebnisse bei der Entwicklung eines ansehnlichen Nebari (= Wurzel- und Stammansatz) haben kann. Und wenn man die Bonsaigröße von Anfang an richtig plant, wird mit der Zeit auch ein ansehnlicher Bonsai daraus. Astverluste sind dabei einzuplanen. Aber bei der Schnellwüchsigkeit, können diese meist nach 1 bis 3 Jahren erneuert werden.

Beschaffung:
Auf Grund der relativ großen Blätter und der daraus resultierenden höheren Bonsaihöhe, ist hier das Angebot bei Schwarzerlen leider nicht so groß wie bei vielen kleinblättrigen Bäumen. Aber in gut sortierten Fachhandel und Bonsaigärtnereien erhält man auch Stecklinge und Jungpflanzen.
Gestaltete Schwarzerlen-Bonsais sind eher selten im Fachhandel zu bekommen.
In Baumschulen sind Schwarzerlen als Heckenpflanzen erhältlich.
Eine Aussaat ist wie folgt möglich. Samen werden im Herbst gesammelt. In feuchtem Sand im Kühlschrank überwinteren und im Frühjahr aussäen.

Standort:
Im Sommer vollsonnig bis halbschattig. Beides hat Vor- und Nachteile. Bei sommerlichen vollsonnigen Stand ist ein schnelles austrocknen des Substrates möglich und dadurch steigt die Gefahr das die Erle den ein oder anderen Ast abwirft (dies gehört zu ihrer Überlebensstrategie).
Bei halbschattigen Standort ist ein feuchtes Substrat besser zu steuern. Und selbst hier muß man an heißen Sommertagen meist zweimal am Tag gießen! Der Nachteil ist das die Blätter bei weniger Sonne größer werden.

Schwarzerle April 2017
Schwarzerle April 2017

Giessen und Düngen:
Es sollte möglichst mit Regenwasser oder entkalktem Wasser gegoßen werden, da die Schwarzerle keine Salzanreicherungen verträgt. Das Substrat sollte möglichst nie komplett austrocknen.
Gedüngt wird am besten mit organischen Bonsaidünger (z.b. Biogold) von April bis August.

Substrat:
2 Teile Torf, 1 Teil Sand oder mineralischer Anteil (Bims, Lavalit …), 1 Teil Akadama.

Umtopfen:
Je nach Alter alle ein bis drei Jahre. Ein Wurzelschnitt wird sehr gut vertragen.

Gestaltung:
Da die Blattgröße selbst nach mehrjähriger Schalenkultur nicht wesentlich kleiner wird, sollte die Schwarzerle in der Höhe mit mindestens 70-80 cm gestaltet werden. So erhält man eine natürliches Größengleichgewicht zwischen Stamm, Ästen und Blättern.
Von den japanischen Stilarten entspricht die streng aufrechte Form der natürlichen Form. Es sind aber auch andere Gestaltungsformen möglich.

Rückschnitt:
Bei jungen Erlen die im Feld vorgeszogen werden, müßen diese bis zu 5 mal im Jahr zurück geschnitten werden! Bei der Kultur in Teichtöpfen ist ein zurückschneiden etwa 3 mal im Jahr notwendig.
Bei gestalteten Pflanzen läßt man den ersten Austrieb auf etwa 20 cm wachsen und schneidet danach auf die Wunschlänge zurück. Spätere Austriebe werden früher gekürzt.
Ein Blattschnitt etwa 4 Wochen nach dem Neusaustrieb wird von gesunden Pfllanzen gut vertragen, bringt aber keine Verkleinerung der Blattgröße aber eine feinere Verzweigung. Ein Blattschnitt sollte nur bei gesunden Pflanzen gemacht werden, auf keinen Fall bei einem kränkelnden Exemplar, da dies den Baum viel Energie kostet.
Dickere Äste sollten nur in der Wachstumsperiode im Frühjahr bis Sommer geschnitten werden, da die Wunden so besser und schneller verheilen.

Drahten:
Dies kann man ab dem Frühjahr. Junge Triebe und Äste sind noch sehr flexibel und lassen sich hervorragend drahten. Da die Erle in der Wachstumszeit mehrere Wachstumsschübe macht, sollte man den Draht immer wieder kontrollieren, damit keine unschönen Druckstellen entstehen.
Ältere Äste werden am besten nach dem Frühjahrsaustrieb bis in den Herbst gespannt. So erhalten sie die gewünschte Wuchsrichtung.

Schwarzerlengruppe an einem Bach

Schädlinge und Krankheiten:

Erlenblattflöhe richten keinen größeren Schaden an. Bei starkem Befall ist meist der Einsatz eines nützlingsschonenden Mittels gegen saugende Insekten erfolgreich.

Raupen der Erlenblattwespe fressen die Blattränder an. Bei starkem Befall ist ein kahlfressen dieser Insekten möglich. Um dem vorzubeugen hilft meist ein rechtzeitiges absammeln!

Erlenblattkäfer und seine Larve sind die häufigsten Fraßschädlinge an Schwarzerlen. Die Käfer schimmern blaumetallisch und die Larven sich schwarz und können durch absammeln beseitigt werden. Die Gelege sind auf Grund ihrer gelben Farbe leicht zu bemerken und zu entfernen.

Der Erlenrüßler frißt Gänge in die Rinde und in das Holz. Er überwintert im Boden. Befallene Äste sollten entfernt werden um so einer Ausbreitung vorzubeugen.

Echter Mehltau wird im Anfangsstadium oft übersehen, da er auf der Blattunterseite meist nur schwach ausgebildet ist und so kaum ersichtlich wird. Beim ersten Auftreten sollte mit Netzschwefel behandelt werden. Die abgeworfenen Blätter sollten vernichtet werden, da sonst der Pilz in ihnen überwintern kann und so im nächsten Frühjahr neuen Nährboden bzw. frische Blätter infizieren könnte.

Die Kräuselkrankheit wird durch den Pilz Taphrina tosquinetii hervorgerufen. Leicht blasige Verformung und gelb bis rote Verfärbung der befallenen Blattstellen. Eine Bekämpfung erfolgt im Frühjahr währende des Austriebes durch spritzen mit einem Kupferhaltigen Fungizid.
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