Also, in Schetteregg musst du dir das so vorstellen: Das Coolste ist das Matratzenlager. Da schlafen wir aber nicht. Wir schlafen in einem Zimmer mit zwei Stockbetten. Ich und meine Brüder schlafen oben. Meine Mama und mein Papa schlafen unten. Mein großer Bruder redet im Schlaf. Mein Papa schnarcht, wenn er mit Liftmännern im Schetteregger Hof war. Dann kommt er erst um elf auf die Piste. Die Liftmänner sind viel früher auf. Obwohl gar nicht viel Schnee liegt, machen sie eine Piste, wie wenn man frisch gebadet und sich die Haare gekämmt hat. In Schetteregg gibt es alles, was du dir vorstellen kannst. Ein Karussell, Förderbänder und einen Mini-Tellerlift. Auf der Igel-Runde habe ich Pflugfahren gelernt. Mein kleiner Bruder ist gleich den Eichhörnchen-Schuss gefahren. Auf der Hasen-Piste gibt es einen normalen Tellerlift. Dort ist die Nasenputzstation, weil kleine Kinder immer Rotznasen haben. Meine Mama ist darüber sehr glücklich. Auf der Rehpiste gibt es abwechselnd Teller und Bügel. Auf allen Pisten stehen große Tier-Figuren, damit wir immer wissen, wo wir sind. Bisher fand ich die Adler-Abfahrt am besten. Aber heuer sind wir zum ersten Mal die schwarze Luchs-Piste gefahren. Da muss man echt gut Ski fahren können. An der Kasse lassen wir uns einen Pass abstempeln. Wenn man unter der Woche fünf Mal in Schetteregg war, darf man mit der Pistenraupe oder mit dem Ski-Doo mitfahren. Das ist wirklich cool. Es gibt noch Kinderkino, Disco, Schnitzeljagd und Fuchsjagd. Da fährt der Schettifuchs durch Tore und legt eine Zeit vor. Wer der Zeit am nächsten kommt, hat gewonnen. Einmal habe ich die Schettifuchsverkleidung in der Kinderbetreuung im Schrank entdeckt.
Mit meiner Oma fahre ich Pferdekutsche. Sie ist zu faul zum Spazieren, aber schon ganz braun im Gesicht. Mein Opa kann nicht langlaufen, weil zu wenig Schnee liegt. Er wandert viel. Weil die Natur, sagt er, sei hier wirklich traumhaft und das Allerwichtigste. Als wir zum ersten Mal hier waren, kannten wir uns noch nicht aus. Mein kleiner Bruder war krank. Papa war mit ihm im Lifthaus. Meine Mama ist mit mir gefahren. Ich war noch klein. Es hat geschneit. Plötzlich steckten wir im Tiefschnee und wussten nicht mehr wohin. Da kam August und hat uns gerettet. August wohnt neben dem Lift in einem Hexenhäuschen. Er ist Tischler, aber wenn er abends nach Hause kommt, schaufelt er das Augustland. Das ist der beste Parcours, den du dir vorstellen kannst. Mit drei Buckelbahnen!
Schon im Herbst stellt er Sachen auf, gräbt Tunnel, baut Schneeburgen, steckt Tannenbäume und Fahnen in den Schnee. Er sägt Figuren aus und bemalt sie. In den Semesterferien nimmt er sich extra frei. Das macht er alles ohne Bezahlung, weil er sich so freut, wenn die Kinder sich freuen. Hannes, der Chef, sagt, dass August mehr wert ist als ein Lottogewinn, weil die Freude bei August nicht aufgesetzt, sondern echt ist.
Wenn alle weg sind, wohnen in Schetteregg nur 7 Menschen: August und seine Freundin, Frau Marianne, die Hüte für Trachtenjuppen macht, und die Familie vom Schetteregger Hof. Sie mögen sich alle gern. Einmal bin ich über ein Loch geschanzt. Da hat’s mir den Ski weggerissen, aber gleich ist ein Erwachsener gekommen. Jeder hilft jedem. Wenn ein Kind mit dem Liftbügel nicht klarkommt oder einen Stock verliert, ist immer wer da. „Bei uns geht keiner verloren“, sagt Hannes. Meine Mama macht das glücklich. Sie kann sich hier total von uns erholen. In einem riesigen Skigebiet hätte sie Angst um uns.