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Dieser Kinderbuchklassiker wird 50 und hat auch dir geholfen, dich selbst zu finden

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Montage: Ein Großvater liest seinen Enkeln „Das kleine Ich-bin-Ich“ vor; das Ich-bin-Ich als Stofffigur auf Zeichenentwürfen für eine eigene Münze
„Das kleine Ich-bin-Ich“ ist 50 Jahre alt und immer noch jung geblieben. © Weiss/Imago/Lea Fabienne/OTS/APA-PictureDesk/BuzzFeed Austria

„Das kleine Ich-bin-Ich“ ist seit 50 Jahren auf der Suche nach sich selbst und hat dabei Generationen von Kindern begleitet. Vielleicht ja auch dich. So viel sei verraten: Am Ende findet es heraus, wer es ist. Eine Würdigung.

Vor zehn Jahren, zu seinem 40. Geburtstag, wurde es mit einer eigenen Briefmarke gewürdigt. Jetzt bekommt es gar eine 5-Euro-Münze, wahlweise in Silber oder in Kupfer. „Das kleine Ich-bin-Ich“ erblickte im März 1972 das Licht der Welt und wurde schnell zum Kinderbuchklassiker. Die Handlung ist eigentlich schnell erzählt: Ein buntes Tier, das nicht näher definiert wird, spaziert durch die Gegend und trifft zunächst auf einen Frosch. Der fragt es, was es denn sei. Das bunte Wesen weiß darauf keine Antwort, worauf der Frosch einen denkwürdigen Reim loslässt: „Der Laubfrosch fragt: ‚Nanu? Ein namenloses Tier bist du? / Wer nicht weiß, wie er heißt, / wer vergisst, wer er ist, / der ist dumm‘ . Bumm“. Das lässt das kleine Ding ratlos und grübelnd zurück: Wer bin ich denn eigentlich selbst?

Es wandert also über die nächsten, liebevoll illustrierten und gereimten Seiten des Buches und fragt ein Tier nach dem anderen, Pferde, Fische, Vögel, Nilpferde, Hunde, wer oder was es denn sei. Niemand weiß eine Antwort. Zunächst wird es traurig und stellt sogar seine Existenz infrage:  „Ob’s mich etwa gar nicht gibt?“ Bis es wie vom Blitz getroffen zu der Erkenntnis kommt: „Sicherlich gibt es mich: Ich bin ich!“ Die Freude ist groß, das kleine Ich-bin-Ich teilt allen Tieren mit, dass es jetzt weiß, wer es sei. Ende.

„Das kleine Ich-bin-Ich“ hilft Kindern, ihre Identität zu entdecken

Die Botschaft, die Kindern ab 3 Jahren auf 32 Seiten nahegebracht wird: Jeder Mensch ist einzigartig und individuell, und das ist gut so. Kinder in diesem Alter sind dabei, ihr Ich, ihre Identität zu entdecken, das Erinnerungsvermögen setzt ein. Nicht umsonst wird „Das kleine Ich-bin-Ich“ bis heute gerne in Kindergärten, aber auch in Volksschulen eingesetzt, wenn es um den Themenkomplex „anders sein“ und „gleich sein“ geht. Dass sich am Ende des Buches eine Anleitung findet, wie man sein eigenes kleines Ich-bin-Ich aus Stoff basteln kann, erleichtert das Nacherzählen.

Das Schöne daran: Die Message und der Inhalt sind zeitlos gültig, das Buch steht nicht einmal in der Nähe des Verdachts, gecancelt werden zu müssen. Alleine bis 2012 wurden 900.000 Exemplare von „Das kleine Ich-bin-Ich“ verkauft, schon im Erscheinungsjahr gab es dafür den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur. Dahinter steckten mit Texterin Mira Lobe und Illustratorin Susi Weigel, die auch die Idee zum Buch hatte, zwei Frauen, die glänzend aufeinander eingespielt waren. Fast 50 Bücher haben sie gemeinsam veröffentlicht, neben „Das kleine Ich-bin-Ich“ weitere Kinderbuchklassiker wie „Bimbulli“, „Die Omama im Apfelbaum“, „Der kleine Drache Fridolin“ oder „Die Geggis“. Beginnend mit den „Mira-Susi“-Geschichten in den 1950er Jahren bis zu Weigels Tod 1990, waren sie das erfolgreichste Duo der österreichischen Kinderliteratur.

„Das kleine Ich-bin-Ich“ ist zweifellos ihr erfolgreichstes und bekanntestes, es ist nicht nur wunderschön gezeichnet und geschrieben, sondern tatsächlich bis heute pädagogisch wertvoll. Das kann nicht viele Kinder- und Jugendliteratur aus dieser Zeit von sich behaupten, man denke an den allseits beliebten Pumuckl - und der ist im Vergleich zu vielem anderen harmlos.

„Das kleine Ich-bin-Ich“ gibt es als Theaterstück und als Kartenspiel

„Das kleine Ich-bin-Ich“ erfreut sich ungebrochener Beliebtheit, es gibt eine Theater-Fassung, Karten- und Brettspiele, sogar als App gibt es die Geschichte der Selbstfindung, der Selbstermächtigung. Selbstredend wurde es in mehrere Sprachen übersetzt, zu Recht. Ich selbst hab es im Kindergarten kennengelernt, es wurde neben „Wo die wilden Kerle wohnen“ von Maurice Sendak und „Oh, wie schön ist Panama“ von Janosch rasch zu einem meiner liebsten Kinderbücher.

Das Janosch-Buch habe ich selber nie besessen, erst Jahrzehnte später hat es mir eine Freundin geschenkt, einfach so, ohne besonderen Anlass. Eines der besten Geschenke ever. Der beste Beweis, dass auch Leseratten und Literatursnobs wie ich auch als Jugendliche und Erwachsene Kinderbüchern etwas abgewinnen können. Zumindest alle Jubeljahre. Solltest du also bis heute „Das kleine Ich-bin-Ich“ nicht kennen, ist es jetzt höchste Zeit. Es soll dein Schaden nicht sein, im Gegenteil.

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