SC Neudörfl feiert 100-jähriges Jubiläum

Erstellt am 14. Juni 2023 | 12:15
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SCNeudörfl
Der SC Neudörfl: das ist nicht nur die Kampfmannschaft, sondern auch die Nachwuchsteams samt Betreuer, das Kantinenpersonal, der Zeugwart und natürlich auch der 12. Mann/die 12. Frau, also die Fans.
Foto: zVg
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Am kommenden Wochenende, von Freitag bis Sonntag, feiert der SC Neudörfl sein 100-jähriges Bestehen. Im Vorfeld erschien eine 170-seitige Festschrift, dessen Material vor allem von Alex Knotzer jun., Wolfgang Hajek, Walter Horvath, Nina Auberger und Günther Kornfeld zusammengetragen wurde und aus der die folgende gekürzte Vereinschronik stammt.

Das Jahr 1923: Der öffentliche Rundfunk geht in Deutschland in Form des Radios erstmals auf Empfang, jenseits des großen Teichs erfand ein Amerikaner die elektrische Armbanduhr, Eis am Stiel wird patentiert, und ganz nebenbei gründet sich in Neudörfl noch ein Fußballverein. Damit zählt der SCN zu einem der ältesten Fußballvereine im Burgenland. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch kaum einen geregelten Spielbetrieb. Deshalb suchte man sich je nach Laune Mannschaften aus der Umgebung, um gegen sie anzutreten. Im selben Jahr, 1923, wurde der Burgenländische Fußballverband (BFV) ins Leben gerufen und damit auch eine gewisse Struktur etabliert, an der sich der Neudörfler Verein gleich beteiligte. Als 1934 der Ständestaat ausgerufen wurde, war auch schon wieder Schluss mit geregeltem Wettbewerbsbetrieb. Der Verein wurde wegen seinem Nahverhältnis zur Sozialdemokratischen Arbeiterpartei ausgeschlossen. Freundschaftsspiele konnten dennoch weiterhin ausgetragen werden.

Während des Zweiten Weltkriegs war Fußball überhaupt gänzlich Nebensache. Zur beliebtesten Nebensache der Welt wurde sie in Neudörfl erst wieder ab 1945. Mit Ende des Kriegs trat man wieder einem Fußballverband bei, dieses Mal allerdings dem niederösterreichischen (NÖFV). In den folgenden Jahrzehnten spielte man hauptsächlich in der sogenannten 1. Klasse Süd. 1956 gelang das Kunststück eines ersten Meistertitels. Der Erfolg reihte sich aber unmittelbar an einen Misserfolg, denn in der Saison davor, bedeuteten 14 Punkte und 115 Gegentore in 26 Spielen den Abstieg. Seit der Saison 1963/64 spielte man – mal erfolgreicher, mal etwas weniger – über Jahre und Jahrzehnte hinweg ohne Unterbrechung in der 1. Klasse Süd, bis in der Saison 1988/89 zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte ein Meistertitel eingefahren wurde. Durch die manchmal etwas verwirrenden Ligenbezeichnungen stieg man daraufhin auf in die Unterliga.

SC Neudörfl
Die Mannschaft, die zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte (1955/56) einen Meistertitel errang.
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Zu diesem Zeitpunkt trug man die Heimspiele bereits seit Längerem am heutigen Sportplatz aus, denn schon am 12. August 1962 wurde die neue Heimstätte in der Pöttschingerstraße feierlich eröffnet. Der alte Fußballplatz am Bahndamm war für Meisterschaftsspiele schlichtweg zu klein geworden. Zur Eröffnung hieß es in einem Bericht: „Diese herrliche Sportanlage, die sogar für internationale Veranstaltungen geeignet ist, zählt derzeit zu den schönsten Plätzen im Burgenland.“ 2013 wurde die Sportanlage in „Erich Hörandl Sportanlage“ umbenannt, zu Ehren von Erich Hörandl (1940-2013), der 2003 das Präsidentenamt im Verein übernahm und schon als 14-Jähriger erstmals in der Kampfmannschaft das schwarz-rote Dress überzog.

SC Neudörfl
Der alte Sportplatz am Bahndamm war für Meisterschaftsspiele bald zu klein.
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Erich Hörandl (3.v.r.) umgeben Gattin Anna, Spielern und Funktionären. Nach dem ehemaligen Präsidenten wurde 2013 die Sportanlage in Neudörfl benannt.
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In den 90er Jahren legte man den wahrscheinlich imposantesten Lauf in der Vereinsgeschichte hin. In der Saison 1992/93 schaffte der SC Neudörfl als Zweiter nach erfolgreicher Relegation den Aufstieg in die Oberliga Ost. Als frisch gebackener Aufsteiger feierte die Mannschaft in der Saison 1993/94 in der Oberliga gleich die Meisterschaft und wurde Erster, um in der folgenden Saison auch in der 2. Landesliga Ost erneut Meister zu werden. 1997 fuhr der Fahrstuhl den SC Neudörfl allerdings wieder eine Etage tiefer: Als 15. stieg man aus der Landesliga ab. Gleichzeitig wurde aus wirtschaftlichen Gründen (lange Anreisen zu Auswärtsspielen, keine Derbys) in einer außerordentlichen Generalversammlung beschlossen, vom NÖFV zurück zum BFV zu wechseln, dem man ja bereits bei der Gründung angehörte. Es gab offenbar zwar Zusagen für einen Platz in der burgenländischen Landesliga. Letztendlich fand man sich in der Saison 1997/98 aber trotzdem in der burgenländischen 2. Liga Mitte wieder. Die Spieler waren davon wenig beeindruckt. Mit einem Torverhältnis von 124:20 und 27 Siegen aus 32 Spielen stieg man sogleich in die Landesliga Burgenland auf. Unmittelbar darauf wäre sogar beinahe der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte gelungen. Nur der SV Rohrbach verhinderte im Spielbetrieb 1998/99 den Aufstieg in die Regionalliga Ost, der dritthöchsten Spielklasse in Österreich. 12 Saisonen hielt sich der Verein in der Burgenlandliga. 2009/10 stieg man wieder in die 2. Liga Mitte ab. Abgesehen von einem Intermezzo in der Burgenlandliga 2015/16 spielt der SCN seitdem in dieser Liga.

Über die letzten 100 Jahre hinweg spielte der SC Neudörfl in diversen Bewerbsspielen (Ligen, Klassen, Cup) gegen eine stolze Anzahl von 181 verschiedener Gegner – möglicherweise einzigartig in ganz Österreich. Dabei wurden auch viele tolle Freundschaften geknüpft.

Nicht nur der sportliche Aspekt spielt also beim SCN eine Rolle. Das betonen auch die Beiträge prominenter Personen in der Festschrift, allen voran der von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Der Neudörfler Fußballverein hat nämlich auch eine sehr wichtige gesellschaftspolitische Bedeutung und soziale Funktion, sagt etwa der ehemalige FIFA-Schiedsrichter und Präsident des Burgenländischen Fußballbundes, Günter Benkö: Der Fußball in Neudörfl „verbindet tagtäglich Menschen unterschiedlicher religiöser, sozialer und ethnischer Herkunft.“ Und das sowohl in der älteren Generation wie auch bei der jungen, sei es am Spielfeldrand in der Fangemeinde oder am Platz selbst, bei der Kampfmannschaft oder den einzelnen Nachwuchsteams. Aktuell gibt es neun Nachwuchsmannschaften, beginnend bei der U7/8 bis hin zur U15 und U23, darunter auch ein eigenes U8/10-Mädchenteam.

Um über diese bewegende Geschichte des SCN zu plaudern, lädt der Verein unter Obmann Michael „Mike“ Schügerl und Vize-Obmann Wolfgang Hajek zur Jubiläumsveranstaltung am 16. bis 18. Juni. Schügerl war seit seiner Jugend im Verein aktiv und trug lange Jahre hinweg erfolgreich die Kapitänsschleife. Manche dürften ihn mehr wegen seiner Locken, nicht so sehr seines Spielstils wegen mit Herbert „Schneckerl“ Prohaska verglichen haben, denn Schügerl war mehr der schnelle Flügelflitzer. Prohaska wird zwar beim Fest voraussichtlich nicht dabei sein. Die sicherlich zahlreich anwesenden Gäste erwartet aber trotzdem ein abwechslungsreiches Programm mit Livemusik, einem Turnier mit acht Hobbymannschaften, Frühschoppen und Vielem mehr.