Im heutigen Bericht erfolgt ein Blick nach Japan. Die Zeiten einer hartnäckigen Deflation scheinen im Land der aufgehenden Sonne zumindest vorerst der Geschichte anzugehören. Die Gründe hierfür liegen angesichts einer sich weltweit intensivierenden Energiemarktkrise auf der Hand.

Japan verfügt selbst kaum über Rohstoffe und sieht sich deshalb dazu gezwungen, einen großen Teil seiner Energie im Ausland zu erwerben. Andererseits lässt die Bank of Japan aufgrund ihres erklärten Ziels, eine willkürlich festgelegte Zinsobergrenze im Bereich der 10-jährigen Staatsanleihen (bei 0,25 Prozent) zu verteidigen – koste es, was es wolle – nicht davon ab, unlimitiert durch nichts gedecktes Geld auf elektronische Weise zu erzeugen.

Eine Vielzahl an Problemen

Japan sieht sich nach zwanzig Jahren des Quantitative Easing (QE) mit einer Vielzahl an Problemen konfrontiert, von denen die wachsenden Schwierigkeiten an den heimischen Bondmärkten nur eine Seite der Medaille sind. Es lohnt sich aus diesem Grund, im heutigen Bericht einmal ein wenig eingehender auf die Entwicklungen in der breiten Wirtschaft des Landes einzugehen.

Eingangs sei hier nur einmal auf die im ersten Halbjahr übermittelten Daten zur japanischen Industrieproduktion unter Zuhilfenahme eines Charts auf der Seite von tradingeconomics.com hingewiesen.

 

Spätestens seit dem Ausfall des Atomkraftwerks in Fukushima ließ sich beobachten, dass die Achillesferse der japanischen Wirtschaft in einer extremen Energieabhängigkeit vom Ausland auszumachen ist.

Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass Japan eine Inselnation ist, die auf die Befahrbarkeit der offenen Meere zu einem hohen Grad angewiesen ist. Wahrscheinlich nicht von ungefähr brüstet sich die Tokioter Regierung damit, über die viertgrößte Marine auf der ganzen Welt zu verfügen.

Sollte Japan irgendwann einmal das Befahren der offenen Meere streitig gemacht, oder eine Anlieferung von für die japanische Wirtschaft überlebenswichtigen Transitgütern durch einen Drittstaat im Asien-Pazifik-Raum blockiert werden, so wird die japanische Macht zur See zumindest einen abschreckenden Charakter auf andere Akteure ausstrahlen.

Dass Japan dem sogenannten Quad-Verbund, dessen Mitglieder sich eine Eindämmung der Ambitionen der Volksrepublik China im Asien-Pazifik-Raum verschrieben haben, angehört, ist kein Geheimnis.

Der zu leistende Aufwand nimmt rapide zu

Allerdings macht sich inzwischen bemerkbar, dass die völlig aus dem Ruder laufenden Energiekosten einen hohen Tribut aus Sicht der japanischen Wirtschaft einfordern. Hierin mag sich auch einer der Gründe finden, weswegen sich die Bank of Japan selbst unter einem massiv zunehmenden Aufwand nicht mehr dazu in der Lage sieht, die Zinsen an den JGB-Märkten (Japanese Government Bond Markets) bei null Prozent zu halten.

 

Manche Beobachter und Kommentatoren mögen hier und dort der Ansicht sein, dass die Geld- und die Energiepolitik eines Landes zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind. Dieser Ansicht lässt sich leichterdings widersprechen.

Denn alles auf unserem Planeten – auch durch Menschen aus der Taufe gehobene Systeme – ist auf eine sehr feingliedrige Weise miteinander verbunden. Wenn die Zinsen an den JGB-Märkten trotz einer unlimitierten Gelderzeugung durch die Bank of Japan klettern, wie dies zuletzt geschehen ist, erweist sich der japanische Yen als eines der ersten Opfer dieser Entwicklung.

Und umso mehr der japanische Yen im Außenwert sinkt, desto teurer werden in der Folge die Einfuhren von überlebenswichtigen Energierohstoffen, was übrigens unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungen an den globalen Währungsmärkten auch für die Eurozone gilt.

 

Verteuert sich die Energie in einem zunehmenden Ausmaß, so wirkt sich diese Situation auch auf jedes in Japan hergestellte Produkt oder die in der Heimat angebotenen Dienstleistungen aus. Produkte müssen nicht nur hergestellt, sondern sie müssen auch transportiert werden.

Ein Blick auf Japans Handelsbilanz

Es erweckt nicht den Eindruck, als ob sich Japan für diese sich zusammenbrauende Krise gut gerüstet sehen würde. Der sinkende Außenwert des japanischen Yens verteuert nicht nur die wachsenden Energieeinfuhren Japans, sondern führt auch zu zunehmenden Kaufkraftverlusten unter der heimischen Bevölkerung – und somit den privaten Verbrauchern.

Es empfiehlt sich, nachfolgend einmal einen Blick auf die japanische Handelsbilanz unter Zuhilfenahme eines Charts von tradingeconomics.com zu werfen.

 

Wie aus Daten des japanischen Finanzministeriums hervor geht, rutschte die Handelsbilanz des Landes im Monat Juni abermals in tiefrotes Terrain. Stand im Vorjahresmonat noch ein Handelsüberschuss in Höhe von knapp 370 Milliarden Yen zu Buche, so wies der japanische Handel mit dem Rest der Welt im Juni 2022 ein Defizit in Höhe von 1,384 Billionen Yen auf.

Doch damit nicht genug. Wie aus der oben abgebildeten Grafik hervor geht, handelte es sich nunmehr bereits um den elften Monat in Folge, in dem die japanische Handelsbilanz tief rot gewesen ist.

Hauptgrund hierfür ist eine drastische Zunahme der Importe aus aller Welt, die sich im Juni auf Jahresbasis um 46,1 Prozent auf einen Gegenwert von 6,854 Billionen Yen ausweiteten. Auf das erste Halbjahr rückblickend, hat sich das japanische Handelsdefizit auf knapp acht Billionen Yen ausgeweitet. In der Vorjahresperiode wurde hingegen noch ein Überschuss in Höhe von knapp 850 Milliarden Yen erwirtschaftet.

Aus Perspektive einer klassischen Exportnation wie Japan erweisen sich die offiziell vermeldeten Handelsdaten als höchst gefährlich. Denn ähnlich wie im Falle Deutschlands scheint auch in Japan der Erfolg und die Existenz eines seit vielen Jahrzehnten gehegten Geschäftsmodells auf dem Spiel zu stehen.

Globaler Ausfuhrweltmeister zu sein, heißt günstige Energie einzukaufen, um diese Energie in Form von qualitativ hochwertigen Produkten zu veredeln und diese Güter und Waren für gutes Geld am globalen Markt zu verkaufen.

Atomenergie kommt in Japan nun plötzlich wieder in Mode

Die stark steigenden Energiepreise könnten im schlimmsten Fall also dazu führen, ein jahrzehntelanges Erfolgsmodell obsolet zu machen. Nicht nur die Ausfuhrnationen Japan und Deutschland sehen sich aufgrund von stark steigenden Energiepreisen bedroht.

Letztendlich könnte das Energiepreischaos das gesamte Weltkreditkartenhaus zum Einsturz bringen. Selbstverständlich hat aufgrund der aktuellen Entwicklungen längst ein Umdenken in der Energiepolitik in Japan stattgefunden.

So rief der japanische Premierminister Fumio Kishida jüngst dazu auf die maximal mögliche Nuklearenergiekapazität angesichts einer landesweiten Hitzewelle zu nutzen. Die meisten Nuklearreaktoren befinden sich in Japan nach dem Fukushima-Unglück jedoch im Offline-Modus.

Premierminister Fumio Kishida hatte am Rande des im Juni abgehaltenen G7-Gipfels im bayerischen Schloss Elmau auf die dringende Notwendigkeit eines Wiederhochfahrens von verfügbaren Reaktoren hingewiesen.

Ob Hitzewelle oder nicht, so zeigt sich allein anhand von diesen Aussagen, dass Japan nach allen erdenklichen Möglichkeiten Ausschau hält, um seine landesweite Energiesicherheit zu sichern.

Energiesicherheit ermöglicht überhaupt erst nationale Sicherheit

Japan ist sich sehr wohl darüber bewusst, dass es sich im Fall der Volksrepublik China um keinen „freundlich gesinnten Nachbarn“ handelt. Die aktuellen Vorfälle um den Besuch von Nancy Pelosi in Taiwan legen Zeugnis darüber ab, dass wir in sehr interessanten Zeiten leben, um es an dieser Stelle gelinde auszudrücken.

Gleichzeitig stellt sich aus Perspektive Japans die Frage, wie verlässlich die USA im Hinblick auf eine Garantie der regionalen Sicherheit in der Asien-Pazifik-Region sein werden. Heißt also, an wie vielen Fronten (Russland-Ukraine, Israel-Syrien/Iran, Japan/Taiwan-China) die USA angesichts einer in deren Heimat in den Keller rauschenden Wirtschaft überhaupt aktiv werden könnten.

Dazu blicken die Vereinigten Staaten auf eine (staatliche) Verschuldung, ganz abgesehen von der privaten Verschuldung, welche unter Berücksichtigung von aktuellen Daten lediglich in Kriegszeiten erreicht worden ist.

Allein hieran zeigt sich, zu einem welch hohen Grad die Vereinigten Staaten auch selbst auf die Unterstützung ihrer Partnernationen angewiesen sind. Dass Japan momentan keine großen Anstalten macht, um sich – anders als amerikanische, britische und kanadische Unternehmen – aus der Russischen Föderation zurückzuziehen, lässt tief blicken.

Japan hatte zuletzt mehrfach betont, sich nicht aus gemeinsamen Energieprojekten mit der Russischen Föderation zurückziehen zu wollen. Wie auch, da Japan auf jeden Tropfen Erdöl oder andere fossile Energieträger wie Gas angewiesen ist?

Diese Zusammenfassung für CK*Wirtschaftsfacts von Roman Baudzus nimmt Bezug auf einen Bericht auf der Seite von The Japan Times.

„Was heißt das für mich konkret!?“ (Roman Baudzus)

Es wird augenscheinlich immer enger. Die QE-Falle schnappt zu, so dass es aus Sicht der Zentralbank nur zwei Alternativen gibt: Pest oder Cholera. Heißt also, deflationärer Einbruch und wirtschaftliche Depression oder eine zunehmende und bewusst in Kauf genommene Inflationierung samt einer drohenden Zerstörung der heimischen Währung. Auch an ein solches Ereignis würde sich eine wirtschaftliche Depression anschließen.

Pläne zu Digitalwährungen der Zentralbanken: Schön und gut. Doch inwiefern löst das die bestehenden Systemprobleme? Die Schulden müssen aus dem System raus. Entweder durch zu erklärende Zahlungsausfälle oder mittels einer Aufweichung durch Inflation.

In beiden Fällen wird die oligarchische Rentier-Klasse, das oberste ein Prozent der Gesellschaft, am meisten hierunter leiden, da die vornehmlich durch diese Klasse gehaltenen Schulden entweder ausfällig oder massiv verwässert zu werden drohen.

Zentralbanken ging es seit der globalen Finanzkrise um nichts anderes, als die ökonomischen Pfründe, samt der politischen Macht der oligarchischen Rentier-Klasse mittels QE zu sichern! Schlimm hieran ist, dass es weltweit so aussieht.

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