Die Schließtage von Kindergärten in den Ländern.

Grafik: DER STANDARD

Graz/Wien - Für viele Familien heißt Sommerzeit Stresszeit. Wer betreut die Kinder, wenn der elterliche Urlaub an seine Grenzen gekommen ist? Der Kindergarten zusperrt? Oder die Schule gleich neun Wochen lang dichtmacht? Für BZÖ-Bildungssprecherin Ursula Haubner Grund genug, eine "Grundsatzdiskussion über die Verkürzung der Sommerferien in allen Bildungseinrichtungen anzuregen".

Das sieht auch die steirische Bildungslandesrätin Elisabeth Grossmann (SPÖ) so: "Das Problem liegt ganz woanders. Das wirkliche Problem sind die viel zu langen Sommerferien. Eltern, Pädagogen und auch Kinder selbst sagen uns, dass die Sommerferien um ein bis zwei Wochen verkürzt werden sollen. Es ist grundsätzlich hoch an der Zeit, die ganzen Schulferien zeitgemäß neu zu ordnen", sagte Grossmann am Dienstag im Standard-Gespräch.

Im Kindergartenbereich hätten Länder und Gemeinden ein relativ gut funktionierendes, am Bedarf der Eltern orientiertes System aufgebaut, das von den Ländern auch gefördert werde. Im Schulbereich aber gebe es noch immer eine Ferienordnung, die pädagogisch wenig Sinn mache, kritisiert die Landesrätin. Nach den langen Sommerferien brauchten Schüler eine relativ lange Phase, um wieder in den Schulrhythmus zu finden, während dann im Frühjahr und Frühsommer der Schulstoff in wenigen Wochen komprimiert werde.

Neben der dringend notwendigen Neuordnung der Schulferien sollte auch das Modell der "schulautonomen" Tage, die in Familien mit mehreren schulpflichtigen Kindern oft ein "Tohuwabohu anrichten", dringend reformiert werden, sagt Grossmann.

Familienautonome Ferien

Sie schlägt vor, die "schulautonomen" Tage durch "familienautonome" Tage zu ersetzen. Familien sollten pro Jahr bis zu fünf Tage zur Verfügung gestellt bekommen. In dieser Zeit könnten etwa Eltern, die während der Sommerferien arbeiten müssen (zum Beispiel in Saisonbetrieben), unter dem Jahr gemeinsam mit ihren Kindern urlauben.

Kärntens Landeshauptmann und Familienreferent Gerhard Dörfler (FKP) pocht als "Vertreter der Familie-Kind-Beziehung" auf "Auszeit vom Kindergarten- und Schulalltag" auch für die Kinder, nicht nur für die Pädagogen.

Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) hat die Schulpartner (Eltern, Lehrer, Schüler) gebeten, "zur Ferienfrage eine gemeinsame Position zu erarbeiten", sagte sie am Dienstag zum Standard: "Darauf habe ich bisher noch keine Antwort." Das wäre "eine wichtige Entscheidungsgrundlage". (Walter Müller und Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.7.2011)