Philipp Quehenberger ist am Wochenende doppelt im Einsatz: Am Samstag in Ottensheim (siehe unten) und am Sonntag bei den Nickelsdorfer "Konfrontationen".

Foto: Heribert Corn

Nickelsdorf – Wenn es am Samstag über der evangelischen Pfarrwiese von Nickelsdorf tagt, wird es dort ein besonderes Schauspiel geben. Zwei Schlagwerker, der Italiener Pasquale Mirra am Vibrafon und der Chicagoer Hamid Drake an der Perkussion, werden die Sonne mit Improvisationen wecken, sie in neue Farben tauchen, sie vielleicht ein bisschen antreiben, ihr weitgehend aber wohl ihren Lauf lassen. Denn es ist wieder so weit: Zum 36. Mal machen die "Konfrontationen" den burgenländischen Ort zum Treffpunkt für Freunde freier und improvisierter Musik. In der Jazzgalerie Nickelsdorf gibt man sich entlegeneren Zeit- und Tonsystemen hin, genießt die Auflösung vermeintlich gewohnter Klänge, aber auch diverse Neuzusammenfügungen.

Am Ende des Festivals steht ein Urgestein unter den europäischen Free-Jazz-Big-Bands, das 1966 gegründete Globe Unity Orchestra. In vollem Big-Band-Umfang präsentiert sich dieses zwar nicht, mit von der elfköpfigen Partie sind dafür aber etwa Radikalbläser Rudi Mahall an der Bassklarinette oder die Schlagzeuger Paul Lovens und Paul Lytton an zwei Sets. Und freilich Gründer Alexander von Schlippenbach am Klavier.

Große Bandbreite

Zuvor hat nicht nur dessen 1980 geborener Spross Vincent als DJ Illvibe seinen Auftritt, etwa im Duo mit Lovens – es gibt überhaupt eine große Bandbreite von Ansätzen zu entdecken. So trifft Lovens außerdem – im Sudo Quartet – auf die französische Kontrabass-Avantgardistin Joëlle Leandre, und Sopransaxofonist John Butcher auf das Streichertrio Kimmig/Studer/Zimmerlin. Hier präsentiert das polnische Trio Lotto einen minimalistischen Grenzgang zwischen Country und Noise Rock, dort halten Saxofonist Tobias Delius und Pianist Michael Scheen ihre beruhigte Zwiesprache.

Der 1957 geborene Jazzelektroniker Bob Ostertag ist in einem Trio ebenso vertreten wie die industrialaffine Wiener Kombo Ventil, die ihr jüngst erschienenes Debütalbum präsentiert. Spannend könnte indes auch ein zweites Konzert werden, für das es zur evangelischen Kirche geht: Am Sonntag trifft der dänische Experimentalmusiker Dror Feiler dort auf Keyboarder Philipp Quehenberger – an der Orgel des Hauses. (Roman Gerold, 16.7.2015)