Leuchtqualle Pelagia noctiluca, auch als Feuerqualle bekannt
Die Leuchtqualle Pelagia noctiluca, was übersetzt in etwa "Die Nachleuchtende des Meeres" heißt, verfügt über ein effektives Gift.
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Sie ist pinkfarben bis violett, kann in der Nacht leuchten und bei Berührung wie Feuer brennen. Die Rede ist von Pelagia noctiluca, landläufig ist sie als Leucht- oder Feuerqualle bekannt. An den Badestränden des Mittelmeers sorgt ihr Auftreten regelmäßig für Aufregung, denn sie zählt zu den wenigen Quallenarten in unseren Gefilden, deren Begegnung für Badende äußerst unangenehm sein kann.

Auch heuer droht die zehn bis zwölf Zentimeter große Qualle Feriengästen den Urlaub zu vermiesen. So wurden pünktlich zum Start der Feriensaison rund um Mallorca, Korsika, aber auch an der französischen Côte d'Azur diverse Exemplare in Ufernähe gesichtet.

Die Tentakel von Pelagia noctiluca

Wer mit den etwa 40 bis 50 Zentimeter langen Fangfäden oder den deutlich kürzeren Mundtentakeln in Berührung kommt, spürt den stechenden Schmerz sofort. Denn die winzigen Widerhaken, die mithilfe eines Schlauchs explosionsartig aus den Nesselkapseln geschossen werden, sind in der Lage, die menschliche Haut zu durchdringen. Die Hautreizungen inklusive schmerzhafter Blasenbildung und Juckreiz können mehrere Tage bis Wochen andauern. Bei allergischen Reaktionen oder größeren Kontaktstellen kann es auch zu Kreislaufproblemen, Übelkeit und Kopfschmerzen kommen.

Leuchtqualle, auch Feuerqualle genannt
Das Gift der Leuchtqualle ist für Menschen im Normalfall nicht tödlich.
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Lebensbedrohlich ist das Nesseln in der Regel nicht. Gerade Kinder sollten die ersten Tage nach der unangenehmen Begegnung gut beobachtet werden. Darüber, was man unmittelbar nach der Berührung tun soll, ranken sich ebenfalls viele Mythen. Man solle keinesfalls Süßwasser zum Säubern verwenden, sondern lieber Meerwasser, Essig oder gar Urin. Viele dieser Tipps entbehren einer wissenschaftlichen Evidenz. Wichtig ist jedenfalls, noch auf der Haut vorhandene Reste der Tentakel oder Fangfäden zu entfernen. Dass das nicht mit bloßer Hand geschehen sollte, erklärt sich von selbst.

Küstengewässer für Quallen schlecht

Dass die Quallen oft im seichten Küstengewässer landen, haben sie sich nicht ausgesucht. Denn kommen sie durch Strömungen und Wellen mit Felsen oder Sand in Berührung, bedeutet das meist ihren Tod. Ihr natürliches Habitat ist die Hochsee, wo sie im Herbst Jungmedusen gebären. Das ist insofern eine Besonderheit, als die meisten Quallenarten zunächst das Stadium eines Polypen durchlaufen, der fix am Meeresgrund befestigt ist.

Ob und wie sich der Klimawandel und wärmere Meerestemperaturen auf das Vorkommen der Leuchtquallen auswirkt, ist wissenschaftlich nicht gesichert, wie Meeresbiologe Daniel Abed-Navandi vom Wiener Haus des Meeres im Gespräch mit dem STANDARD erklärt. Höhere Temperaturen dürften per se nicht hinter der steigenden Individuenzahl stecken, die in den vergangenen Jahrzehnten beobachtet werden konnte. Vielmehr dürfte die Überfischung ein Grund sein, warum ohne natürliche Fressfeinde mehr Jungquallen überleben.

Steigende Wassertemperaturen könnten allerdings dafür sorgen, dass sich die Quallen künftig in kühleren Gewässern wie Nord- und Ostsee noch mehr zu Hause fühlen, sie also weiter in den Norden und unterhalb des Äquators auch in den Süden wandern – oder besser gesagt: dass sie dorthin getrieben werden und überleben können. (Martin Stepanek, 3.7.2023)