Putin bringt Moskauer Kunstmuseum auf Kurs

RUSSIA, MOSCOW - FEBRUARY 8, 2023: A woman is seen by The Hunters at Rest (1871) by Russian artist Vasily Perov at the S
RUSSIA, MOSCOW - FEBRUARY 8, 2023: A woman is seen by The Hunters at Rest (1871) by Russian artist Vasily Perov at the S(c) IMAGO/ITAR-TASS (IMAGO/Sergei Karpukhin)
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Die Moskauer Tretjakow-Galerie ist nach der Eremitage das wichtigste Kunstmuseum Russlands. Seit acht Jahren führt es die weltoffene Kunsthistorikerin Selfira Tregulowa. Nun muss sie weichen.

Die Tretjakow-Galerie in der russischen Hauptstadt Moskau, nach der Eremitage das wichtigste Kunstmuseum Russlands, erhält eine neue Führung. Seit acht Jahren leitet es die international anerkannte, weltoffene Kunsthistorikerin Selfira Tregulowa. Nun verlässt sie ihren Posten, teilte das Kulturministerium am Donnerstag in Moskau mit. Demnach läuft der Vertrag mit der 67-Jährigen aus.

Die Umbesetzung dürfte einen politischen Hintergrund haben. Tregulowa stand unter Beschuss, weil sie "traditionelle Werte" nicht hochhalte. Nachfolgerin wird Jelena Pronitschewa, die Tochter des Geheimdienstgenerals und Vertrauten Putins, Wladimir Pronitschew. Sie leitet derzeit das Polytechnische Museum in Moskau leitet, ist aber in Sachen Kunst ein unbeschriebenes Blatt.

Die Tretjakow-Galerie hatte zuletzt für Schlagzeilen gesorgt, weil das Kulturministerium eine Neuausrichtung der Ausstellung gemäß der immer wieder auch von der russisch-orthodoxen Kirche hochgehaltenen Werte und Moralvorstellungen gefordert hatte. Das Ministerium hatte die Anweisung nach der Beschwerde eines Besuchers erlassen, der sich angeblich in seinen religiösen Gefühlen verletzt gesehen hatte.

Tregulowa gilt in der internationalen Kunstwelt als ausgezeichnet vernetzt und hatte viele international beachtete Ausstellungen nach Moskau geholt und immer wieder auch russische Kunst im Westen präsentiert. 2021 hatte sie die zuerst in Berlin gezeigte Schau "Diversity United" von rund 90 Künstlern aus 34 Ländern in Moskau organisiert. Sie warb in politisch schwierigen Zeiten für kulturellen Dialog. In der Ausstellung ging es auch um Geschlechteridentität, das Streben nach Freiheit und um andere Fragen, die zunehmend in Russland tabuisiert werden.

Unabhängige Experten beklagen seit langem massive Eingriffe in die Freiheit der Kunst in Russland. Sie befürchten eine Verarmung der Kultur.

(APA/dpa/Red.)

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