Zahling
Der Champ ist daheim

Fanclub und Gemeinde bereiten dem Motorradprofi Stefan Bradl weltmeisterlichen Empfang

10.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:11 Uhr

Schon am Flughafen in München feierten die Fans aus Zahling bei Aichach ihren neuen Helden. Mit 21 Jahren wurde Stefan Bradl erster Deutscher Motorrad-Weltmeister in der Moto2. Er ist damit der erste deutsche Motorrad-Champion seit 18 Jahren. - Foto: Haas

Zahling/München (DK) Es ist neblig und nasskalt, kein Wetter, das gute Laune verbreitet. Trotzdem: Am Zahlinger Feuerwehrhaus sind nur lachende und glückliche Gesichter zu sehen, die Stimmung ist prächtig. Der Fanclub von Stefan Bradl bereitet sich vor, seinen Weltmeister nach Hause zu holen.

Etwa 50 Anhänger, ein Bus voll, können es kaum erwarten, den 21-Jährigen in die Arme zu schließen.

Plötzlich wird es hektisch: „Wir müssen los, Stefan landet schon um 12.25 Uhr, zehn Minuten früher als geplant“, ruft Schriftführerin Sabine Breitsameter in die Runde. Sie hat noch schnell den Videotext geprüft. Viele sind schon seit 7.30 Uhr auf den Beinen. Sie haben Straßenpfosten mit Deutschlandfähnchen geschmückt und im Feuerwehrhaus eine kleine Brotzeit vorbereitet. Keine Frage, die Zahlinger und Obergriesbacher sind stolz, dass sie einen Weltmeister in ihren Reihen haben, mit dem sie auf du und du sind. Wer im Bus noch nicht schwarz-rot-gold geschminkt ist, muss unter die Maske.

„Der Stefan ist einer von uns geblieben. Er ist nicht hochnäsig geworden und seine Erfolge sind ihm nicht zu Kopf gestiegen“, meint Fanclub-Vorsitzender Wolfgang Burkhard. Wenn es dumm gelaufen wäre, hätte Stefan vielleicht auch Fußballer werden können. In der Jugend hat er für den SC Obergriesbach gespielt. „Und das nicht schlecht“, erinnert sich „Finanzministerin“ Sylvia Higl. Aber es kam zum Glück anders. Als der jetzige „Goldjunge“ drei Jahre alt ist, bringt ihm sein Vater ein Minicorss-Motorrad aus Japan mit – anfangs ohne Erfolg. „Er hatte Angst vor dem Krach, den das Moped gemacht hat“, blickt Vater Helmut Bradl zurück, der es 1991 zum Vizewelmeister gebracht hat. Von ihm hat Stefan sein Talent geerbt.

Um 11.32 Uhr auf Höhe Adelzhausen knallt der erste Sektkorken: „Stefan prost!“ Gleichzeitig wird ein Lied einstudiert: „So sehen Sieger aus, schalalala, Stefan ist Weltmeister, schalalala, wir holen unsern Champ nach Haus, schalalala.“. So geht das schließlich bis zur Ankunft am Terminal 2. Ein Bus vom FC Bayern kann keinen Eindruck schinden. „Wer interessiert sich schon für Fußball“

In der Flugenhafenhalle verschafft sich die Gruppe in orangen T-Shirts und orangen Käppis mit der Zahl 65, Stefans Startnummer, sofort Aufmerksamkeit. „Heute kommt der Bradl nach Hause“, wissen sachkundige Passanten sofort was los ist.

Um 12.35 Uhr ist die Maschine aus Barcelona als gelandet angezeigt. Zig Fotografen und Kamerateams haben sich versammelt. Und fast unscheinbar steht der Weltmeister plötzlich in der Runde. Sofort muss er Interviews geben. Stefan Bradl sagt, dass er glücklich und müde ist. Und: „Jetzt brauche ich etwas Gescheites zum Trinken, ein Weißbier.“ „Stefan, Stefan, Stefan“ skandieren die Fans, bis der ARD-Reporter endlich aufgibt. „Jetzt fahren wir nach Hause“, freut sich der 21-Jährige und gibt nebenbei noch einige Autogramme. Die Rückfahrt im Bus ist kurzweilig. Stefan lässt seine Goldmedaille herumgehen. Jeder darf sie anfassen. „Wir sind Weltmeister“, betont er, „nicht nur ich.“ Ein dickes Lob an seinen Papi schickt er nach. Euphorie herrscht, als er bekannt gibt: „Nächste Saison fahren wir in der MotoGP.“ Stürmischer Beifall braust auf.

Jetzt ist Stefan daheim. Aber nur heute. Morgen geht es schon weiter nach Mainz ins ZDF-Sportstudio, dann nach Berlin zu SAT.1, zu einer Motorradvorstellung und und und. „Das ist der Lohn für den Erfolg, er wird überall herumgereicht. Wir müssen ihm einen Freiraum schaffen, sonst dreht er ab“, merkt Vater Helmut kritisch an. Das galt nicht für gestern Abend. Da wurde Stefan mit Blasmusik von der politischen Gemeinde fürstlich empfangen und durfte sich ins goldene Buch eintragen. So sehen eben Sieger aus.