Niederösterreich wählt, Österreich fiebert mit - Niederösterreich wählt, Spannung ist aber für ganz Österreich garantiert. - © Illustration: Rainer Messerklinger

Niederösterreich: Nächste bundesweite Landtagswahl

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Am Sonntag wählt Niederösterreich. Spannung ist aber für ganz Österreich garantiert. Und das, obwohl die bundespolitische Aufladung sehr schnell nach dem Wahltag wieder verpufft sein wird.

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Am Sonntag wählt Niederösterreich. Spannung ist aber für ganz Österreich garantiert. Und das, obwohl die bundespolitische Aufladung sehr schnell nach dem Wahltag wieder verpufft sein wird.

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Ein Land wählt, der Bund fiebert mit. „Diesmal steht alles auf dem Spiel“, gab Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner die Parole für den Niederösterreich-Wahlkampf vor. Die anderen Parteien blieben da nicht zurück. Die SPÖ fordert: „Am 29. Jänner auch gleich die Bundesregierung abwählen“. Und die FPÖ kämpft kein halbes Jahr nach den Wahlen in Tirol schon wieder eine „Schicksalswahl“ samt der Hoffnung, dass mit dem Fall der „letzten schwarzen Bastion“ der Weg für Neuwahlen im Bund frei wird.

Ein schwer vorstellbares Szenario. Nicht nur für Lore Hayek: „Diese Wahlen werden zwar im Vorfeld mit großer Bedeutung aufgeladen“, sagt die Politikwissenschafterin an der Universität Innsbruck mit den Forschungsschwerpunkten Wahlkampfkommunikation und politische Öffentlichkeitsarbeit. Bei genauerem Hinsehen zeige sich aber, „dass die tatsächlichen bundespolitischen Konsequenzen, die aus Landtagswahlen gezogen werden, relativ gering sind“.

Die politischen Folgen der Tiroler Wahlen im September des Vorjahrs bestätigen dieses Fazit. Auch wenn ein „Politbeben“ samt „Erdrutschverlusten“ und andere Naturkatastrophen-Analogien für die ÖVP bemüht wurden, weder im Nationalrat noch auf der Regierungsbank hat man davon etwas gespürt. „Was hätte auch passieren sollen?“, fragt Hayek: „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich die Bundesregierung auflöst, weil eine Regierungspartei bei einer Landtagswahl starke Verluste einfährt. Der kausale Zusammenhang wird zwar im Vorfeld medial hergestellt und von den Parteien befeuert, aber in der Realität sehe ich den nicht.“

Schausberger: Bund ist Trumpf!

Einer, der die Zusammenhänge zwischen Bundes- und Landespolitik und ihre Auswirkungen auf Wahlen aus eigener politischer Erfahrung und wissenschaftlicher Beschäftigung mit den Thema kennt, ist Franz Schausberger. „Vor allem die Bundespolitik hat auf die Landespolitik großen Einfluss“, sagt der Salzburger Altlandeshauptmann (ÖVP) und Historiker: „Umgekehrt kann ich das nicht bestätigen. Weil einmal in einem Land etwas verlorengeht, wird nicht am Bestand der Bundesregierung gerüttelt. Wenn es aber für eine Partei auf Bundesebene gut läuft, läuft es auch in den Ländern gut.“ Als Beweis nennt er die Landtagswahlen in der türkisen Ära, „die wirklich aufgrund von Sebastian Kurz so ausgegangen sind, wie sie ausgegangen sind“. Ist die Situation für eine Partei auf der Bundesebene schlecht, beschreibt Schausberger das umgekehrte Szenario, „dann hat das für diese Parteien auch in den Ländern negative Auswirkungen und kann bestenfalls durch eine starke Spitzenperson noch ein bissl kaschiert werden“.

Dass der Einfluss der Bundespolitik auf die Landesebene kein neues Phänomen ist, zeigt Schausberger am Beispiel eines seiner Vorgänger als Salzburger Landeshauptmann: Bei den Landtagswahlen 1969 konnte „der sehr populäre Landeshauptmann Hans Lechner“ nur mit einer knappen Mehrheit von 600 Stimmen die Wahl gewinnen. Als Grund für das schwache Abschneiden nennt Schausberger die schlechten Phase der ÖVP-Alleinregierung unter Bundeskanzler Josef Klaus. „Fünf Jahre später“, beschreibt Schausberger den Pendelschlag in die andere Richtung, „hatte die SPÖ-Regierung unter Bruno Kreisky unter den Folgen der Ölkrise zu leiden, und der gleiche Lechner gewann die Hälfte der Mandate.“

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