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Südkorea ist der ältere Währungskrieger als Japan

Der Koreanische Won hat sich zum Yen um 20% verteuert: der Hafen von Tokio, Japan.

In Japan haben sich die für die drittgrösste Volkswirtschaft der Welt wichtigen Exporte zu Beginn des Jahres stärker erholt als erwartet. Wie das Finanzministerium in Tokio am Mittwoch mitteilte, sind die Ausfuhren im Januar 6,4% zum Vorjahr gestiegen. Erwartet worden war ein Anstieg von 5,6 %. Auch die Importe nahmen kräftiger zu als erwartet: Im Verlgeich zum Vorjahr stiegen die Einfuhren um 7,3% (erwartet +2,1%).

Handelsbilanz auf dem Weg zur Besserung

Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima im Frühling 2011 wurden 48 von 54 Reaktoren abgeschaltet. Vor dem Unglück lieferten Nuklearanlagen 30% der Energie. Japan muss derzeit viel mehr fossile Brennstoffe einführen, der schwache Yen macht sie zudem teurer, was die Importe in Yen gerechnet steigen lässt. Die neue Regierung will die Energielücke wieder schliessen und mehr Reaktoren ans Netz bringen, das hatte Shinzo Abe nicht nur im Wahlkampf, sondern auch nach gewonnener Wahl klargemacht.

Da die Importe schneller zunahmen als die Exporte, stieg das Defizit der Handelsbilanz im Januar auf 1,629 Bio. Yen (rund 13 Mrd. €), das ist der höchste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen 1947. Bereinigt um saisonale Schwankungen verbesserte sich der Negativsaldo aus Ex- und Importen indes von 783 Bio. im Dezember auf 680 Bio. (vgl. Grafik unten). Société Générale geht davon aus, dass sich die Handelsbilanz durch die Yen-Abwertung wieder verbessern werde, nachdem Japan im zweiten Halbjahr wegen des Streits mit China um eine Inselgruppe im Ostchinesischen Meer nicht vom anziehenden interasiatischen Handel habe profitieren können.

Keine Kraut gegen Währungsdumping gewachsen -

Der wichtigere Punkt in Abes Agenda ist aber die Bekämpfung der Deflation durch eine expansivere Geldpolitik. Die Bank of Japan soll das Inflationsziel auf 2% erhöhen. Der dadurch geschwächte Yen ist ein willkommener Nebeneffekt. Im März muss die Regierung einen neuen Gouverneur der Zentralbank bestimmen. Er  soll eine aggressivere monetäre Lockerung vorantreiben. Abe wird international kritisiert, weil er die Notenbank unter Druck setzte und den Währungskrieg auf eine neue Eskalationsstufe hob.

Letze Woche haben sich zwar sowohl die G-7 als auch die G-20 explizit gegen Deviseninterventionen ausgesprochen. Der Markt soll die Wechselkurse bestimmen. Solche Statements werden aber seit den 1980er-Jahren regelmässig gemacht, ohne grosse Auswirkungen auf die Realpolitik. Die internationale Gemeinschaft hat zudem keine griffigen Mittel, um gegen Währungsmanipulationen vorzugehen, im Gegensatz zu anderen Preisen gibt es etwa innerhalb der Welthandelsorganisation WTO keinen Mechanismus, um gegen Währungsdumping vorzugehen ( lesen Sie hier mehr ).

Währungskrieg als Kollateralschaden der expansiven Zentralbanken

Konsens besteht zudem dahingehend, dass die aktuelle Abwertung einiger Währungen nicht durch einen direkten Eingriff der jeweiligen Zentralbank am Währungsmarkt zustande gekommen ist, sondern ein Nebeneffkt einer expansiven Geldpolitik ist. Dieser Meinung ist auch UniCredit-Chefökonom Eric Nielson im FuW-Interview. Die Bank of Japan verfolge kein konkretes Wechselkurziel. Dafür habe die Regierung klare Vorstellungen, dass der Yen schwächer werden muss.

Keine Eskalation, sondern Fortführung

Wichtiger aber ist, dass Japan für die Eskalation dieser Art von Währungskrieg nicht verantwortlich ist, sondern ihn nur fortführt.

In jüngster Zeit wurde der Begriff des Währungskrieges erstmals 2011 von Brasilien gebraucht, das sich einer hartnäckigen Aufwertung des Reals zum Dollar und zum Euro gegenübersah. Das Land musste damals Kapitalkontrollen einführen, um der Aufwertung der Währung entgegenzuwirken. Solche und andere protektionistische Massnahmen sind am Ende – wie alle Massnahmen, die Tauschmöglichkeiten einschränken – in der Summe für alle schädlich. Doch handelt es sich um ein klassisches Gefangenendilemma: In diesem «Spiel» lohnt es sich kurzfristig für jeden einzelnen, von jener Strategie abzuweichen, die insgesamt optimal ist – falls sie alle einhalten.

Südkorea besonders betroffen

Durch die sehr starke und schnelle Abwertung des Yens gewinnt Japan nun an Wettbewerbsfähigkeit.

Besonders betroffen ist Südkorea, dessen Won sich zum Yen in den vergangenen vier Monaten 20% verteuert hat. Südkorea hat wie Japan einen hohen Exportanteil am Bruttoinlandprodukt (BIP) und steht in direkter Konkurrenz. Die untenstehende Grafik zeigt die Ähnlichkeit der Exportausrichtung.

Die Abwertung des Yens zeigt bereits klare Folgen: Die Börsen in Japan sind steil gestiegen, der Kospi in Südkorea hat das Nachsehen.

Won noch immer viel schwächer als 2013

Bisher war es daher erstaunlich ruhig in der koreanischen Halbinsel. Der Grund könnte darin liegen, dass Korea im Glashaus sitzt, und nicht zu früh mit den sprichwörtlichen Steinen werfen wollte. Denn Korea hat die eigene Währung in der Krise bisher am meisten abgewertet, Japan ist im Vergleich dazu erst spät in den Währungskrieg eingetreten. Seit dem Ende von Bretton Woods hat der Yen 80% aufgewertet, wie der Finanzblog Zero Hedge zusammengerechnet hat.

Die langfristige Abwertung des Wons gegenüber dem Yen sieht man hier: Für einen Yen mussten über zwanzig Jahre immer weniger Won bezahlt werden.

Obwohl der Won im Verhältnis zum Yen immer noch viel schwächer ist als vor zwanzig Jahren: Die massive Aufwertung gegen Ende 2012 zeigt offenbar doch langsam Wirkung. Reuters meldete am Dienstag, im südkoreanischen Finanzministerium herrsche Unmut darüber, die G-20 hätten am Wochenende nicht auf die japanische Geld- und Fiskalpolitik zur Schwächung des Yens hingewiesen.