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Raubmilben im Überblick

Raubmilben leisten wertvolle Arbeit bei der Biologische Schädlingsbekämpfung in Landwirtschaft und Gartenkulturen. Sie zählen zu den sogenannten Schutzräubern. Solche Schutzräuber haben sich bereits in genügender Zahl vermehrt, bevor die Schädlinge durch Massenvermehrung zu einem Problem werden. Deshalb können sie dann umso schneller bei der Reduzierung der Schädlingszahlen helfen. Raubmilben lauern vor allem in einem der stärker behaarten Abschnitte der Blatt-Mittelrippe auf Beute, das sind vor allem Spinnmilben und andere schädliche Milben. Und solange sie keine Spinnmilben finden, ernähren sie sich z. B. von Blütenpollen.

Raubmilben machen nicht nur Jagd auf Spinnmilben, auch andere schädliche Milben wie Gallmilben, Rostmilben und Weichhautmilben zählen zu ihren Beutetieren.

Zur Biologie der Raubmilben-Familien

Raubmilben gehören als Milben zu den Spinnentieren und haben wie diese vier Beinpaare, als Nymphen aber aber meist nur drei Beinpaare.

Raubmilben sind aber keine im systematischen Sinn einheitliche Gruppe. Unter dem eher funktionell zu verstehenden Begriff Raubmilben werden verschiedene räuberisch lebende Milben-Familien zusammengefasst, die sich in Körperform und Lebensweise stark voneinander unterscheiden können:

  • Familie Anystidae – aus dieser Milbenfamilie spielt vor allem die Art Anystis agilis als Räuber von Milben und anderen kleinen Schadinsekten eine Rolle in Obstkulturen. Bei Anystis agilis handelt es sich um eine winzig kleine, dunkelrote und sehr agile Raubmilbe. Sie hat meist zwei Generationen pro Jahr, allerdings in eher geringer Anzahl. Trotz  ihrer geringen Populationsdichte leistet sie aber gute Dienste bei der Unterstützung anderer Raubmilben bei der Jagd auf Spinnmilben.
  • Familie Bdellidae – Schnabelmilben.  Zum Beuteschema dieser Raubmilbenfamilie zählen Sprinschgschwänze (Collembolen) und andere Kleininsekten.
  • Familie Cunaxidae – Vertreter dieser Raubmilben leben vor allem in der Spreuschicht im oberen Bodenbereich und halten sich eher selten an Pflanzen auf. Manche Arten spielen jedoch eine gewisse Rolle beim Dezimieren  der sogenannten Kräuselmilben an Rebstöcken oder von Spinnmilben, die an Apfelbäumen oder Koniferen parasitieren.
  • Familie Phytoseiidae – diese Familie stellt den höchsten Anteil an Raubmilben. Diese Raubmilben sind nur etwa einen halben Millimeter groß, aber sehr agil. Sie sind fast farblos oder hell gelblich, aber nach dem Verzehr von Spinnmilben nehmen viele eine rötliche Körperfärbung an. Sie bilden meist 3 bis 4 Generationen pro Jahr. Die Entwicklung geht vom Ei, das Larvenstadium, zwei Nymphenstadien bis zu den adulten Milben. Raubmilben der Familie Phytoseiidae halten sich vor allem auf der Unterseite der Pflanzenblätter an der behaarten Mittelrippe auf. Wenn sie keine Spinnmilben finden, ernähren sie sich ersatzweise von Blütenpollen. Im Spätherbst suchen die befruchteten Weibchen zum Überwintern ein Versteck in der Baumrinde auf, während die Männchen absterben.
  • Familie Stigmaeidae – wichtigster Vertreter dieser Raubmilben ist die Art Zetzellia mali. Sie ist etwa einen halben Millimeter groß und hat eine gelbe bis orange-rote Körperfärbung. In ihrer Lebensweise ähnelt sie den Raubmilben der Familie Phytoseiidae, ist aber weniger beweglich als diese. Zetzellia mali entwickelt unter den Klimabedingungen Mitteleuropas nur 2 bis 3 Generationen pro Jahr.
  • Familie Trombidiidae – wichtigster Vertreter dieser Raubmilbenfamilie ist die Samtmilbe Allotrhombium fuliginosum. Sie ist samtrot gefärbt – daher der Name Samtmilbe – und mit 2,5mm die größte Raubmilbenart überhaupt. Sie hat auch ein sehr großes Spektrum an Beutetieren – angefangen von Spinnenmilben, Blattläusen, Blutläusen bis zu kleinen  Schmetterlingsraupen. Die Samtmilbe hat nur eine Generation pro Jahr. Sie überwintert im Falllaub und steigt auf  der Suche nach Beute an den verschiedensten Pflanzenarten empor.

Einsatzmöglichkeiten in der Biologischen Schädlingsbekämpfung

– im Freiland

Raubmilben, die sich auf bestimmten Blätter oder anderen Pflanzenteile festgesetzt haben, lassen sich recht einfach mitsamt ihrer Unterlage auf andere, von Spinnmilben befallene Pflanzen oder andere Pflanzenteile übertragen. So hält sich beispielsweise die Raubmilbe Typhlodromus pyri vor allem auf Blättern auf, die von Pockenmilben befallen worden sind. Sie kann mitsamt der Blätter auf andere von Milben befallene Pflanzen übertragen werden und wird deshalb vor allem im Anbau von Obstgehölzen und im Weinbau zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt.

Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme der Raubmilbe Typhlodromus pyri (Foto:  Adámoz, Creative Commons Attr.Share Alike 4.0 International)

– unter Glas

Im Gewächshaus wird vor allem die Raubmilbe Phytoseiulus persimilis zur Biologischen Schädlingsbekämpfung genutzt. Sie ist etwa 0,5mm groß. annähernd kugelförmig und leuchtend orangerot gefärbt. Diese Raubmilbe ernährt sich nur von Spinnmilben und bewegt sich auf den Pflanzen blitzschnell umher. Im Gewächshaus macht sie vor allem Jagd auf Tetranychus urticae, eine der häufigsten Spinnmilben. Eine einzige P. persimilis kann pro Tag 20 Eier, 20 Larven und Nymphen oder bis zu 5 erwachsene Spinnmilben erbeuten.

Raubmilbe Phytoseiulus persimilis (Foto: Mick Talbot, Creative Commons Attr.-Share Alike 2.0 Generic).

Zur weiteren Unterstützung bei der Bekämpfung von Spinnmilben im Gewächshaus wird außerdem die Raubmilbe Neoseiulus californicus eingesetzt. Diese bräunlich-rot gefärbte Raubmilbe ist zwar etwas kleiner und auch weniger aktiv, aber sie lebt länger und hat ein breiteres Nahrungsspektrum. Findet sie keine Spinnmilben als Beute, dann weicht sie auf andere Nahrungsquellen aus.

Es kommen eine ganze Reihe anderer Raubmilben zur Bekämpfung von Spinnmilben im Gewächshaus infrage, z.B. die beiden Schwesterarten der oben vorgestellten Raubmilben: Phytoseiulus longipes und Neoseiulus cucumeris.