Hochwolkersdorf


Gemeinde Hochwolkersdorf

Ortsgeschichte

Hochwolkersdorf liegt südöstlich von Wiener Neustadt im Norden der Buckligen Welt an der Grenze zum Burgenland. Die erste urkundliche Erwähnung als de Wolchestorf ist für 1160 belegt. Die Gründung dürfte auf einen Wolfker von Lanzenkirchen zurückgehen. Seit dem 16. Jahrhundert wurde zur besseren Unterscheidung von gleichnamigen Orten in Niederösterreich der Zusatz „Hoch-“ verwendet.

Im Laufe des 13. Jahrhunderts mussten der Salzburger Erzbischof Eberhard II. und Papst Nikolaus III. einen Streit zwischen dem Stift Reichersberg und Heinrich von Lanzenkirchen schlichten. Die Wolkersdorfer Kapelle (auf Heinrichs Grund) hatte das Tauf- und Begräbnisrecht erhalten, wurde von der Pfarre Bromberg losgelöst und selbständige Pfarre. In der Folge erhielten die österreichischen Herzöge Albrecht IV. und Albrecht V. die Burg und belehnten mit ihr das Rittergeschlecht der Häsk von Walpersbach. Um 1423 erwarben die steirischen Königsberger die halbe Burg; 1427 waren sie bereits in Besitz der Herrschaft Hochwolkersdorf und der Pfarre. Sie übten auch die niedere Gerichtsbarkeit (Dorfgericht) aus.

In der Reformationszeit war die Pfarre mit einem evangelischen Prädikanten besetzt. Die Herrschaft ging auf die Zinzendorf und schließlich auf die Wurmbrand über. Aus dem 17. Jahrhundert ist noch ein Weistum erhalten, das eine Beschreibung der Grenzen enthält, die Tage der jährlichen Kirtage, der Gerichtstage, Bestimmungen über die Richterwahl sowie sicherheits- und feuerpolizeilichen Vorschriften. Die Blutgerichtsbarkeit übte die Herrschaft Schwarzenbach aus. Im 17. und 18. Jahrhundert wüteten die einfallenden Osmanen (1683) und Kuruzzen (1705). Der Ort blieb auch nicht von Pest (1682) und Cholera (1831/32) verschont. Kriegshandlungen und Seuchen rafften viele Bewohner dahin.

1737 wurde die erhöht am Ortsrand liegende romanische Kirche wegen Baufälligkeit teilweise abgetragen und neu aufgebaut; 1862 und 1933 vergrößerte man sie und erweiterte sie um einen gemauerten Turm, eine Sakristei, eine Beichtkapelle und Eingangshalle. Da sie in der 50er Jahren erneut zu klein wurde, entschloss man sich zum Neubau. Zu diesem Zweck wurde 1961 das romanische Langhaus abgetragen und durch einen nach Plänen von Otto Ernst Hoffmann errichteten Neubau ersetzt. Der ehemalige Chor blieb als Seitenkapelle erhalten. Der neue Bau ist nord-süd-orientiert. Die dem hl. Laurentius geweihte Kirche konnte am 14. Juli 1963 feierlich eingeweiht werden. Die Kreuzwegstationen schuf Franz Barwig der Jüngere.

Hans Freiherr von Weispriach ließ 1543 in der Dorfmitte ein Schloss bauen. 1805 erfolgte ein Umbau unter der Herrschaft Guldenstein. 1868 erwarb das Stift Reichersberg schließlich den herrschaftlichen Besitz Hochwolkersdorf; 1904 wurde das Schlossgebäude an den Niederösterreichischen Landesausschuss zwecks Errichtung eines Jugendheimes und der Schüttkasten an die Gemeinde Hochwolkersdorf verkauft. Anlässlich des 60jährigen Regierungsjubiläums entstand 1908 das „Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläumshaus“, das als Amtsgebäude diente. Während des Zweiten Weltkrieges diente das Schloss als Umsiedlerlager: Auf dem Weg ins „Reich“ fanden im Herbst 1940 „Volksdeutsche“ aus dem Banat, der Bukowina und Bessarabien hier vorübergehend Unterkunft.

Mit dem Beginn der Luftangriffe ab 1943 fanden zahlreiche Familien in Hochwolkersdorf einen sicheren Unterschlupf. Am Karsamstag, den 31. März 1945, marschierte die Rote Armee im Ort ein. Sie stieß auf keinen Widerstand. Im Haus Nr. 10 befand sich für wenige Tage das Hauptquartier der 9. Sowjetischen Gardearmee. Hier trafen in den ersten Aprilwochen Ferdinand Käs als Vertreter der österreichischen Widerstandsbewegung O5 und Dr. Karl Renner mit den Repräsentanten der Roten Armee zusammen. Marschall Tolbuchin entsandte seinen Stellvertreter Generaloberst Zeltov. Käs verhandelte wegen einer kampflosen Übergabe der Stadt Wien; Renner führte mit Zeltov Gespräche über die Bildung einer provisorischen Regierung. In Hochwolkersdorf erinnert heute eine Gedenkstätte an das Wiedererstehen der Republik Österreich.  

Mit Bescheid vom 22. März 1994 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde ein Wappen: In rot-silber-rotem Bindenschild zwei aus den Schildrändern wachsende halbe Wagenräder in verwechselten Farben, darunter ein von Blau und Gold gespaltener Schildfuß, mit einem Sparren in verwechselten Farben belegt. Die vom Gemeinderat festgesetzten Gemeindefarben Rot-Gelb-Blau wurden genehmigt. Zu dem Gemeindegebiet gehören heute die Ortschaften Hackbichl, Hochwolkersdorf (mit den Streusiedlungen) und Rosenbrunn.