Spillern


Gemeinde Spillern

Ortsgeschichte

Östlich von Stockerau liegt die Marktgemeinde Spillern.  In einer Urkunde des Jahres 1230 findet sich die erste Nennung des Ortes als Spilarn. Für die Bedeutung des Namens gibt es mehrere Erklärungsversuche: „Dorf bei den Spielern (= Musiker), „Dorf der Spindelmacher“ (spille = Spindl) oder „Dorf des Spillo“ (spillo = Personenname).  

1230 wird ein Dietmar, 1311 ein Hadmar und 1350 ein Weigant von Spilarn genannt. Begütert waren in Spillern jedenfalls die Herrn von Hardgegg. Auch das Stift Klosterneuburg besaß eine Hofstätte, 1248 dürfte diese von den Hardeggern an das Stift geschenkt oder verkauft worden sein. Für die Mitte des 15. Jahrhunderts sind auch die Herrn von Laidersdorf und die Herrn von Stockhorn als Belehnte dokumentiert. 1461 ist der hardeggische Besitz Eigentum des Landesfürsten. Weiters scheinen, nebst anderen Lehensnehmern, die Familie von Greifenstein und die Herrn von Maissau auf. Mitte des 16. Jahrhunderts waren die Herrn von Zelking auf Sierndorf die Hauptbesitzer des Dorfes, die bereits 1451 und 1499 ersten Besitz erworben hatten. Während der Belagerung Korneuburgs durch Matthias Corvinus 1482–1484 erstreckte sich dessen Heerlager von Korneuburg bis Stockerau.

Über verwandtschaftliche Beziehungen zu den Sierndorfern kamen die Grafen von Gurland 1685 zu Besitzungen in Spillern. Das Wappen des 1728 ausgestorbenen Geschlechts bildete die Vorlage für das heutige Marktwappen. 1755 erwarb Rudolf Graf Colloredo die Herrschaft Sierndorf gemeinsam mit den Besitzungen der Sierndorfer in Spillern.

Nach der Aufhebung der Grundherrschaft konstituierte sich Spillern gemeinsam mit Grafendorf zu einer Gemeinde. 1831 errichtete man anstelle einer alten, um 1750 errichteten Holzkapelle die Filialkirche Mariahilf, die seit 1969 die Evangelische Heilandskirche ist. Der Stifter des Baus war Johann Michael Harmer. Die landwirtschaftlich ausgerichtete Wirtschaftsstruktur begann sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu ändern. 1855 gründete Leopold Harmer in Spillern eine Spiritusbrennerei. In den 80er Jahren kam die Presshefeerzeugung hinzu. Ab 1896 begann ein großzügiger Ausbau der Fabrikanlagen. Das Fabrikensemble erstreckt sich auf einem Areal nördlich der Stockerauer Straße. Zu Beginn des Jahrhunderts wurde eine neue Mälzereianlage errichtet. Der Absatzrückgang nach Ende des Ersten Weltkriegs führte zu einer Stilllegung der Hefeproduktion. In Spillern wurde nun nur mehr Alkohol erzeugt. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Leopold Schretzmayer seine berühmt gewordene Kalenderfabrik, die in der Folge zur größten Produktionsstätte dieser Art in Österreich ausgebaut wurde. Östlich des Ortskerns entwickelte sich ab den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts ein Industriezone. 1966 wurde die Floridia Hippenfabrik (Waffelerzeugung) gegründet, 1980 von der Firma Auer („Baumstämme“, „Tortenecken“) aus Wien übernommen, aber in Spillern zum Produktionsstandort ausgebaut, ebenso wie die ehemaligen Traiskirchner Firma Blaschke („Kokoskuppeln“). Als Firma Auer Blaschke GmbH. ist sie heute der größte Betrieb im Ort.

Die Ortschaft war ständig der Bedrohung durch Hochwässer ausgesetzt. Die Hochwässer von 1787, 1830, 1897, 1899, 1954 und 1965 richteten besonders schwere Schäden an. Erst der Bau des Bahndamms 1841/42 und des Autobahndamms 1965-1967 setzte der Bedrohung ein Ende. 

Dem Bevölkerungszuwachs trug man mit dem Bau einer neuen Kirche Rechnung. 1964/65 wurde nach Plänen von Otto Nobis der Bau errichtet: ein Betonbau mit oval geschlossenem Altarraum. Die dem hl. Geist geweihte Kirche ist seit 1966 Pfarrkirche. Mit Bescheid vom 19. Februar 1980 verlieh die Niederösterreichische Landesregierung der Gemeinde ein Wappen: In Blau ein natürlicher aufgerichteter goldener Leopard, der einen silbernen Streitkolben vor sich hält. Die Gemeindefarben Blau-Weiß-Gelb wurden genehmigt. Am 26. Juni 2003 erhob der NÖ Landtag die Gemeinde Spillern zur Marktgemeinde. 2006 schloss sich Spillern der Kleinregion „10 vor Wien“ an.