1. Startseite
  2. Kultur

Interview: Felicitas Woll über Taunus-Krimi

KommentareDrucken

-
df9adcc1-6435-471e-8333-680d4fad5128.jpg © dpa

Die Nordhessin Felicitas Woll spielt die Kommissarin Pia Kirchhoff in Nele Neuhaus' „Schneewittchen muss sterben“. Das ZDF zeigt den von Manfred Stelzer inszenierten Krimi am Montag um 20.15 Uhr. Es ist die erste von mehreren Neuhaus-Verfilmungen mit Woll. Wir sprachen mit der 33-Jährigen.

Frau Woll, „Schneewittchen muss sterben“ wurde im Taunus gedreht. Dort ist es fast so schön wie in Ihrer Heimat am Edersee, oder?

Felicitas Woll: Ja, ein bisschen war es wie bei mir zu Hause. Und es war ganz anders als sonst bei Drehs. Man denkt immer, Schauspieler hätten so ein Glamour-Leben. Dabei sitzen wir meistens irgendwo auf Bierbänken in der Stadt oder im Nirgendwo. Und während wir auf den nächsten Dreh warten, schauen uns die Leute auf den Teller. Mit dem roten Teppich hat das nichts zu tun. Der Taunus dagegen ist herrlich. Jeden Abend haben wir uns neue schöne Plätze gesucht. Einer hatte immer eine Klampfe dabei. Das hatte was von einem Hippie-Leben.

Das klingt schön. Im Film fällt auf, dass im Taunus vor allem junge und hip aussehende Menschen leben.

Woll: Das ist ja auch eine besondere Ecke vor den Toren Frankfurts. Da ist einiges unterwegs an hippen und tollen Leuten. Und natürlich gibt es auf dem Land auch junge Menschen, die was mitkriegen von den Trends draußen. Die lesen ja auch Zeitung. Das vergisst man oft. Ich glaube auch nicht, dass manche Regionen aussterben werden, wie es oft heißt. Vielleicht gibt es bald einen neuen Trend, und die Menschen bekommen wieder Lust aufs Land. Mich hat es zum Beispiel nie gereizt, nach Berlin zu ziehen - obwohl ich mich dort auch zu Hause fühle.

Sie haben versucht, die Kommissarin nicht nur zu spielen, sondern auch zu sein, haben Sie gesagt. Wieso sind Polizisten besondere Figuren?

Woll: Man hat einen großen Respekt davor und denkt, dass man eine gewisse Ausstrahlung haben muss, um als Kommissarin anerkannt zu werden. Da kannst du nicht einfach zur Tür reinkommen und sagen: „Hey, alles klar heute?“ Das Besondere an der Figur Pia Kirchhof ist es, eine gewisse Ernsthaftigkeit rüberzubringen. Sie hat eine schreckliche Vorgeschichte. Wegen der ist sie zur Polizei gegangen, um die Welt besser zu machen. Nun muss sie mit ihrem Kollegen den Mord an einer 19-Jährigen aufklären, der Jahre zurückliegt. Dadurch muss sie sich auch mit ihrer eigenen Vergangenheit beschäftigen, die sie eigentlich hinter sich gelassen hatte.

Nach Ihrem Durchbruch mit „Lolle“ waren Sie in Komödien und Märchenverfilmungen sowie historischen Rollen zu sehen. Nach welchen Kriterien wählen Sie eine Rolle aus?

Woll: Die Rolle muss Lust und Leidenschaft in mir wecken - und auch Angst.

Wieso Angst?

Woll: Die Angst, einer Rolle nicht gewachsen zu sein. Als ich das erste Mal bei den Nibelungen-Festspielen in Worms auf der Bühne stand, dachte ich, alles wird wegen mir scheitern. Und dann war es großartig zu sehen, wie ich das bewältigte, so als hätte ich nie etwas anderes gemacht. Mit solchen Herausforderungen wächst du. Würde ich immer nur am selben Platz stehen bleiben, wäre mein Beruf langweilig. Die Schauspielerei ist übrigens immer gepaart mit Unsicherheit. Wer denkt, man geht hier cool und selbstbewusst durch, der irrt sich gewaltig. Alle Schauspieler, die ihren Beruf mit Liebe und Leidenschaft ausüben, sind eigentlich ganz unsichere Menschen. Selbst wenn wir souverän wirken, gehen wir innerlich manchmal kaputt.

Zur Person

Geboren am 20. Januar 1980, aufgewachsen in Vöhl-Harbshausen (Waldeck-Frankenberg)

Ausbildung zur Krankenpflegerin (abgebrochen)

Karriere: Woll wurde in einer Korbacher Disco entdeckt und schaffte als Lolle in der ARD-Vorabendserie „Berlin, Berlin“ (2002) den Durchbruch. Weitere Filme: „Dresden“ (2006), „Carl & Berta“ (2011)

Privates: Woll ist allein erziehende Mutter einer Tochter (7) und lebt mit ihrer Großfamilie am Edersee („Bitte schreiben Sie nicht wo, sonst stehen wieder alle vor der Tür“).

Hintergrund: „Schneewittchen muss sterben“

Vor einigen Jahren arbeitete Nele Neuhaus noch in der Wurstfabrik ihres Ehemannes, heute ist die 42-Jährige aus dem Taunus eine der erfolgreichsten deutschen Schriftstellerinnen mit einer Gesamtauflage von weit über drei Millionen Exemplaren. Allein ihr Taunus-Krimi „Schneewittchen muss sterben“ wurde mehr als 900.000 Mal verkauft.

Von Matthias Lohr

Auch interessant

Kommentare