Neue Werbemöglichkeiten an der Straße und einen Veranstaltungskalender im Netz
Wildes Plakatieren verboten

20.05.2023 | Stand 20.05.2023, 7:18 Uhr
−Foto: Hauser

Der Vorwurf, in Ingolstadt sei „einfach nichts los“ wird immer wieder erhoben. Dabei gibt es in der Stadt durchaus eine aktive Kunst- und Kulturszene. Allein, es bekommt nicht jeder mit. Ein Grund dafür ist nach Überzeugung vieler die geltende Regelung, wer in Ingolstadt wo mit Plakaten für eine Veranstaltung werben darf. Im Kulturbeirat – in dem freie Szene, Stadtrat und Verwaltung vertreten sind – wurde das Thema ein weiteres Mal diskutiert.

Die Rahmenbedingungen für die Plakatierung in Ingolstadt gibt ein Vertrag vor, den die Stadt im Jahr 2012 mit der Berliner Firma Mediateam geschlossen hat. Dass die Entscheidung seinerzeit ein Fehler war, ist heute weitreichend Konsens. Die mehr als zehn Jahre alte Vereinbarung sieht nicht nur vor, dass das Berliner Unternehmen im Wesentlichen exklusiv für die Vermarktung und Bestückung der Plakatrahmen an den Straßenmasten zuständig ist, sondern dass der Stadt außerdem untersagt ist, auf den eigenen Werbeflächen für nicht-städtische Veranstaltungen zu werben.

Wildes Plakatieren ist ebenfalls verboten. Wer in Ingolstadt eine Veranstaltung auf die Beine stellt, hat deswegen kaum eine Möglichkeit, mit Plakaten darauf aufmerksam zu machen. Vor allem, wenn er oder sie nicht über das Budget verfügt, sich in die Plakatrahmen von Mediateam einzumieten – trotz eines ermäßigten „Kulturtarifs“. Dass das Unternehmen sehr auf die Einhaltung dieser Regelung pocht, hat die Vergangenheit gezeigt. Als die Stadt vor einigen Jahren für eine Veranstaltung des Kunstvereins warb, wurde prompt – anonym – Anzeige erstattet. Nach einem Hinweis auf ein Konzert des Motettenchores wurde ein Anwalt vorstellig, berichtete Gabriel Engert dem Kulturbeirat.

Der Vertrag mit den Berlinern läuft noch bis zum 31. Dezember 2027, erklärte Engert dem Kulturbeirat. Es sei zumindest gelungen, einige Ausnahmeregelungen zu vereinbaren. So dürften Veranstalter im Umkreis von 400 Metern um einen Veranstaltungsort zehn Plakate aufhängen. Allerdings höchstens zweimal im Jahr. „Das ist wohl eher für lokale Träger wie Schulen oder ein Pfarrfest interessant“, räumte Engert ein. 

Allerdings darf die Stadt jetzt auch ihre großen Plakatwände für die Bewerbung „nicht kommerzieller Veranstaltungen“ der freien Szene nutzen. „Vielleicht ist es möglich, noch die ein oder andere weitere Plakatwand aufzustellen“, überlegt Engert. Über das Tiefbauamt sei außerdem möglich, mit Transparenten an Brückengeländern zu werben. Wie kompliziert oder unkompliziert das dazugehörige Genehmigungsverfahren ist, darüber gibt es unterschiedliche Erfahrungen, wie in der Sitzung deutlich wurde.

Ein anderer lang gehegter Wunsch der freien kreativen Szene ist ein (virtueller) Ort, an dem alle Veranstaltungen Ingolstadts gebündelt angezeigt werden. Zum einen hätten Organisatoren von Ausstellungen oder Konzerten so die Möglichkeit, sich bei der Terminierung an möglichen Parallelveranstaltungen zu orientieren und kunstinteressierte Ingolstädter könnten auf einen Blick sehen, wo, wann, was geboten ist.

Manuel Knill, Leiter von Standortmarketing und Tourismus bei der IFG, stellte dem Gremium vor, wie die geplante Plattform aussehen könnte, die Mitte nächsten Jahres online gehen soll. Auf ihr werden nicht nur alle Veranstaltungen aufgelistet, sondern auf der Homepage sollen auch gleich Tickets gekauft werden können. „Wir konzipieren und entwickeln eine Service-Live-Plattform für die Event-, Kultur- und Freizeitbranche“, hieß es in Knills Präsentation. Außerdem seien weitere Themenfelder geplant, „darunter Gastronomie, Freizeit, Ticketing, Kundenbindung, interaktive Stadtkarten und KI-gestützte Informationssysteme zum Beispiel für Gästeerlebnisse, Stadttouren etc.“. Vergleichbares gebe es in keiner anderen Stadt, so Knill. 

Im Kulturbeirat nahm man diese Pläne durchaus mit Wohlwollen zu Kenntnis. Allerdings wurde die Frage laut, ob bei der Planung auch daran gedacht sei, einmal mit den freien Veranstaltern zu reden und nach ihren Bedürfnissen zu fragen. Das ganze mache doch den Eindruck, „eher auf die kommerzielle Schiene“ ausgerichtet zu sein, befand Hubert Klotzeck, der Vorsitzende des Kunstvereins. Die freie Szene habe sich vor allem einen kostenlosen, gemeinsamen Veranstaltungskalender gewünscht, weniger ein Marketing-Instrument. Der Kulturbeirat möchte nun eine Arbeitsgruppe zum Thema bilden und sich noch einmal mit Knill treffen. (ty)