Körperlänge: Männchen 35–45 mm, Weibchen 40–50 mm.
Körper samtig behaart, oberseits dunkelbraun, unterseits ockerfarben.
Kopf: Fühler kürzer als Körper.
Thorax: Vorderbeine zu kräftigen Grabschaufeln umgebildet; die Vorderflügel reichen etwa bis zur Körpermitte, die Hinterflügel sind in Ruhe zusammengerollt. Beim Männchen findet sich auf dem Vorderflügel eine stimmgabelartige Verzweigung, welche dem Weibchen fehlt.
Hinterleib: Legeröhre der Weibchen extrem kurz und praktisch erkennbar.
Gesang der Männchen: langanhaltendes „Rollen“, welches in unregelmäßigen Abständen nur kurz unterbrochen wird. Die Männchen singen abends und nachts knapp unter der Erdoberfläche. Der Gesang ist dem Paarungsruf der Wechselkröte und dem Gesang des Rohrschwirls sehr ähnlich.
Ähnliche Arten: Aufgrund der Größe und der zu Grabschaufeln umgebildeten Vorderbeine unverwechselbar.
Gesetzlicher Schutz und Rote Liste
Rote Liste Sachsen: stark gefährdet
Rote Liste Deutschland: Gefährdung unbekannten Ausmaßes
Merkmale
Der
Körperbau ist an die überwiegend unterirdische Lebensweise angepasst.
Maulwurfsgrillen haben im Gegensatz zu vielen anderen Heuschreckenarten keine
ausgeprägten Sprungbeine und die Weibchen keine Legeröhre. Die Färbung
ist überwiegend dunkel graubraun, wobei die Beine und die Unterseite
etwas heller gefärbt sind. Trotz der verhältnismäßig kleinen Flügel
können Maulwurfsgrillen kurze Strecken fliegen. Die Vorderbeine sind zu
kräftigen Grabschaufeln umgebildet (daher der deutsche Name, aber auch wissenschaftlich: Gryllus = Grille, Talpa = lateinisch Maulwurf). Dieses Merkmal macht Maulwurfsgrillen unter den heimischen Arten unverwechselbar.
Verbreitung
Maulwurfsgrillen besiedeln ein großes Areal in Europa, Nordafrika und Westasien. In Sachsen kommen in Abhängigkeit von den Bodenarten Maulwurfsgrillen vor allem im Flachland vor.
Lebensweise
Maulwurfsgrillen leben überwiegend unterirdisch in Gängen. Zur Paarungszeit und auf der Suche nach neuen Nahrungsplätzen verlassen sie diese Gänge gelegentlich in der Dämmerung. Dann ist manchmal ihr deutliches monotones Surren zu hören. Die Weibchen bauen ein unterirdisches Nest. Die Wände dieser bis zu faustgroßen Höhlung werden mit Speichel verklebt. Darin werden 200-500 Eier abgelegt. An der Erdoberfläche über dem Nest wird die Vegetation abgebissen, um die Wärmeversorgung zu verbessern. Die Weibchen betreiben Brutpflege. Die nach etwa 10 Tagen schlüpfenden Larven fressen anfangs abgestorbene Pflenzenteile. Erwachsene Exemplare ernähren sich vor allem von Insekten und Würmern. Gründe für das oft zitierte Fressen von Wurzeln werden unterschiedlich diskutiert. Teils wird vermutet, dass die Wurzeln vor allem bei Nahrungsmangel gefressen werden. Wahrscheinlicher ist, dass bei den umfangreichen Gangbauarbeiten knapp unter der Erdoberfläche die Wurzeln im Wege sind und daher durchgebissen werden. Die Entwicklung der Maulwurfsgrillen dauert über ein Jahr. Bis zur Geschlechtsreife vergeht ein weiteres Jahr.
Lebensräume
Maulwurfsgrillen kommen vor allem auf lockeren sandigen bis lehmigen Böden vor, die ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt sind. Sehr trockene oder nasse Böden werden gemieden. Die Vegetation darf nicht zu dicht sein. Oft wird Kulturland besiedelt, zum Beispiel Gärten.
Bestandssituation
In Sachsen sind Maulwurfsgrillen stark gefährdet (Kategorie 2) (Klaus & Matzke 2010). Für die Bundesrepublik wird die Kategorie G (Gefährdung unbekannten Ausmaßes) angegeben (Maas et al. 2012).
Früher galten Maulwurfsgrillen als bedeutende Schädlinge in gärtnerischen Kulturen und Baumschulen. Solche Ereignisse sind heute selten und sehr lokal begrenzt. Gelegentlich werden sie aus Kleingärten gemeldet.
Literatur
- Baker, E. & Y. Broom 2015: Natural History Museum Sound Archive I: Orthoptera: Gryllotalpidae Leach, 1815, including 3D scans of burrow casts of Gryllotalpa gryllotalpa (Linnaeus, 1758) and Gryllotalpa vineae Bennet-Clark, 1970. – Biodiversity Data Journal 3: e7442.
- Börner, J., K. Richter, M. Schneider & S. Straube 1994: Rote
Liste Heuschrecken. - In: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie
(Hrsg.): Materialien zu Naturschutz und Landschaftspflege. Radebeul. 12
S.
- Klaus, D. & D. Matzke 2010: Heuschrecken, Fangschrecken,
Schaben und Ohrwürmer - Rote Liste und Artenliste Sachsens. –
Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie –
Druckerei Wagner GmbH. 36 S.
- Maas, S. Detzel, P. & A. Staudt 2012: Rote Liste und Gesamtartenliste der Heuschrecken (Saltatoria) Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3): 577-606.
Autor(-en): Tommy Kästner, Thomas Sobczyk, Matthias Nuß, Jennifer Wintergerst. Letzte Änderung am 18.09.2020