Altes Instrument spielt in moderner Liga Neuer Stoff für die Waldzither-Szene

Das wird ein Fest für Freunde der Waldzither. Für sie liegt das neue Buch „Waldzither Winter Weihnacht“ quasi auf dem Gabentisch. Und mit ihm neue Literatur, für die Joachim Rosenbrück verantwortlich zeichnet.

 
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Suhl/Ilmenau - Thüringer Musiklandschaft – das ist eben nicht nur Bach, Clueso und das Rennsteiglied. Dazu gehört auch die Thüringer Waldzither mit ihrer Geschichte, die bis ins Mittelalter reicht und die eine wunderbare Renaissance erlebt. So ist es vor allem dem Instrumentenbauer Hilmar Günther (1930 – 2015) zu verdanken, dass die Waldzither in Suhl wieder die Beachtung findet, die ihr zusteht. Und zwar so viel, dass die Stadt Stammgastgeber für das Cistersymposium ist. In diesem Jahr hätte es die 10. Auflage geben sollen. Hätte ... Im nächsten Jahr ist aber ganz groß im Plan, das Symposium samt Waldzither, die auch in Suhl eine gute Tradition hat. Für die stehen neben Hilmar Günther auch Ludwig Möller (1832 - 1917) sowie Theodor Heym (1887 - 1946). Drei Suhler also, die als Instrumentenbauer der alten Waldzither mit zu neuer Popularität verholfen haben.

Mittlerweile ist das Instrument gut vertreten in der Musikszene. Sting spielt eine Waldzither-Variante, Keith Richards ließ sich eine fünfsaitige Gitarre in Waldzither-Stimmung bauen. Und selbstredend ist die Waldzither bei der Band „Hüsch!“ und beim Duo „Janna“ zuhause. Und damit auch bei Joachim Rosenbrück, der in beiden Formationen nicht nur Gitarre und Geige spielt, sondern eben auch die Waldzither.

Er war 16 Jahre alt, als er in einer Folkband anheuerte, in der einer der Musiker die Thüringer Waldzither spielte. „Ich kannte bis dahin jedes Saiteninstrument, hatte auch zu Hause so gut wie alles, weil bei uns viel musiziert wurde. Aber dieses Instrument hatte eine Saite zu viel“, erinnert sich der Ilmenauer an seine erste Begegnung mit der Waldzither. Die Neugierde war geweckt. Als besagter Musiker seine Waldzither verkaufen wolle, hatte Joachim Rosenbrück Interesse angemeldet und sie statt einer Gage bekommen. Und er ging auf Entdeckungsreise mit seinem neuen Instrument, das ein ganz altes ist.

In der Szene ist es oft so, dass Waldzither-Spieler Instrumente, Noten und Fotos sammeln. „Ich wollte kein aber kein Museumsverwalter sein. Das Instrument war ja lange Zeit ziemlich unbekannt und wir müssen immer wieder erklären, dass die Waldzither und die Tischzither zwei Paar Schuhe sind. Zu einem der ersten Cistersymposien ist schließlich die Idee gewachsen, ein Buch herauszubringen mit Literatur für die Waldzither“, sagt Rosenbrück.

Das 2007 erschienene Werk ist längst vergriffen. Die Musikszene hat es dankbar regelrecht aufgesaugt. Acht Jahr später hat der Waldzither-Virtuose ein Lehrbuch für die Liedbegleitung mit der Waldzither erarbeitet. Der Verein der Freunde und Förderer der Waldzither hat es herausgegeben. Und nun liegt das dritte Werk vor – „Waldzither Winter Weihnacht“. Dies dank auch der Förderung durch das Kultusministerium, das mit Unterstützung solcher Projekte alte Instrumente und damit musikalisches Erbe dem Vergessen entreißen möchte.

Waldzither, Winter und Weihnachten – ein absolut passender Rahmen für die Arrangements. „Es hat sich seltsam angefühlt, den ganzen Sommer lang Weihnachtslieder zu vertonen. Das ist eigentlich gegen meine Überzeugung, dass jede Musik zu seiner Zeit gespielt werden soll, aber es hat sich gelohnt“, so der Musiker, der den Klang und die Vielseitigkeit der Waldzither liebt. Entstanden sind 24 Weihnachtslieder in insgesamt 36 Arrangements. Vertreten sind unter anderem Titel wie „Alle Jahre wieder“, „Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen“ oder „Macht hoch die Tür“. In dem Buch gibt es nicht nur Noten sowie Informationen über die Titel, Komponisten, Texter und so weiter, es gibt auch unterstützende Tabulatoren. Für Unbedarfte sieht das aus wie Musizieren nach Zahlen. Die Nachfrage nach diesem Buch ist schon lange da. Anfragen kommen auch aus Holland, aus den USA und aus etlichen Teilen Deutschlands. Auch eine ältere Dame aus Herne bei Dortmund hat immer wieder angeklingelt, um ja das Erscheinen des Buches nicht zu verpassen. Tatsächlich hat die Frau mit 85 Jahren begonnen, Waldzither zu spielen. Jetzt ist sie 91.

„Für mich ist das das schlagende Argument dafür, dass man nie zu alt dafür ist, mit dem Waldzither-Spielen anzufangen“, sagt Rosenbrück, der Schüler auch an diesem Instrument, auf dem sich Folkmusik genauso wie Pop- Blues- und Rock-Songs wunderbar interpretieren lassen, unterrichtet. Und das oft online, weil die meisten seiner Schüler etwas weiter weg wohnen. „Egal, ob jemand regelmäßig unterrichtet werden möchte oder spontan oder nur schnelle Hilfe oder einen Rat über den Walditzher-Notruf braucht – ich helfe gern weiter, denn mich freut es, dieses besondere Instrument weiter zu etablieren und Menschen dafür zu begeistern, es spielen zu lernen.“ Jetzt hat er auch Waldzither-Lehrvideos in Arbeit. Auch die werden helfen, die Gemeinde der Fans der Waldzither weiter wachsen zu lassen.

• Das Buch „Waldzither Winter Weihnacht“ kann über die EMail-Adresse contact@janna-live.de angefordert werden. Der Waldzither-Notruf: 0 1520 - 369 85 04.

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