Alle einsteigen“, sagt das Mädchen mit einem breiten Grinsen im Gesicht, auch die anderen Kinder freuen sich riesig. Und los geht die lustige Fahrt mit der Villacher Straßenbahn. Ja, richtig gelesen. In Villach gibt es eine Bim. Verantwortlich dafür ist Boris Sidorenko. Mit mehreren selbst gebauten Straßenbahnen kutschiert er seit rund 15 Jahren Kinder aus dem Villacher Stadtteil Neufellach durch die Gegend und holt seine jungen Mitfahrer auch ein bis zwei Mal pro Woche von der Schule ab, um sie nach Hause zu fahren.

© (c) Thomas Hude

Die Liebe zur Tramway entdeckte Sidorenko, der beruflich im Pflegestab der Humanomed-Privatklinik in Villach tätig ist, früh: „Ich war als Kind mit meinem Vater in Wien, in Graz und die Straßenbahn hat mich sofort fasziniert. Sie läuft ganz anders als ein Omnibus, schön ruhig, bimmelt, hat einfach eine wunderbare Atmosphäre und bringt die Menschen ohne Abgase durch die Stadt.“ Schon im Alter von knapp 15 Jahren hat er seine erste Straßenbahn aus Holzresten auf einem Kinderwagengestell gebastelt. Zudem steuert der Straßenbahn-Romantiker seit gut 45 Jahren an ausgewählten Terminen die Nostalgie-Tramway in Klagenfurt.

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Weil die Aussicht auf eine Straßenbahn in Villach nicht gegeben war, schritt er selbst zur Tat. „Wenn man etwas haben will, was es nicht gibt, muss man es eben selber bauen“, sagt Sidorenko schmunzelnd. Vor 40 Jahren konstruierte er für eine internationale Ausstellung im Congress Center eine Bim, die dann im Foyer zu bestaunen war. Später baute er für seine beiden Söhne einen weiteren Wagen, um sie von der Schule abzuholen. Mit Beleuchtung Blinker, Glocke und Kartenentwerter. „Das hat anderen Kindern natürlich auch gut gefallen. Die sind dann auch gerne mitgefahren, wir haben Haltestellen aufgestellt, ein Liniennetz errichtet“, sagt der Villacher, der 2015 auch eine motorisierte, batteriebetriebene Straßenbahn baute.

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Obwohl seine beiden Söhne mittlerweile erwachsen sind, spielt Sidorenko nach wie vor ein bis zwei Mal pro Woche das Straßenbahntaxi und macht zudem verschiedene Themenfahrten. Weil ihm ein Kinderlachen Freude bereitet und er ihnen neben Spaß und Straßenbahnwissen auch Werte wie Mobilitätsbewusstsein, Höflichkeit und Pünktlichkeit mitgeben möchte: „Die Kinder haben jedenfalls einen Riesenspaß, wenn sie mit mir mitfahren können.“ Was die kleinen Fahrgäste umgehend freudestrahlend bestätigen. Sidorenko freut sich auch über Anerkennung und Lob von Erwachsenen: „Anfangs gab es schon Bedenken. Was werden die Leute sagen, wenn ich kleine und selbst gebaute Straßenbahnen mit Kindern auf der Straße durch die Gegend schiebe.“

Die Beliebtheit seiner Straßenbahnen sprach sich auch bis zum bekannten Restaurant Bachler in Althofen herum. Dort wird heute eine von Sidorenko gebaute Bim bei der Adventkranzsegnung die Fahrt aufnehmen.