Holzschlag-Saison
In knapp 15 Minuten 150 Jahre gefällt

Es ist Holzschlag-Hochsaison – unterwegs im Wald mit drei Klingnauer Forstwärtern, die es eigentlich gerne noch viel kälter hätten im Winter.

Christine Fürst
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Holzschlag in Klingnau
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Hans Brönnimann - Leiter Forstbauamt Klingnau
Us Zimmermann, Timo Metzger, Jörg Inderwildi (von links)
Timo Metzger an der Arbeit
Lehrling Timo Metzger auf der Leiter und Forstwart Urs Zimmermann (unten)

Holzschlag in Klingnau

Das Rattern der Motorsäge wird mit jedem Schritt lauter. «Achtung, Holzschlag!» Das Dreiecksschild auf dem Waldweg zeigt die Gefahr an und die aufgespannten gelben Plastikplanen warnen die Spaziergänger. Nur, Spaziergänger sind im Moment wenige unterwegs, die Temperaturen liegen um die null Grad und der Boden ist nass und matschig. «Wir hätten es lieber noch kälter – dann ist der Boden gefroren und wir machen mit den Maschinen weniger kaputt», sagt Urs Zimmermann. Er ist seit 30 Jahren Forstwart, seit etwas mehr als 10 Jahren jedoch nur noch im Winter: Im Sommer ist er Bademeister.

Vor dem Eingang ins Holzschlag-Gebiet im Klingnauer Gemeindewald steht ein grüner, alter Bauwagen. Rauch steigt auf. Im Innern befinden sich ein Tisch, zwei Bänke und ein kleiner Kachelofen – ohne ihn gehts im Winter nicht.

1695 Festmeter Holz zum Einschlag

Der Wald ist zu 80 Prozent ein Laubholzgebiet, bestehend vor allem aus Buchen und Eichen. Die Buchen sind im Schnitt 120 Jahre alt, die Eichen haben noch 30 Jahre mehr auf dem Buckel. In knapp 15 Minuten ist ein 150 Jahre alter Baum gefällt.

Im vergangenen Sommer kennzeichneten Forstamtsleiter Hans Brönnimann und Forstwart Jörg Inderwildi mit Leuchtfarbe die Bäume, die gefällt werden müssen. 1695 Festmeter Holz sollen geschlagen werden. Dies entspricht rund 100 Lastwagenladungen Holz. Der Zuwachs pro Jahr gibt an, wie viel Holz geschlagen werden darf. Die Bäume werden gefällt, weil sie zu alt sind oder um den jungen Bäumen Platz zu machen.

«Du darfst die Buche fällen!», ruft Urs Zimmermann Lehrling Timo Metzger zu. Zuerst füllt Metzger seine mit Griffheizung ausgestattete Kettensäge mit Benzin auf. Weil die 35 Meter hohe Buche schräg steht, wird sie zuerst mit einem Seil gesichert, damit der Baum später in die vorgesehene Richtungfällt. Dann macht sich Timo Metzger daran, die dreieckige Fallkerbe zu bestimmen: Sie muss in die Fallrichtung zeigen. Und schon ertönt der Motor. Es riecht nach Benzin. Holzspäne sprühen in die Luft.

Die zwei Schnitte sind gemacht. Timo Metzger schlägt das Stück mit einem Beil aus dem Baum. Dann kontrolliert er den Winkel und korrigiert die Fallkerbe ein wenig aus. Es gilt, Fallschäden – Schäden, die durch einen fallenden Baum an einem gesunden Baum entstehen – zu verhindern.

Der Lehrling zeichnet mit einer Kreide das Band ein, eine Bruchkante, die stehen bleibt und als Scharnier funktioniert. Danach sägt er einen horizontalen Schnitt bis zur Bruchkante. Eine Stammpresse am unteren Teil des Stammes verhindert, dass der Stamm nicht aufreisst.

Dann geht alles sehr schnell: Die Forstwärter ziehen sich an einen sicheren Ort zurück, Metzger ruft «Aaaachtung!», der Baum knarrt. Zuerst bewegt sich die Buche langsam, einen Sekundenbruchteil später fällt sie mit lautem Krachen auf dem Boden auf, Holzstücke splittern ab und die Erde vibriert. Das letzte Laub flattert dem Baum hinterher, und der Schnee legt sich langsam wieder.

Danach wird der Baum entastet und der schöne Stamm abgemessen. Er kommt in die Sägerei. Der Rest wird Brennholz oder wird später gehäckselt. Metzger arbeitet bereits an einer noch grösseren Eiche weiter.

Die Sicherheit spielt beim Holzen eine wichtige Rolle. Um diese zu erhöhen, wurde das Forst-Team mit Funk ausgestattet. Die Kommunikation untereinander ist nun einfacher. «Jeder muss wissen, was der andere tut. Man muss Vertrauen haben zueinander», erklärt Urs Zimmermann.