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Beratung oft unzureichend Viele Bausparer verlieren viel Geld

Viele Bausparer in Deutschland verlieren tausende Euro durch schlechte Beratung. "Finanztest" hat 20 Anbieter mit einem einfachen Fall geprüft - vier fielen durch, lediglich drei überzeugten. Die Branche gelobt Besserung.
Baufinanzierung: Der Bausparvertrag ist eine Option, aber nicht immer die beste, wie jetzt eine Untersuchung von "Finanztest" zeigt

Baufinanzierung: Der Bausparvertrag ist eine Option, aber nicht immer die beste, wie jetzt eine Untersuchung von "Finanztest" zeigt

Foto: Thomas Roepke / Corbis

Hamburg - Obwohl Bausparkassen in Deutschland in der Vergangenheit vor allem mit Massenkündigungen wegen zu hoher Zinsen von sich Reden machten, gilt das Bausparen immer noch als beliebt unter den Deutschen: Die Statistiker zählten in der Vergangenheit hierzulande jährlich rund drei Millionen neue Verträge.

Dabei zahlen viele Bausparer nach Einschätzung der Stiftung Warentest wegen schlechter Beratung viel zu viel für ihren Vertrag. Vier von zwanzig Bausparkassen fielen bei einem Test mit der Note "mangelhaft" durch. Lediglich drei der getesteten Bausparkassen konnten mit der Note "gut" überzeugen, teilte die Stiftung am Dienstag mit.

In einem Praxistest hatten Testkunden mit einem einfachen Modellfall jeweils sieben Geschäftsstellen aller 20 Bausparkassen aufgesucht. Der Unterschied zwischen einer guten und schlechten Leistung einer Bausparkasse machte laut Finanztest im Modellfall mehr als 13.000 Euro aus - Geld, das zur Finanzierung der Immobilie letztlich fehlt.

Zu hohe Bausparsummen, lange Ansparphase, verschenkte Förderung

Der Bausparvertrag sollte auf die individuellen Ziele des Kunden abgestimmt sein, sind die Tester überzeugt. Aber genau daran haperte es offenbar bei den meisten Angeboten.

Zentraler Fehler: Die Berater verkaufen den Kunden Verträge mit viel zu hohen Bausparsummen. Das lohnt sich vor allem für die Kassen, die bis zu 1,6 Prozent Abschlussgebühr kassieren.

Das Problem für den Kunden: Der Zeitpunkt der Auszahlung rückt damit in weite Ferne. Viele Test-Kunden hätten ihr Geld erst in 15 oder 20 Jahren erhalten - statt wie gewünscht in zehn. In einem Fall hätte der Kunde nach zehn Jahren nicht einmal ein Drittel des Mindestguthabens erreicht.

Ein Problem dabei auch: Sparen Kunden über einen langen Zeitraum zu viel Geld an, bringen sie sich um den eigentlichen Vorteil des Bausparens. Denn je höher die Summe ausfällt, desto geringer ist der günstige Kredit bei Zuteilung.

Transparenz lässt zu wünschen übrig

Zudem bemängelten die Tester die teils "erdrückend hohen" Raten für die Rückzahlung des Bauspardarlehens, die in dem vorgegebenen Modellfall für die Kunden kaum zu stemmen gewesen seien.

Auch hätten Berater in ihren Angeboten die mögliche Riester-Förderung nicht berücksichtigt. Verschenktes Geld meint "Finanztest": Zum einen hätte der Testkunde 154 Euro staatliche Förderung erhalten und 550 Euro weitere Steuervorteile einstreichen können - jährlich, wohlgemerkt.

Viele Bausparberater informierten darüber hinaus offenbar so schlecht über ihre Angebote, dass die Kunden kaum eine Chance hatten, den Vorschlag zu Hause zu prüfen oder mit anderen Angeboten zu vergleichen. Eine Bausparkasse habe bei vier von sieben Beratungsgesprächen sogar lediglich einen Schmierzettel mit grob geschätzten Angaben zum angeboten Vertrag überreicht.

Was der Kunde beachten sollte

Angesichts der schwachen Testergebnisse für die Branche gelobt der Verband der Privaten Bausparkassen Besserung und will möglichen Versäumnissen bei der Kundenberatung auf den Grund gehen.

In einzelnen Beratungen seien offenbar Fehler gemacht worden. "Dies gilt es jetzt genauer zu analysieren", erklärte Verbandssprecher Alexander Nothaft am Dienstag. "Danach werden wir überlegen, welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind." Zuerst sei dies aber natürlich die Aufgabe der Institute, bei denen Mängel aufgetreten seien, adressierte Nothaft klar die Verantwortlichen.

Beim Bausparen zahlt der Verbraucher in einen Vertrag ein. Hat er 40 bis 50 Prozent der vereinbarten Bausparsumme erreicht, bekommt er das Guthaben und den Rest als Kredit ausgezahlt. Der Kredit muss dann in monatlichen Raten getilgt werden.

Branche will Konsequenzen ziehen

Die Tester empfehlen Kunden, mindestens zwei Angebote von verschiedenen Bausparkassen einzuholen. Sie sollten sich auf das Beratungsgespräch gut vorbereiten und sich auch über folgende Fragen im Klaren sein:

Wann voraussichtlich muss die Immobilie finanziert werden? Wie viel kann ich monatlich sparen? Welche weiteren Mittel kann ich zur Immobilienfinanzierung einsetzen? Gibt es weitere Mittel, die für die Immobilienfinanzierung einsetzen kann?

Auf dieser Basis sollte der Berater ein konkretes Angebot mit Sparplan - und sind die Kosten der Immobilie absehbar - samt Tilgungsplan erstellen. Tarif, Bausparsumme, Datum der Zuteilungsreife, mögliches Guthaben und Darlehen, Höhe der Monatsraten - zu all diesen Aspekten sollte das Angebot klare Angaben machen.

Das Angebot des Beraters sollte auch sämtliche mögliche Zulagen und Steuervorteile beinhalten, die für den Kunden in Frage kommen. Wichtig sei auch der Hinweis darauf, wie hoch das ausgezahlte Guthaben ist, sollte der Kunden keine Immobilie kaufen oder modernisieren wollen.

mit Material von afp

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