Gemeinderatswahl 2020
Lannach: Ein Ortskaiser zieht in seinen sechsten Wahlkampf – trotz Anklage

Im wohl modernsten Rathaus des Bezirks sitzt die Lannacher Gemeindeführung. | Foto: Petru Rimovetz
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Mit Spannung wird die Gemeinderatswahl in Lannach erwartet: Wird die Anklage der Staatsanwaltschaft Bürgermeister Josef Niggas schaden?

LANNACH. Wenn es um den längstdienenden Bürgermeister im Bezirk geht, kann man auch zeitlich etwas ausholen: Bis 1995 war Lannach noch eine mehrheitlich rote Gemeinde – zum Bürgermeister wurde damals aber ein junger Kandidat namens Josef Niggas von der ÖVP gewählt. Der konnte noch im gleichen Jahr die Markterhebung Lannachs entgegennehmen, fünf Jahre später drehte er den Ort. 2000 holte seine ÖVP erstmals die absolute Mehrheit mit acht Mandaten, die man seitdem bei jeder Wahl kontinuierlich ausbaute: Seit 2015 hält die Volkspartei bei 14 Sitzen im Gemeinderat. Niggas (62) wird auch in seinem 26. Amtsjahr nicht amtsmüde: Heuer führt er die ÖVP zum sechsten Mal in den Wahlkampf, bereits vor einem Jahr wurde er einstimmig als Spitzenkandidat bestätigt. Trotz Vorwürfen der sexuellen Belästigung und eines heftigen Rechungshofberichts, der just in dieser Woche zu einer Anklage der Staatsanwaltschaft führte. Auch 32 unrechtmäßig ausgestellte Wahlkarten bei der Gemeinderatswahl 2015 werden vom Staatsanwalt angeführt, die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen. Das alles gießt noch einmal ordentlich Feuer in den Lannacher Wahlkampf, zuletzt schien es im Ort, als würden die Vorwürfe an Niggas eher abprallen.

1995 brach in Lannach eine neue Zeitrechnung an: Damals wurde Josef Niggas Bürgermeister, seitdem baute die ÖVP ständig ihre Mehrheit aus. | Foto: WOCHE
  • 1995 brach in Lannach eine neue Zeitrechnung an: Damals wurde Josef Niggas Bürgermeister, seitdem baute die ÖVP ständig ihre Mehrheit aus.
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Die Opposition hofft natürlich auf das Gegenteil. Die Nummer zwei in Lannach ist seit zehn Jahren eine Bürgerliste: 1995 als „Lannacher Bürgerforum“ mit zwei Mandaten eingezogen und 2000 wieder ausgeschieden, trat man 2005 als „Offene Bürgerliste Lannach“ erneut an. Die OBL holte vier Mandate, die man auch heute hält. Spitzenkandidat Andreas Tanzbett (51) will als zweiter Vizebürgermeister seinen Sitz im Gemeindevorstand halten. Überhaupt ist Lannach ein gutes Pflaster für Unabhängige: In den letzten 30 Jahren schafften es noch zwei weitere Bürgerlisten in den Gemeinderat.

Einen solchen Sitz im Gemeindevorstand hat die SPÖ seit zwei Funktionsperioden nicht mehr. Dabei stellte man einst jahrzehntelang den Bürgermeister, von der Wahl Niggas’ (mit Stimmen von zwei Bürgerlisten) erholte man sich bis heute nicht so recht. Mit Spitzenkandidat Manfred Jaritz, langjähriger Gemeinderat, soll es wieder besser gehen. Man möchte den Vorstandssitz holen, auf den zuletzt nicht viel fehlte.

Bei den beiden Wahlen 2019 lagen die Roten noch hinter der FPÖ – allerdings sind die Blauen auf Gemeindeebene schwächer. 2010 flog man aus dem Rathaus, 2015 misslang der Wiedereinzug klar. Der soll nun gelingen, mit Jacqueline Pucher gibt es wieder eine sehr junge Spitzenkandidatin.

Zukunftsthemen

Lannach gilt nicht nur als „Tor zum Schilcherland“, sondern auch als eine der aufstrebendsten Gemeinden der Steiermark. Durch zahlreiche Betriebsansiedlungen haben sich die Einnahmen aus Kommunalsteuern in den letzten 25 Jahren mehr als verzehnfacht, rund fünf Mio. Euro nimmt die Marktgemeinde jährlich ein. Damit liegt Lannach bei der Steuerkraft-Kopfquote in den Top 3 der Steiermark. Dementsprechend wuchs auch die Einwohnerzahl seit 1990 um rund 1.000 Personen (2005 musste daher auch der Gemeinderat vergrößert werden). So zählt Lannach derzeit Arbeitsplätze für 3.700 Beschäftigte, bei einer Einwohnerzahl von 3.500. Gerot Lannach, eines der Top-10-Unternehmen der Steiermark, baut bis 2021 ein neues Produktionsgebäude. Die B76 von Lannach zur Autobahnauffahrt könnte in den nächsten Jahren verbreitert werden.


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Im wohl modernsten Rathaus des Bezirks sitzt die Lannacher Gemeindeführung. | Foto: Petru Rimovetz
1995 brach in Lannach eine neue Zeitrechnung an: Damals wurde Josef Niggas Bürgermeister, seitdem baute die ÖVP ständig ihre Mehrheit aus. | Foto: WOCHE
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