Austrocknung droht
Tiefstand: Keine Badesaison am Zicksee
Die trockenen Sommermonate machen nicht nur dem Neusiedeler See zu schaffen. Die Situation am Zicksee im Seewinkel ist mittlerweile dramatisch. Laut hydrographischem Dienst des Landes gab es seit Beginn der Messungen keinen so niedrigen Wasserstand - Der Zicksee droht auszutrocknen.
ST. ANDRÄ AM ZICKSEE. Der Zicksee ist so wie auch der Neusiedler See zum größten Teil abhängig vom Regenwasser. Während es im Westen des Landes im Juli überdurchschnittlich viel Niederschlag gab, war es hingegen im Burgenland meist niederschlagsarm. Laut ZAMG, der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, war die Gesamtzahl der Tage mit mindestens 30 Grad im Juni sehr hoch und erreichte im Nordburgenland den Rekordwert mit elf Hitzetagen. Im Juli wurden im Nordburgenland acht Hitzetage gemessen. Das nördliche Burgenland zählte zu den absolut niederschlagsärmsten Gebieten in Österreich. Die Folgen sind an den Seen im Burgenland zu erkennen: Im Zicksee ist das Wasser nur noch 25 bis 30 Zentimeter tief und auch der Abstand vom begrünten Ufer bis zur Wassergrenze ist bereits 80 bis 100 Meter breit.
Bakterien im Wasser
„Der Zicksee ist ein Reservoir, wo zahlreiche Vögel und Tiere ihre Nahrung finden. Aufgrund des geringen Wasserstandes, der Hitze und des Kots der Tiere haben sich Streptokokken gebildet. Wir selbst führen aus diesem Grund keinen Badebetrieb und haben ein Schild mit der Warnung ‚Baden auf eigene Gefahr' montiert", berichtet Bgm. Andreas Sattler (ÖVP), der ergänzt: „Ein Badebetrieb ist aus meiner Sicht unverantwortlich." So wurde auch bereits die Rutsche seitens der Gemeinde eingezogen.
Tiefstand seit Jahren
Das Problem des niedrigen Wasserstands ist bereits seit Jahren bekannt. 2010 wurde für eine Dauer von zehn Jahren dem See eine Dotierungsmenge von 300.000 Kubikmetern Wasser zugefügt. Jedoch verdunsten Schätzungen zufolge rund 730.000 Kubikmeter Wasser jährlich. Heuer wurde unter der Leitung der Taskforce Neusiedler See-Seewinkel an einer neuen Lösung gearbeitet.
Neue Projektphase
„Seit dem 1. Mai wurde in Abstimmung mit der Landesregierung ein neue Projektphase gestartet. Aus Grundwasserbrunnen werden bis in den Herbst hinein 100 Liter Wasser pro Sekunde in den See geleitet, während 60 Liter pro Sekunde verdunsten. Wir hoffen so einen Vorschuss an Wasser für das nächste Jahr zu erreichen“, berichtet Sattler. Besonders im Herbst, wo die Temperaturen sinken, will man Vorräte anlegen. Jedoch hofft Sattler auf ein weiteres Projekt. Auf ungarischer Seite soll eine Ableitung aus der Moson-Donau errichtet werden. Dieses Wasser soll in den Neusiedler See und auch in den Zicksee geleitet werden. „Alle Rettungsversuche bis jetzt sind schiefgelaufen, ich sehe die ungarische Leitung als Rettungsanker", so Sattler.
Kritik am Projekt
Klimaexperten und Naturschützer sehen diese Zufuhr kritisch und warnen: „Das Seewasser hat eine spezielle Chemie. Sollte zu viel weiches Donauwasser in den See gelangen, würde er noch schneller verlanden. Der See ist ein ökologisches System und der Wasserstand hängt vom Niederschlag ab, außer man greift massiv ein, dies hätte aber massive ökologische Folgen für etwa die Natur und Vogelwelt und die sind touristischer Faktor in der Region", so Herbert Formayer von der Universität für Bodenkultur.
Eingriff in den 60er-Jahren
Laut Studien sei nicht nur die große Hitze schuld daran, dass der Zicksee auszutrocknen droht, sondern auch der Uferbelag. Aufgrund des stark ansteigenden Wasserspiegels wurde in den 60er-Jahren der Lehmboden am Ufer abgetragen und durch Schotter ersetzt. So konnte das Wasser schneller absickern. Die Rückführung des Ufers zu seinem Urzustand wurde öfters diskutiert, wäre aber auch mit sehr hohen Kosten verbunden.
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