Großwarasdorf - Veliki Boristof
Das Herzstück der kroatischen Volksgruppe im Bezirk
Großwarasdorf ist das Herzstück der kroatischen Volksgruppe im Bezirk Oberpullendorf und ein Synonym für ganzheitlich gelebte Zweisprachigkeit.
GROSSWARASDORF. Der Ort gehörte, wie das gesamte Burgenland, bis 1920/21 zu Ungarn und trug den Namen „Nagybarom“. Damals war ungarisch Amtssprache. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde Deutsch-Westungarn in den Verträgen von St. Germain und Trianon 1919 Österreich zugesprochen und das neue Bundesland Burgenland gegründet.
Volksgruppe Burgenlandkroaten
Im Grenzgebiet zwischen Österreich und Ungarn lebten zu dieser Zeit aber auch viele Menschen kroatischer Herkunft. Die sogenannten Burgenlandkroaten waren nach den Türkenkriegen von ihren Grundherren in das Gebiet im Westen des damaligen Königreichs Ungarn umgesiedelt worden. In der Folge hat sich die Volksgruppe in der Region um Großwarasdorf fest etabliert und hat Sprache und Brauchtum aus der Heimat weiterhin gepflegt. Das "Burgenlandkroatisch" hat sich als eigene Sprachvariante gebildet. Heute weist Großwarasdorf mit ca 80% den höchsten kroatisch-stämmigen Bevölkerungsanteil im ganzen Burgenland auf.
Identität sichtbar gemacht
In der Gemeinde wurden am 13. Juli 2000 die ersten offiziellen zweisprachigen Ortstafeln im Burgenland aufgestellt und damit wurde die Identität der Burgenlandkroaten sichtbar gemacht. Im Alltag der Bevölkerung ist die Zweisprachigkeit allgegenwärtig. Sämtliche öffentlichen Gebäude, alle Hinweisschilder und Straßennamen sind zweisprachig gehalten.
Bildung, Kirche und Kultur
Die Pflege der kroatischen Sprache und Kultur dokumentiert sich sehr stark im Bildungsbereich. Im Ort befinden sich eine zweisprachige Volksschule und eine zweisprachige Neue Mittelschule. Bereits in der Kinderkrippe und im Kindergarten wird die Zweisprachigkeit gelebt. Ergänzend zur Schule gibt es auch Nachmittagsbetreuung im zweisprachigen Hort. Damit wird die Weitergabe der kroatischen Sprache an nachfolgende Generationen gesichert.
Auf Wunsch der Bevölkerung werden Gottesdienste in kroatischer Sprache angeboten.
Nicht zuletzt hat sich der Kulturverein Großwarasdorf, die KUGA (Kulturna Zadruga), neben der Organisation von Kulturveranstaltungen auch die Förderung von Mehrsprachigkeit zur Aufgabe gemacht.
Rückläufige Entwicklung
Trotz aller Bemühungen um die kroatische Identität schreitet ein Assimilierungsprozess zugunsten einer nationalen Nivellierung fort. Nachkommende Generationen wandern wegen besserer beruflicher Möglichkeiten in die Ballungszentren ab, die Eltern und Großelterngeneration reduziert sich stetig. Im Lauf der letzten 100 Jahren ist die Einwohnerzahl der Gemeinde Großwarasdorf auf ein Drittel geschrumpft. In jüngster Zeit ist jedoch ein verstärktes Bewusstsein für die Lebensqualität im ländlichen Bereich zu bemerken. Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich dieser Trend auf die Bevölkerungsstruktur und den Spracherhalt in der Region auswirkt.
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